Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
Autorenkreises verkehrt, aus deren Mitte eine Frau hoffnungslos in ihn verliebt gewesen war. Barnaby schrieb die entsprechenden Namen auf den Notizzettel, auf den er bisher nur Primeln gemalt hatte.
Brian Clapton. Auf ihn konnte weiter Druck ausgeübt werden. Allerdings hatte Barnaby kaum Hoffnung, daß dabei mehr herauskam als verklemmte nächtliche Schlüssellochgeschichten.
Von Rex St. Johns Unschuld war Barnaby überzeugt. Seine Geschichte war von Jennings in allen Punkten bestätigt worden. Außerdem war er ein alter Mann und viel zu schwach, um einen Menschen auf diese Weise zu erschlagen.
Obwohl Barnaby wußte, daß er sich durch persönliche Sympathien nicht den Blick verstellen lassen durfte, war er außerdem geneigt, Sue Clapton und ihrer Freundin Amy einen Persilschein auszustellen.
Bei Honoria Lyddiard dagegen lag der Fall anders. Sie war physisch und psychisch durchaus in der Lage, den Mord begangen zu haben. Schließlich hielt sie sich wie alle Fanatiker für ein Werkzeug Gottes. Waren Menschen wie sie erst einmal von der Notwendigkeit einer Bestrafung überzeugt, erlaubte ihnen ihre Pflichtbesessenheit, diese ohne Gewissensbisse durchzuführen. Allerdings deutete das Gemetzel in Hadleighs Schlafzimmer weniger auf sklavische Pflichtausübung als eher auf rasende Wut hin.
Blieb damit nur noch Laura Hutton, die sich betrogen gefühlt hatte. Was ohne Zweifel ein Motiv war. Ein Motiv so alt wie die Menschheit. Barnaby dachte an seine Gespräche mit Laura Hutton, an ihre Tränen der Trauer und Verzweiflung. Auch bittere Reue könnte diese Tränenflut ausgelöst haben. Er beschloß, erneut mit ihr zu sprechen. Soviel er wußte, hatte sie weder Kenntnis von Hadleighs Homosexualität noch von der Tatsache, daß ihre vermeintliche Rivalin überhaupt nicht existierte. Die Enthüllungen dieser beiden Tatsachen konnte zum richtigen Zeitpunkt und in der geeigneten Form zu einem ehrlichen Ergebnis führen. Sicher bedurfte es einer kalt-schnäutzigeren und härteren Persönlichkeit als Mrs. Hutton, um angesichts der Erkenntnis ungerührt zu bleiben, daß sie völlig umsonst einen besonders grausamen Mord begangen hatte.
Ein seltsames Geräusch riß Barnaby aus seinen Gedanken. Offenbar hatte Troy sich geräuspert, um etwas zu sagen.
»Husten Sie, sagen Sie etwas oder singen Sie von mir aus, Sergeant. Aber unterlassen Sie bitte dieses unangenehme Geröchle.«
»Es ist fünfundzwanzig vor, Sir.«
»Ich kann die Uhr lesen, Sergeant.«
Troy öffnete die Tür, und der übliche Geräuschpegel aus dem Bereitschaftsraum erfüllte den Korridor. Barnaby hörte es ohne Begeisterung. Dreißig Männer und Frauen erwarteten seine Instruktionen. Inspektor Meredith würde ebenfalls anwesend sein. Meredith, der mit falscher Zurückhaltung nur darauf lauerte, daß jemand einen Fehler machte.
»In Ordnung.« Barnaby griff nach der Akte der Spurensicherung und kam schwerfällig auf die Beine. »Gehen wir, und verbreiten wir die Kunde von unserer Unwissenheit.«
Brian befand sich noch immer in einer Art Schockzustand. Seine Hände und Füße, sogar seine Haut fühlte sich taub an. Ein pochender Schmerz begann sich hinter seiner Stirn auszubreiten. Er stieg aus dem Wagen und schleppte sich zur Lehrergarderobe. Als er sie erreicht hatte, wurde ihm klar, daß ihm jedes Erinnerungsvermögen an die Autofahrt zur Schule fehlte.
In dieser Verfassung war er mehr oder weniger seit Ankunft der Fotos in dem ominösen Briefumschlag. Seit Sue nach oben gegangen war, um ihm Socken zu holen, und er in seinem ungeduldigen Wunsch, an den Inhalt zu gelangen, das Kuvert beinahe völlig zerfetzt hatte.
Zuerst hatte Brian trotz der Eindeutigkeit und Klarheit der Aufnahmen nicht ganz kapiert, worum es ging. Eine Mikro-sekunde lang hatte er ohne jedes Erkennen auf Edies Gesicht gestarrt, das ihn ängstlich über die nackte Schulter eines Mannes hinweg angesehen hatte. Ihre Augen waren weit aufgerissen, und ihre Zähne hatten sich tief in die Unterlippe gegraben, so als unterdrückte sie einen Schrei. Brian, obwohl etwas gerührt, daß sie ihm ein Bild von sich schickte, beunruhigte unterschwellig die Dramatik der Pose.
Die Erklärung dafür folgte auf dem Fuß. Das nächste Foto zeigte in Großaufnahme ein weißes, männliches Hinterteil in der Waagerechten, das sich durch das Fehlen straffer Muskulatur auszeichnete. Auf dem dritten Bild war Brian im Profil zu sehen. Er grinste darauf
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