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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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er unter dem Vorwand, Magenschmerzen zu haben, auch das Schulgelände. Den Rest des Tages würde ihn ein Kollege vertreten. Er hatte nur noch den Wunsch, den Ort seiner Entmannung so schnell und weit wie möglich hinter sich zu lassen.
      Brian lenkte den VW wie in Trance in Richtung Heimat. Als er Midsomer Worthy erreichte, hatte er sich schon fast wieder gefangen. Bis zu den Frühjahrsferien waren es noch drei Wochen. Vielleicht konnte er die Zeit überbrücken, indem er sich eine Krankheit nahm. Wenn er diese dann bis Mitte Juni hinauszögern konnte, waren die kleinen Teufel bereits abgegangen. Und er mußte nicht mal einen Penny seines Gehalts einbüßen.
      Dann fiel sein Blick auf eine kleine Menschenmenge, die sich vor dem Schwarzen Brett für Gemeindemitteilungen in der Parkmitte versammelt hatte.
      Da einige nachlässige Neugierige die Zufahrt zu >Trevelyan Villas< mit ihren Autos verstellt hatten, mußte Brian seinen Wagen praktisch parallel zu der kleinen Versammlung am Straßenrand parken. Er stieg aus und merkte, daß ein Großteil der Leute in seine Richtung starrten. Angelockt durch so viel Aufmerksamkeit, sah er sich nach allen Seiten um und überquerte den vor Nässe glänzenden Asphaltstreifen, um nachzusehen, was dort los war.
      Plötzlich fiel ihm wieder der Mord an Gerald ein, den er völlig vergessen hatte. Vermutlich hing die Aufregung damit zusammen.
      Die Menge teilte sich auf geradezu biblische Weise, als Brian näher kam. Einige wandten sich ab, andere nahmen bewußt von ihm Abstand. Ein Mann zwinkerte ihm grinsend zu, und Brian sah ihn verdutzt an. Dann entdeckte er die Fotos. Das Anschlagbrett war vollständig mit Aufnahmen von ihm und Edie bedeckt. Die Bilder steckten in durchsichtigen, wetterfesten Plastikhüllen und waren mit Reißzwecken befestigt. Wenn auch Edies Gesicht kein einziges Mal zu erkennen war, sprach doch der Rest eine um so deutlichere Sprache. Brian hatte man nämlich diese gnädige Anonymität verweigert.
      Brian starrte auf diese schlüpfrigen Enthüllungen und mußte sich mit einer Hand am Brett festhalten, um nicht umzukippen. Er hatte erneut Ohrensausen und fühlte sich seltsam orientierungslos, wie vor einer Narkose.
      Der hämisch grinsende Mitbürger fragte: »Alles in Ordnung, Kamerad?«
      Brian hörte ihn nicht. Er versuchte verzweifelt, die Fotos mit klammen, ungeschickten Fingern vom Brett zu lösen, doch die Reißzwecken saßen fest. Schließlich begann er die Bilder mitsamt ihren Plastikhüllen wahllos abzureißen. Nur einige Plastikfetzen und Papierecken blieben zurück. Er knüllte die Fotos zusammen, stopfte sie in seine Tasche, drehte sich um und eilte zur Straße, wo ihm glücklicherweise niemand begegnete.
      Die Gartentür klemmte. Brian stieß heftig dagegen und entdeckte, daß ein schwerer Gegenstand sie blockierte. Es handelte sich um seine Schreibmaschine. Er zwängte sich durch den schmalen Spalt der Gartentür und bückte sich, um sie aufzuheben. Die letzte Episode von Slangmix war noch in die Maschine gespannt und klebte feucht an der Walze.
      Dann entdeckte Brian alle die unterschiedlichen Sachen, die verstreut den Rasen und Gartenweg bis zur Haustür pflasterten: Tonbänder, Bücher, Kleidungsstücke, Schallplatten in bunten Hüllen, sein Silberpokal, Krawatten, Schuhe.
      Er suchte sich vorsichtig einen Weg durch das Chaos, die Schreibmaschine noch immer unter dem Arm, und trat schließlich doch auf eine Schallplatte der Nolan Sisters, die krachend zerbrach. Es begann zu regnen.
      Brian stellte die Schreibmaschine auf der Treppe ab und kramte nach seinem Schlüssel. Doch er paßte nicht in das Sicherheitsschloß, das ihm jetzt ungewöhnlich blank und glänzend vorkam. Er ging seitwärts ums Haus und machte sich beim Klopfen ans Wohnzimmerfenster Turnschuhe und Hosenaufschläge im aufgeweichten Erdreich schmutzig.
      Sue, ein gelbes Band im Haar, saß am Tisch und malte. Die Öllampe brannte, und ihr heiter konzentriertes Profil zeichnete sich deutlich vor dem goldenen Lichtschein ab. Brian klopfte erneut. Der Regen hatte zugenommen. Sein Publikum auf der Straße schlug im Kollektiv die Mantelkragen hoch.
      Sue steckte ihren Pinsel in ein Glas mit klarem Wasser und wischte ihn an einem Tuch ab. Dann stand sie ruhig, ohne Hast auf und ging aus dem Zimmer. Brian rannte zur Haustür. Mit einem leisen Klicken ging die Klappe des Briefschlitzes auf, und ein Umschlag fiel auf die Fußmatte vor der

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