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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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mit überzeugend gespielter Neugier.
      Brian starrte in die Runde der strengen jungen Gesichter und erkannte, daß er auf verlorenem Posten stand. Es war sinnlos, auf Mitleid oder Schwäche zu hoffen. Als letzte Zuflucht begann er zu jammern.
      »Was habe ich euch denn getan?« Schweigen. »Ich habe nur versucht, ein bißchen Licht in euer elendes Dasein zu bringen.« Die Stille zog sich bedrohlich in die Länge. »Euch eine schönere Welt vor Augen zu führen. Euch in die ...«
      Tom unterbrach Brian mit einer energischen Handbewegung, die unnachgiebig und autoritär war.
      »Es gibt nichts mehr zu sagen. Wir wollen die Hälfte jetzt ... und das heißt morgen nachmittag. Und die zweite Hälfte Freitag.«
      »Angenommen, ich beschaffe das Geld?« sagte Brian in dem Wissen, daß das nicht möglich war.
      »Kriegen Sie das Video.«
      Ein Video! Natürlich. Das erklärte die Grobkörnigkeit der Aufnahmen und das komische Papier. Dann gingen ihm plötzlich gleich mehrere Lichter auf. Edies Weigerung, das Licht zu löschen. Die laute Musik, die er romantisch gefunden hatte, die aber notwendig gewesen war, um das Rauschen des Camcorders zu übertönen. Oh, Edie! Schlange an meinem Busen. Viper!
      Moment mal! Brian erinnerte sich unvermittelt an einen Tag, der zwei Jahre zurücklag. Er hatte seinen brandneuen Sanyo zu einer Probe mitgebracht, um ein Video zu drehen. Danach war er spurlos verschwunden gewesen. Könnte es möglicherweise ...
      »Wir kennen jemanden in Slough.« Denzil besaß die häßliche Angewohnheit, sich mit seiner Zungenspitze über die Handinnenfläche zu fahren und sich anschließend damit über den Schädel zu streichen.
      »Er hat ein kleines Geschäft«, setzte Collar die Geschichte fort. »Macht Lehrfilme.«
      Alle sahen sich gegenseitig und dann Brian an. Die Versammlung schien beendet. Brian stand auf und machte sich erneut daran, die Weiten der Parkettwüste zu durchqueren. Er hatte gerade die Tür erreicht, als Edie seinen Namen rief.
      »Ja.« Brian wirbelte herum und hastete geradezu leichtfüßig zurück. »Ja, Edie? Was gibt's?«
      Edie, die in die Innentasche ihrer Jacke gelangt hatte, brachte ein seltsames Stück Stoff zum Vorschein. Es war Brians Unterhose. Sie warf sie auf den Boden. Brian spielte kurz mit dem Gedanken, ihnen einfach den Rücken zuzukehren und wegzugehen; ihnen seine Verachtung zu demonstrieren. Aber es konnte gefährlich sein, diesen gerissenen Halbstarken seine intime Unterwäsche zu überlassen. Möglicherweise kamen sie noch auf die Idee, sie in der Schule herumzureichen. Er bückte sich und hob die Unterhose auf.
      Diesmal hatte er die Strecke zur Tür erst bis zur Hälfte zurückgelegt, als der Ruf erscholl. Er drehte sich nicht um, sondern blieb nur stehen und wartete mit klopfendem Herzen.
      Stimmen wurden laut. Alle redeten auf einmal. Und das klang nicht hart und verächtlich wie zuvor, sondern freundlich und bittend.
      Brian, der sich erneut der Lächerlichkeit preisgegeben sah, rannte zur Tür, packte den Griff und riß sie auf.
      »Nicht!« schrie Edie. »Brian! Geh nicht!«
      Jetzt lief sie auf ihn zu, packte ihn beim Arm, zog ihn mit sich. Brian sah die anderen kaum, die plötzlich hinter ihr auftauchten. In wenigen Sekunden hatten sie ihn alle umlagert und drängten ihn in die Mitte des Raumes zurück.
      »Na, was meinen Sie, Bri?«
      »War's gut?«
      »Er ist wirklich drauf reingefallen, was?«
      »Im Stück können wir's allerdings schlecht unterbringen, was Bri?«
      »Nee. Unmöglich. Nicht in dem ...« Plötzlich hielt Denzil eine flache, schwarz glänzende Kassette in der Hand. Er warf sie in die Luft und fing sie wieder auf. Dabei blinzelte er Brian zu. »Nicht in dem, was wir >das Stück< nennen.«
      »Sie sind doch nicht böse, Herzchen, oder?« Edie hakte sich bei ihm ein und lächelte ihm ins Gesicht wie an jenem Abend. Ein offenes Lächeln, vertrauensvoll, in Erwartung eines Lobs.
      »War alles nur eine Improvisation.«
      Nur eine Improvisation. Nur eine Improvisation. Brian zitterte vor Hoffnung, Verwirrung und Wut. Das konnte nicht sein! Sie hatten weder den Intellekt noch die Phantasie, sich ein solches Szenario auszudenken, geschweige denn auszuführen. Sie waren so blöde Idioten. Kretins. Hassenswert mit ihrem hohlen Selbstbewußtsein. Verachtenswert in ihrer Selbstüberzeugung.
      »Sie haben doch gesagt, wir können auch was eigenes machen. Schon

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