Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
Vom Netzwerk:
mir zugute halten.«
      Barnaby sah keinen Grund, darauf einzugehen. Und er hatte auch nicht die Absicht, Verständnis, geschweige den Zustimmung, zu heucheln. Jennings nahm den Faden wieder auf:
      »Schließlich habe ich gemerkt, daß ich immer nur dasselbe sagte. Er saß mir gegenüber im Sessel, den Kopf in den Händen vergraben, so als könne er meinen Anblick nicht ertragen. Dann tropften plötzlich Tränen zwischen seinen Fingern hindurch auf den Teppich. Es war erschütternd. Ich habe seine Hand genommen. Sie war kalt und schwer wie ein Stein. Gerald weinte unaufhörlich ... unaufhaltsam.« Jennings schüttelte den Kopf, so als könne er es immer noch nicht fassen.
      Er schwieg. Zum erstenmal schien er sich zu schämen. Die Stille wurde immer bedrückender.
      »In diesen Momenten habe ich meine Haltung vollkommen geändert«, gestand Jennings schließlich mit brüchiger Stimme. »Ich habe zum erstenmal begriffen, was ich getan hatte. Ich hatte unendlich viele Geschichten zu erzählen ... Mein Kopf steckt voll davon. Aber ... Far Away Hills war alles, was Gerald hatte. Und er war daran zerbrochen, daß ich es ihm genommen hatte.
      Wir saßen da ... Gott weiß, wie lange. Ich habe ihn gefragt, ob es irgendeine Möglichkeit gäbe, alles wiedergutzumachen, und wußte doch selbst, daß das nicht möglich ist. Er erwiderte nur, daß alles sowieso keine Rolle mehr spiele. Wörtlich sagte er: >Wer mein Leben stiehlt, stiehlt Müll.< Dann hat er mich gebeten, ja geradezu angefleht, sein Haus zu verlassen. Aber ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen. Schließlich ergriff er selbst die Initiative, entzog mir seine Hand und entschwand in den ersten Stock. Er wirkte wie ein geschlagener Boxer, der aus dem Ring kletterte. Trotzdem war es ein würdevoller Abgang. Er hatte den Mut gehabt, mein Angebot als die vollmundige Scheinheiligkeit zu entlarven, die es war, und mir dafür ins Gesicht zu spucken. Ich habe noch eine halbe Stunde lang gewartet ... bis es Mitternacht geworden war. Dann wurde mir klar, daß er nicht mehr herunterkommen würde, ich habe meinen Mantel genommen und bin gegangen.«
      »Haben Sie die vordere Haustür zugezogen?«
      »Ja.«
      »Sind Sie sicher, daß das Schloß richtig eingerastet ist?«
      »Hundertprozentig. Ich habe die Tür extra ganz heftig zugeschlagen, um Gerald von meinem Abgang in Kenntnis zu setzen.«
      »Haben Sie jemanden gesehen, als Sie das Haus verließen?«
      »Um diese späte Stunde? Und bei dem Wetter?«
      »Beantworten Sie einfach die Frage, Mr. Jennings«, forderte Troy.
      »Nein.«
      »Auch nicht in einem geparkten Wagen?«
      »Unmöglich. Nein.«
      »Sind Sie im Verlauf des Abends im ersten Stock von >Plover's Rest< gewesen?«
      »Nein.«
      »In einem der anderen Räume des Hauses?«
      »Nein.«
      »Auch nicht in der Küche?«
      »Verdammt noch mal, nein!« Er stand auf und schenkte sich Wasser ein. Das Glas schlug dabei klirrend gegen den Wasserkrug. Dann kehrte er zu seinem Stuhl zurück. »Was soll das werden? Was wollen Sie eigentlich aus mir rauspressen? Ich habe die Wahrheit gesagt.«
      »Sie haben uns zwei völlig unterschiedliche Geschichten erzählt, Mr. Jennings.« Barnaby beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf den Tisch. Sein feister Nacken und die breiten Schultern versperrten Jennings die Sicht auf alles andere. »Weshalb sollten wir der zweiten mehr Glauben schenken als der ersten?«
      »O Gott ...« Müdigkeit hatte ihn apathisch gemacht. Er zuckte resigniert mit den Schultern und erinnerte Barnaby dabei an den Blumenkohlverkäufer auf dem Markt von Causton. >Wollen Sie meinen Skalp, Lady? Sie können ihn haben.<
      »Denken Sie doch, was Sie wollen. Ich bin fertig.«
      »Da sind noch ein oder zwei Fragen ...«
      »Ich bin am Ende Barnaby. Alles andere ist Leichenfledderei.«
      »Wußten Sie, daß Hadleigh verheiratet war?«
      »Verheiratet?« Jennings Energie schien zurückzukehren. Er wirkte völlig verblüfft. »Das glaube ich nicht.«
      »In seinem Wohnzimmer stand ein Hochzeitsfoto.«
      »Das habe ich nicht gesehen.«
      »Es wurde weggeräumt, bevor Sie kamen.«
      »Muß sich um eine Fälschung gehandelt haben. Eine Fotomontage, um seine Vergangenheit auszulöschen. Wo soll die Dame denn jetzt sein?«
      »Gestorben. An Leukämie.«
      »Wie praktisch.«
      »Nach Mr. Hadleighs Aussage vor seinem Umzug ins Dorf. Das wäre also 1982

Weitere Kostenlose Bücher