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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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schwer erkrankte ... mit über neunzig Jahren ... hat er ihn bis zum Tode zu Hause gepflegt.«
      Für Barnaby klang das so, als sei Liam doch zu einer gewissen Liebe fähig gewesen. Aber er schwieg, um den Redefluß des Schriftstellers nicht zu unterbrechen.
      »Conninx hatte Liam als Alleinerben eingesetzt. Er erbte das Haus, viel Geld und sämtliche Gemälde, deren Wert sich nach dem Tod des Künstlers mehr als verdoppelte. Dann passierte das Unvermeidliche. Die Kunde von Liams Erbschaft erreichte durch Zeitungsmeldungen auch Conor. Er tauchte plötzlich auf und verlangte die Hälfte von Conninx Vermögen. Sollte Liam auf seine Forderung nicht eingehen, drohte er, ihn wegen Mordes an seinem Vater anzuzeigen.«
      »Und? Entsprach das der Wahrheit?«
      »Gerald, alias Liam hat mir immer wieder versichert, daß er es nicht gewesen sei. Angeblich hatte er sich in einer Scheune in der Nähe von Conors Haus versteckt, während Conor ins Haus ging, um Geld und Kleidung für ihre Flucht zu besorgen. Conor kam erst nach drei Stunden wieder und erklärte unter anderem, daß Henlon sie nie wieder belästigen könne. Liam hat das nie hinterfragt.«
      »Aber Liam war zu diesem Zeitpunkt doch minderjährig«, gab Barnaby zu bedenken. »Er hätte von der Polizei nichts zu befürchten gehabt.«
      »Ich bin überzeugt, daß er das auch gewußt hat«, entgegnete Jennings. »Und Conor hat das natürlich ebenfalls gewußt. Aber Liam war Conor nie gewachsen. Die Vergangenheit hatte ihn wieder eingeholt, das war sein Problem. Verstehen Sie? Die Schrecken seiner Kindheit. Was uns in der Kindheit Angst macht, macht uns ein Leben lang Angst.«
      »Und wie hat Liam darauf reagiert?«
      »Er war inzwischen älter, ziemlich reich und hatte einen großen, einflußreichen Bekanntenkreis. Conor war ebenfalls erfolgreich ... allerdings auf eine eher zwielichtige Art und Weise. Und er hatte mehr als unangenehme Freunde. Also hat Liam dasselbe getan wie Jahre zuvor ... Er hat Conor so lange hingehalten, bis er die Erbschaftsangelegenheiten geregelt hatte, und ist dann untergetaucht. Nur hatte er diesmal seine Flucht professionell organisiert. Er ging nach England, nahm einen falschen Namen ... eine völlig neue Identität an.«
      »War das nicht ein bißchen übertrieben?« bemerkte Troy.
      »Wenn Sie ihn damals gehört hätten, würden Sie das nicht sagen.« Jennings trank einen Schluck Wasser. Dann stellte er das Glas ab und wischte sich fahrig über die Stirn, so als müsse er einen unangenehmen Gedanken vertreiben.
      »Aber dieser Identitätswechsel erfolgte nicht nur, um Conor zu entkommen. Liam schien den rührenden Glauben zu haben, daß sich mit seinem Äußeren, dem falschen Namen, der falschen Vergangenheit, auch seine Psyche, sein Ich, verändern lasse.«
      »Ein neuer Hut macht noch keinen neuen Menschen...« zitierte Barnaby.
      »Richtig. Theoretisch mag sowas ja möglich sein. Aber Geralds Wunden saßen viel zu tief. Mit ein bißchen Kosmetik waren sie nicht ungeschehen zu machen. Allerdings wird jeder, der ihn in seinem späteren Leben gekannt hat, zugeben müssen, daß ihm rein äußerlich die Verwandlung gut gelungen ist. Als wir uns begegnet sind, hielt ich ihn für den typischen englischen Gentleman. Jeder vornehme Herrenclub hätte ihn mit Begeisterung aufgenommen.«
      Troy war da skeptisch. Wäre interessant gewesen zu testen, was die Kumpels aus dem Herrenclub gesagt hätten, wenn sie Gerald mit seinem Schleierhütchen erwischt hätten. Die meisten wären vermutlich ein Fall für die Intensivstation geworden.
      »Es dauerte ungefähr drei Wochen, bis Gerald mir die Geschichte erzählt hatte«, fuhr Jennings fort. »Solange trafen wir uns regelmäßig. Danach ...« Jennings deutete mit einer Handbewegung einen schroffen Abschied an.
      »Und er hat Ihnen nie wieder Avancen gemacht?«
      »Selbstverständlich nicht.«
      »Aber wenn er sich in Sie verliebt hatte ...«
      »Er liebte mich ... Das war der Unterschied. Er behauptete, nie zuvor für jemanden so etwas empfunden zu haben, und ... ich habe ihm geglaubt.«
      »Hat er je über Sex gesprochen?«
      »Einmal, ganz beiläufig. Er beschrieb es als ein erniedrigendes Bedürfnis, das man an entwürdigenden Orten mit verachtenswerten Menschen befriedigt.«
      »Klingt ganz so, als habe er seine Liebhaber in der Gosse aufgelesen.«
      »Nicht unbedingt. Ich glaube allerdings, daß er meistens ins Ausland gereist ist,

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