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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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Unglück abbekommen. Ich habe manchmal gedacht, daß der Tod meines Kindes vielleicht die Strafe für das war, was ich Gerald angetan hatte. Wobei das gegenüber Ava ziemlich ungerecht gewesen wäre.
      Jedenfalls stand in dem Brief eigentlich nur, daß er mich in seiner Eigenschaft als Schriftführer darum bitten würde, zu einer Gesprächsrunde nach Midsomer Worthy zu kommen. Gleichzeitig stellte er klar, daß er an meinem Besuch nicht interessiert sei. Da war von >Schmerzliche Erinnerungen ... unmögliche Situation ... schlafende Hunde< und so weiter die Rede. Seine Prosa hatte sich nicht gebessert. Mein erster Impuls war, die Einladung nicht anzunehmen. Je länger ich jedoch darüber nachgedacht habe, desto überzeugter wurde ich, daß trotz aller Proteste Gerald auf ein Wiedersehen aus war. Also habe ich, wie Sie ja wissen, angenommen.«
      Jennings sah mittlerweile todmüde aus. Er wirkte überanstrengt, hilflos und aufgewühlt, so als habe er einen bestimmten Pfad eingeschlagen, der ihn zu einem überraschenden und ungewollten Ziel geführt hatte. Sein brauner Teint hatte eine graue Tönung angenommen, seine Nase trat scharf hervor, und die Haut unter den Augen wirkte plötzlich schlaff und faltig. Als er auf Barnabys nächste Frage antwortete, klang seine Stimme tonlos und unbeteiligt.
      Der Chefinspektor fragte sich insgeheim, ob Jennings wirklich erschöpft war oder nur bewußt Kräfte sparte, um beim kritischsten Teil der Vernehmung einen letzten Rest an Konzentration mobilisieren zu können. Barnabys Aufmerksamkeit schweifte ab. Er dachte an die ungewöhnliche und tragische Geschichte von Liam Hanion, alias Gerald Hadleigh, die man gerade vor ihm ausgebreitet hatte.
      Das Wissen um dieses Schicksal in Verbindung mit der Erinnerung an die Großaufnahmen vom Tatort in Midsomer Worthy war ganz dazu angetan, Alpträume hervorzurufen.
      »Ich nehme an, Mr. Jennings, daß Sie uns jetzt eine völlig neue, vielleicht sollte ich sagen >umgeschriebene< Version dessen liefern werden, was Montag abend passiert ist.«
      »Was die erste Hälfte des Abends angeht, habe ich nichts hinzuzufügen. Alles war so, wie ich es beschrieben habe. Abgesehen natürlich von meinen persönlichen Empfindungen. Ich war überrascht, wie sehr es mich berührte, ihn nach all den Jahren wiederzusehen. Auf der Fahrt nach Midsomer Worthy hatte mich nur Neugier und die vage Hoffnung bewegt, Gerald mein damaliges Verhalten irgendwie verständlich machen zu können. Seltsamerweise habe ich mich dann allerdings, im Gegensatz zu früher, sogar zu ihm hingezogen gefühlt. Gerald dagegen hat mich kaum eines Blickes gewürdigt. Trotzdem war ich fest entschlossen, allein mit ihm zu reden. Deshalb war ich ja auch früher gekommen, wurde jedoch gleich von St. John empfangen. Es ist mir, wie Sie wissen, nur durch einen plumpen Trick gelungen, den alten Herrn loszuwerden.
      Nachdem ich die Haustür verriegelt hatte, ging ich ins Wohnzimmer ... Und da ist Gerald völlig zusammengebrochen. Es war erschütternd. Er verkroch sich vor mir in die hinterste Zimmerecke und schrie nur, ich solle gefälligst abhauen. Ich wußte im ersten Moment nicht, was ich tun sollte.«
      »Warum haben Sie nicht einfach getan, worum er Sie bat?« warf Troy ein und fing einen strafenden Blick seines Chefs auf.
      »Ich habe ruhig auf ihn eingeredet, ihm gesagt, was es mir bedeutete, ihn wiederzusehen; daß ich mit ihm nur ein paar Dinge klären wolle. Schließlich beruhigte er sich etwas und sank in einen Sessel. Danach habe ich ihm erzählt, was ich Ihnen erzählt habe. Von meinen Enttäuschungen, meiner trostlosen Ehe, dem Tod meines Kindes. Ich habe gesagt, daß er sich gründlich getäuscht habe, falls er davon ausgegangen sei, mein Leben bestehe nur aus Erfolg und Glück, das mir auf seine Kosten zugeflogen wäre.
      Schließlich habe ich von den zahllosen Briefen gesprochen, die ich nach der Veröffentlichung von Far Away Hills bekommen hatte. Ich wollte ihm begreiflich machen, daß ich seine Geschichte nicht aus Gewinnsucht gestohlen hatte, sondern um sie einem breiten Publikum zugänglich zu machen.« So sehr Jennings auch in seiner Erzählung gefangen war, die Häme in Barnabys Augen entging ihm nicht. »Okay«, fuhr er fort. »Nennen Sie es, wie Sie wollen ... Ich hatte jedenfalls nicht nur vor, mich zu rechtfertigen. Sondern ich habe versucht, seine Schmerzen zu lindern, den angerichteten Schaden wiedergutzumachen. Das zumindest sollten Sie

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