Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
wenn er sich wirklich mal ausleben wollte. Jedenfalls hat er alles getan, um diese Seite seiner Persönlichkeit geheimzuhalten.«
      »Ich verstehe nicht, warum«, bemerkte Troy. »Es ist inzwischen nicht mehr illegal.«
      »Weil er sich dafür geschämt... und darunter gelitten hat!« fuhr Jennings gereizt auf. »Ich habe gerade die Geschichte seines Lebens erzählt. Herrgott, haben Sie denn nichts begriffen?«
      Troy wurde rot vor Wut. Er ließ sich nicht gern nach Gutsherrenart abkanzeln. Seine Stimme klang heiser und gemein, als er erneut das Wort an Jennings richtete: »Was ist denn eigentlich passiert, daß der junge Liebestraum so jäh zerplatzt ist, Mr. Jennings? Wie sind Sie zu dem Alptraum geworden, mit dem Gerald Hadleigh nicht allein sein wollte?«
      Jennings antwortete nicht sofort. Seine Mundwinkel zuckten.
      Später wußte Barnaby nicht mehr, wodurch er zu der folgenden Frage verleitet worden war. Hatte ein Mitglied der Autorengruppe in seiner Gegenwart über Jennings Bücher gesprochen? War es Joyce gewesen? Oder hatte er von einer der vielen Verfilmungen seiner Romane abends beim verdienten Fernsehschlaf doch soviel mitbekommen, daß ihm jetzt eine Art Deja-vu-Erlebnis widerfahren war. Worin auch immer der Grund dafür lag, er mußte die Eingebung, die inzwischen konkrete Formen angenommen hatte, einfach loswerden.
      »Wußte Hadleigh eigentlich, Mr. Jennings, daß Sie alles, was er Ihnen erzählt hatte, niedergeschrieben haben?«
      »Nein.« Jennings sah auf. Er wirkte müde und resigniert wie ein Langstreckenläufer nach einer unrühmlichen Etappe. »Tun Sie mir den Gefallen, und seien Sie gerecht, Barnaby. Ich habe nie vorgegeben, daß die Geschichte meine Erfindung gewesen sei.«
      Danach legten sie eine Pause ein. Erfrischungen wurden gereicht, und diesmal gab Barnaby seinen Widerstand auf. Nach über drei Stunden angestrengten Zuhörens im Vernehmungszimmer mit einer Portion Rohkost im Magen, die kaum ein Karnickel am Leben erhalten hätte, starb er fast vor Hunger.
      Und die Sandwiches auf der Platte sahen mehr als appetitlich aus. Dicke Scheiben Roastbeef, frischer Knochenschinken mit Orangenkruste, französischem Senf und süßsauren Gurken zwischen frischen, dicken Scheiben Weiß- oder Grahambrot erfreuten Auge und Gaumen.
      »Kommen die aus unserer Kantine, Sergeant?« fragte Barnaby, zog vorsichtig ein Blatt Brunnenkresse aus seinem Sandwich, legte es beiseite und biß herzhaft hinein.
      »Selbstverständlich«, antwortete Troy verdutzt.
      »Unglaublich.«
      »Finden Sie?« Er beobachtete, wie der Chef zum dritten Sandwich griff. Troy hatte nur eines geschafft, und es war ihm wie ein stinknormales Schnittchen vorgekommen. Jennings hatte erneut nur wenig zu sich genommen.
      Barnaby schob seinen Teller beiseite. »Fühlen Sie sich etwas erholt, Mr. Jennings?«
      »Nein.«
      »Ausgezeichnet.«
      Während Troy das Tablett bestückte und auf den Aktenschrank stellte, fiel ihm auf, daß der Punkt, an dem das Gespräch abgebrochen worden war, ihn in Verwirrung gestürzt hatte. Er kapierte nicht das mindeste, und dabei liebte er es, dem Spiel ein paar Meter voraus oder zumindest auf gleicher Höhe mit den wichtigsten Protagonisten zu sein. Aber seit kurzer Zeit hatte er bei dieser Partie das Gefühl, als habe man die Torpfosten einfach verrückt. Das war nicht fair. Er setzte sich und konzentrierte sich, um zumindest den verlorengegangenen Ball wieder aufzufangen.
      »Falls Sie sich erinnern«, begann Jennings, »erwähnte ich zu Beginn, daß ich an einem Buch gearbeitet habe, als ich Gerald traf. Ich wollte viel Geld machen. Habe mich mit Standardthemen, Figuren und Situationen aus dem Zettelkasten herumgeschlagen. Aber so sehr ich mich auch abgemüht habe, ich konnte den Dingen einfach kein echtes Leben einhauchen. Geralds Geschichte dagegen hat mich sofort inspiriert. Er konnte nicht fesselnd erzählen ... und doch war ich vom ersten Tag an fasziniert. Ich habe die Lücken mit Emotionen gefüllt, die Kulissen der trostlosen, schwarzen Moore und der Dubliner Straßen geschaffen. Habe Dialoge für Liam und Conor geschrieben und wußte, daß sie Kern und Ton trafen, obwohl ich den Mann nie kennengelernt hatte. Sobald Gerald gegangen war, habe ich alles niedergeschrieben, ein Notizbuch nach dem anderen damit gefüllt, während ich früher Mühe hatte, auch nur eine anständige Seite zustande zu bringen. Als Gerald mit seiner Lebensgeschichte am

Weitere Kostenlose Bücher