Inspector Barnaby 03 - Ein Böses Ende
Schließlich ist er gerade erst gestorben.«
Felicity stieß einen lauten Schrei aus, fiel zur Seite und hing wie ohnmächtig über dem Bettrand. In diesem Moment kam May ins Zimmer gerauscht.
»Sie dummer Hund, Gavin«, schimpfte Barnaby auf der Rückfahrt zum Revier.
»Ähm, woher hätte ich das wissen sollen? Sie lag da wie der aufgewärmte Tod. Daher nahm ich an, jemand habe ihr längst die guten Neuigkeiten überbracht. Sir Sinjhan Furzheimer ist gegen zehn Uhr morgens dagewesen.« Verdrießlich blickte er zu Boden. »Ich kriege hier für alles mögliche die Schuld in die Schuhe geschoben.«
Wieder bin ich der Prügelknabe. Hätte Installateur werden sollen. Oder Streckenarbeiter wie mein Vater. Kaum ging er in Gedanken diese Alternativen durch, wußte Troy, daß das nicht sein Ernst war. Seit jeher hatte er Polizist werden wollen, liebte es, Polizist zu sein, würde niemals einen anderen Beruf ausüben. Was nichts daran änderte, daß es Zeiten gab, in denen ihm das ewige Genörgel, die Schreibarbeiten, das Herumschnüffeln, das doppelte Händeschütteln, die schwammige Einstellung der Außenseiter, die nie das Durcheinander ausräumen mußten, die politische Einmischung, die Notwendigkeit, die Klappe zu halten, falls man vorwärtskommen wollte, und all die anderen täglichen Irritationen gegen den Strich gingen und ihn zu überwältigen drohten.
Troys schmaler Mund und die roten Flecken auf seinen Wangen brachten Barnaby zu der Einsicht, wie unfair er gewesen war. Die Annahme, daß Felicity über den Tod ihres Mannes in Kenntnis gesetzt worden war, war nicht aus der Luft gegriffen, was nichts daran änderte, daß sein Sergeant die ganze Angelegenheit nicht besonders geschickt angefaßt hatte. Sein moderates Level an akademischer Bildung war für Troy ein wunder Punkt. Stempelte man ihn als dumm ab, stach man direkt in offene Wunden. Normalerweise vertrat der Chief Inspector die These, daß das Leben eben hart war, und hätte es dabei belassen, doch heute war er großmütig gestimmt.
»Dieser Fehler hätte jedem unterlaufen können, Sergeant.«
»Sir.«
Mehr brauchte es nicht. In Windeseile war Troys Selbstbewußtsein wieder in Topform. Schon fragte er sich, ob diese ungewohnte Nachsichtigkeit Ermunterung genug war, vorsichtig das Dauerthema Talisa Leanne anzuschneiden. Er murmelte ein paar Worte. Nur eine kleine Anspielung, nichts Besonderes. Auf Barnabys abwesendes Nicken hin begann er umgehend, sich über den Charme, die Schönheit, die ungewöhnliche Wachstumsrate (Größe, Zähne, Haare, Nägel), die Sprachentwicklung, ihren Teddybär (wie geschickt sie mit ihm umging) und die musikalische Begabung (kreatives Trommeln mit einem Kochtopfdeckel) des Babys auszulassen. Und über ( das letzte Gemälde, das mit einem Magneten an der Kühlschranktür befestigt und dem Pudel des Kindermädchens wie aus dem Gesicht geschnitten war.
Barnaby war es gewohnt, auf Durchzug zu schalten. Er dachte an Jim Carters kärglichen Raum. Ein Mann, der sich ernsthaft mit seinem Glauben auseinandersetzte, der freundlich zu seinen Mitmenschen war. Ihm ging das Fitzelchen Unterhaltung durch den Kopf, das May aufgeschnappt hatte.
»Was hast du getan? Falls sie beschließen, eine Obduktion vorzu-«
Eine Obduktion? Was sonst, zwei Tage nach einem unerklärlichen Todesfall? Fürchteten Craigie (vermutlich) und wenigstens eine andere Person so eine Vorgehensweise? Mittlerweile war auch Craigie tot. Standen die beiden Todesfälle miteinander in Beziehung?
In diesem Stadium waren Spekulationen fruchtlos. Pure Energieverschwendung. Darüber hinaus beeinträchtigten sie die Konzentration. Weiß Gott, dachte Barnaby, ich habe schon genug Probleme zu lösen. Die neue Information mußte erst mal hintangestellt werden und warten, bis die Zeit reif war.
Es dauerte nicht lange, bis die Zeit dann tatsächlich reif war. Gleich am nächsten Tag warfen weitergehende Auskünfte ein ganz neues und sehr beunruhigendes Licht auf Jim Carters Tod.
* 11
Frühstück chez Barnaby. Cully und Joyce teilten sich den Independent. Tom knabberte an einem sehr labbrigen, sehr rosafarbenen, sehr feuchten Etwas.
»Ich würde wünschen, du würdest den Speck richtig braten. Warum kriegen wir nie knusprigen?«
»Letztes Mal, als ich knusprigen Speck servierte, hast du behauptet, er sei verbrannt.«
»Er war verbrannt.«
»Wo wir gerade vom Essen sprechen«, Cully faltete
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