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Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende

Titel: Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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wie eine Seemannskajüte. Ein Minimum an Möbeln. Zwei helle Eichenstühle mit hohen, geraden Lehnen, ein schmales Bett, ein Kartentisch, ein Schrank mit einer leeren Schuhschachtel (das Etikett kündete von eleganten italienischen Slippern) und eine Kommode mit mehreren Schubladen. An der gegenüberliegenden Wand war ein einfaches Holzbrett mit drei Haken angeschraubt worden. Die Bettdecke war aus weißem grobem Baumwollstoff gefertigt, wie man sie auf Eisenbettgestellen in Männerwohnheimen fand. Der Bettüberwurf war krankenhausmäßig umgeschlagen und straff über die Matratze gespannt. Die strenge Zurückhaltung paßte gut zum restlichen Raum, in dessen puritanischer Schlichtheit eine Falte extrem wollüstig gewirkt hätte. An einer der Wände hing ein Poster mit folgendem Ausspruch: Gott ist ein Kreis, Dessen Zentrum überall und dessen Grenzen nirgendwo sind.
      Troy kontrollierte die Schubladen. Leer. Barnaby ließ seinen Blick schweifen und wunderte sich über den augenfälligen Beweis, daß es eine direkte Verbindung zwischen physischer Unbequemlichkeit und spiritueller Verwirklichung gab. Er dachte an Bettelmönche in Büßerhemden, an Selbstgeißelung, an Yogis, die jahrelang in Höhlen zubrachten, an Märtyrer, die sich in die Flammen stürzten oder den gefräßigen Mäulern großer Raubkatzen auslieferten. Diese Form der Lebensführung kam dem Inspector sinnlos vor. Er liebte seine Bequemlichkeiten. Den vielbenutzten Sessel nach einem langen Tag, Musik, die aus offenstehenden Terrassentüren schallte. Er liebte es immer noch, mit Joyce ins Bett zu gehen. Oder an einem warmen Feuer zu sitzen und die klaren Konturen ihres Profils zu beobachten.
      Dem Chief Inspector war es nicht gegeben, sich länger mit philosophischen Themen zu beschäftigen. Was nicht nur daran lag, daß es ihm an der nötigen Zeit mangelte, sondern auch dem Umstand zuzuschreiben war, daß derlei Gedanken in seinen Augen unerhört hochtrabend waren. Er gab sich Mühe, ein anständiges Leben zu führen. Er sorgte für Frau und Tochter, ging einer anständigen Arbeit nach und unterstützte ein halbes Dutzend karitativer Einrichtungen. Er hatte wenig Freunde, da er seine knapp bemessene Freizeit gern mit seiner Familie verbrachte, doch die Freunde, die er besaß, konnten sich in schwierigen Zeiten auf seine Unterstützung verlassen. Insgesamt hatte er es - seiner eigenen Einschätzung nach - nicht schlecht getroffen. Eigentlich sogar so gut, daß die Waagschale - sollte es so einen hinterlistigen metaphysischen Witz wie das Jüngste Gericht geben - in seine Richtung ausschlug.
      »Nicht viel für ein ganzes Leben, nicht wahr, Sir?« Troy war an das Bücherregal getreten. Drei Holzbretter, die auf einer ‘ Reihe amethystfarbener Steine aufgeschichtet waren. Er kniete sich hin, um ein Buch aus dem untersten Regal hervorzuziehen. »Hier gibt es einen Schinken über Wölfe.« Er reichte es weiter. »Meine Biographie von R. R. Hood.« Er kicherte.
      Barnaby wußte nie zu sagen, ob sein Sergeant sich tatsächlich für witzig hielt. Das Gegenteil anzunehmen war unhöflich. Er warf einen Blick auf den Buchrücken. Der Autor war ein gewisser Wolf Messing, der auf dem Umschlag als »wichtigster russischer Seelenheiler« ausgewiesen wurde. Barnaby machte sich daran, selbst ein Buch herauszuziehen. Deathing: Eine intelligente Alternative, den Tod bewußt zu erleben von Anya Foos-Graber. Aufgeheitert durch die Nachricht, daß es eine Alternative gab, tat es dem Inspector nur leid, daß es dem armen alten Jim nicht gelungen war, das Prinzip zu erfassen.
      Entweder das, oder er hatte keine Zeit gehabt, seine Intelligenz ins Spiel zu bringen.
      »Ist besser, wenn wir sie alle durchsehen - man weiß ja nie.« Die beiden Männer zogen einen Band nach dem anderen heraus und blätterten sie durch. In der irrigen Annahme, ausschließlich auf fernöstliche Themengebiete zu stoßen, überflog Barnaby angenehm überrascht die Titel. Sufismus, Buddhismus, Sagen, Mythen und Legenden über Druiden, Runensysteme, Rosenkreuzer, eine Jung-Fibel. Und es gab auch Bücher zu I Ging, zu UFOs, The Tao of Physics und das Arkana Dictionary of New Perspectives. Die meisten waren gebrauchte Taschenbuchausgaben. Der dickste Band hatte drei Pfund fünfundsiebzig, der billigste fünfundzwanzig Pence gekostet.
      »Er muß doch auch persönliche Gegenstände besessen haben, Chief?« Troy blätterte das letzte Buch durch und stellte es vorsichtig zurück. »Die

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