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Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder

Titel: Inspector Barnaby 01 Die Rätsel von Badgers Drift 02 Requiem für einen Mörder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Fenster. Das unterschwellig feindselige Schweigen dehnte sich in die Länge.
      Judy Lessiter richtete einen brennenden Blick auf die Zeitung, hinter der sich ihr Vater verschanzt hatte. Am liebsten hätte sie diesen Schutzschild versengt wie ein durch eine Lupe verstärkter Sonnenstrahl und zugesehen, wie sich das Papier erst braun, dann schwarz verfärbte und in Flammen aufging, um sein dümmliches, erstauntes Gesicht freizugeben.
      Der schreckliche Tag, an dem die beiden mit identischen goldenen Ringen an den Fingern auf der Schwelle gestanden hatten, lag jetzt fünf Jahre zurück. Er war die vorangegangene Nacht außer Haus gewesen und hatte ihr weisgemacht, er müßte bei einem sterbenden Patienten bleiben. Diese abscheuliche, gemeine Lüge würde sie ihm nie verzeihen können. Sie war nicht einmal mehr sicher, ob sie ihn noch liebhaben konnte. Ihre Freude an seinem täglich wachsenden Unbehagen und seinem Unglück sprach eindeutig dagegen.
      Vom ersten Augenblick an hatte sie heftigen Widerstand geleistet gegen Barbaras halbherzige Versuche, ihr Ratschläge mit den Kleidern und dem Make-up zu geben und ihr Zimmer anders einzurichten. Sie mochte ihr Zimmer so, wie es immer gewesen war - mit den alten Spielsachen, der Patchwork-Decke, den Schulbüchern und allem anderen -, und fand Barbaras Vorschläge, es mit gerüschten Vorhängen, kitschigen Tapeten und Teppichen femininer zu gestalten, fürchterlich. Sie war auch, sagte sie sich selbst, viel zu intelligent, um sich mit den blöden Zeitschriften zu befassen, die Barbara unaufhörlich las. Barbara hatte sie mit Diätvorschriften gequält, als wäre man ein neuer Mensch, wenn man sich halb zu Tode hungert! Aber die gute Stiefmama behielt das mütterliche Getue nicht lange bei und verfolgte bald ihre eigene tägliche Routine, an der sie seither festhielt. Sie gab der Haushaltshilfe Anweisungen, ging zum Friseur, ins Fitneßstudio und in Boutiquen und lümmelte ansonsten im Haus herum, um sich mit Modemagazinen und den albernen Frauenzeitschriften zu beschäftigen.
      Judy war nicht glücklich. Seit dem Tod ihrer Mutter war sie nicht mehr glücklich, nicht mehr so unbeschwert und frei wie ein behütetes und von beiden Elternteilen geliebtes Einzelkind gewesen. Doch das Elend von Barbara und ihrem Vater tröstete sie über manches hinweg. Und dann war da noch Michael Lacey. Vielmehr er war nicht für sie da, und er würde es auch niemals sein - das mußte sie sich immer und immer wieder sagen, wenn sich das kleine Würmchen Hoffnung in ihr Herz schlängelte. Nicht nur weil er viel zu gut aussah (selbst noch nach seinem Unfall war sein Gesicht wunderschön), sondern auch wegen seiner Arbeit. Ein Maler mußte frei sein. Erst letzte Woche hatte er ihr erzählt, daß er auf Reisen gehen wollte, um in Venedig, Florenz und Spanien zu studieren. Ihr entfuhr ein gequälter Schrei: »Wann, wann?«, aber er erwiderte nur mit einem Achselzucken: »Eines Tages ... bald.« Seit ihrer Verlobung war seine Schwester Katherine kaum noch zu Hause, und Judy ging manchmal zu seinem Cottage, räumte auf, putzte ein bißchen und kochte ihm Kaffee. Nicht zu oft. Sie versuchte, ihre Besuche zu dosieren, in der Hoffnung, daß er sie dann hin und wieder vermissen würde.
      Vor zwei Wochen hatte er ihren Arm genommen und sie zum Fenster geführt, einen Finger unter ihr Kinn gelegt und ihr Gesicht eingehend gemustert. »Ich möchte dich malen. Du hast faszinierende Augen«, sagte er in sachlichem Ton, als wäre er ein Bildhauer und sie ein vielversprechender Steinklumpen, aber Judys Herz schmolz dahin, und ihre Träume nahmen eine neue Dimension an. Er hatte nie wieder davon gesprochen. Erst neulich war sie abends zu seinem Cottage gegangen und hatte durchs Fenster gesehen, daß er arbeitete. Sie war wieder weggeschlichen, weil sie nicht den Mut aufbrachte, ihn zu stören. Seither war sie nicht mehr bei ihm gewesen - sie fürchtete, daß sie seine Geduld mit einem unerwünschten Besuch zu sehr auf die Probe stellen und das herbeiführen könnte, was für sie der furchtbarste Schicksalsschlag wäre: die endgültige Zurückweisung.
      Trevor Lessiter faltete die Zeitung zusammen und musterte verstohlen seine Tochter, die wie immer meilenweit von ihm entfernt war. Er fragte sich, woran sie wohl dachte und wie es möglich war, daß man jemanden, den man täglich sah, so sehr vermissen konnte. Er war froh, daß sie sich trotz der Anspielungen seiner Frau nicht dazu hatte verleiten

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