Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
bezahlt? Und er hatte so wenig dafür verlangt. Ihn nur einfach lieben und sich um ihn kümmern zu dürfen. Bloß, um als Gegenleistung dafür ein Quentchen Zuneigung zu erhalten. Er war durch diesen erhellenden Einblick in den Edelmut seiner Seele zutiefst bewegt, und daher vergoß Avery eine untröstliche Träne.
      Aber die Träne war noch nicht ganz auf seiner weichen Wange getrocknet, da hatte der kalte Finger der Vernunft bereits auf etwas gedeutet, was ihn zutiefst beunruhigte: nämlich, daß sich für eine angemessene Summe durchaus Leute finden würden, die für ihn kochten und bügelten. Tim hatte früher als hervorragender Latein- und Französischlehrer ein blendendes Gehalt verdient, von dem sich durchaus ein angenehmes Leben führen ließ. Zweifellos konnte er das auch jetzt wieder tun. Und wenn Avery all diese Worte, die momentan wie Tiger um sein Herz schlichen, herausließ, sobald Tim zurückkam, dann würde dieser vermutlich einfach wieder seinen Mantel anziehen, seinen Borsalino aufsetzen und erneut fortgehen, aber diesmal für immer. Und tatsächlich (Avery fühlte sich krank vor Sorge) war es selbst dann, wenn er die größten übermenschlichen Anstrengungen auf sich nahm, um sich zu beherrschen und ruhig und verständnisvoll zu verhalten, wahrscheinlich schon zu spät. Hatte doch Tim bereits jemand anderen getroffen.
      Leise stand Avery auf und schaltete das Licht an. Er hatte das Gefühl, sich bewegen und herumlaufen zu müssen. Avery dachte daran, zum Revier zu gehen und Tim dort abzuholen. Er wollte das Schrecklichste direkt von ihm erfahren. Doch dann, als er seinen Mantel schon angezogen und die Tür geöffnet hatte, erkannte er, daß dies ein sehr dummes Vorhaben war. Denn Tim haßte nichts mehr, als wenn Avery »hinter ihm hergekrochen kam«. Auch hatte ihm (Avery warf seinen Mantel auf das himbeerfarbene Sofa) sein kurzer Ausflug zur Tür klargemacht, daß ihm unglaublich schwindlig und übel war. Er setzte sich an den Tisch, aber es bereitete ihm ziemliche Mühe, aufrecht dazusitzen. So hielt er sich an der Tischkante fest und kam sich dabei vor, als säße er in der Drehtür seiner Emotionen fest. Ihn hatten leidenschaftliche Eifersucht, Wut, bohrende Angst, sinnliche Lüsternheit und Mißtrauen bereits in einem Affentempo heimgesucht, aber nun schien er all diese Gefühle auf seinem Weg zurück ins Wohnzimmer wieder anzutreffen.
      Avery gab sich zwar die größte Mühe, wieder aus diesem dicken Sumpf der Erbärmlichkeit freizukommen. Er trank einige große Gläser Perrier und setzte sich ruhig hin, um sich zu sammeln. Er versuchte, so zu denken, wie Tim das tun würde. Schließlich konnte das, was einmal geschehen war, nicht wieder ungeschehen gemacht werden. Vermutlich, dachte Avery ängstlich, mache ich bloß wieder aus einer Mücke einen Elefanten. Wahrscheinlich war das genau das, was Tim erwartete. Armer Tim. Erst Stunden auf der Polizeiwache hocken und dann nach Hause kommen, um dort mit einer rasenden Schreierei und einem üblen Krach konfrontiert zu werden. Wie bemerkenswert und verwunderlich wäre es, wenn er dagegen von einem ruhigen, lächelnden, natürlich etwas distanzierten, aber zur Vergebung bereiten Freund begrüßt werden würde. Diejenigen aber, die frei von Sünde sind und so weiter und so fort. Avery kaute dieses ganze Gewäsch gründlich durch. Was würde es denn bringen, sauer auf Tim zu sein? Nur weil er nicht wirklich treu sein konnte? Ich liebe ihn ja nun mal so sehr, weil er eben ganz anders ist als ich, erkannte Avery, der jetzt vor lauter Sentimentalität melancholisch wurde. Wie stolz wird er sein, wenn er sieht, wie gut ich tatsächlich mit solchen Dingen umgehen kann. Er wird mich für sehr reif und weise und unvoreingenommen halten angesichts meiner Reaktion auf diese erste echte Katastrophe. Als Avery hörte, daß sich ein Schlüssel im Schloß umdrehte, war seine Brust geschwollen wie die eines werbenden Truthahnes. Einen Moment später stand Tim vor ihm.
      Avery brüllte: »Du treuloser Bastard!« und warf eine der chinesischen Schalen nach ihm. Tim duckte sich, die Schale traf die Türfassung und zersprang in kleine Stücke. Als sich Tim bückte, um sie aufzuheben, schrie Avery: »Laß es sein! Ich will sie nicht mehr. Keine davon. Sie kommen alle in den Mülleimer!«
      Tim ignorierte ihn, sammelte die Teile auf und legte sie auf den Tisch. Dann holte er sich ein sauberes Glas aus der Küche und schenkte sich etwas von dem Clos St.

Weitere Kostenlose Bücher