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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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ihr Bruder blieben Rücken an Rücken sitzen. Sie wirkten wie filigrane, prächtig verzierte Buchstützen. Im Profil waren sie kaum zu unterscheiden (sie waren am selben Tag geboren). Lediglich Toms Kinnpartie war ausgeprägter. Beide hatten langes, lockiges orangefarbenes Haar, zierlich geformte Nasen und eine hohe, marmorweiße, leicht geäderte Stirn wie die Kinder auf den Bildern aus der Tudorzeit.
      Brian wartete täglich voller Spannung auf die erste Begegnung mit den Carter-Zwillingen. Sie veränderten ständig Frisur und Aufmachung, sahen niemals gleich aus. Ihre durchscheinende Haut, zart getönt wie Schlagsahne, schien geradezu nach künstlerischer Verzierung zu schreien, so als wäre sie nackte Leinwand. Edie und Tom zogen sich an wie Kinder, die völlig sich selbst überlassen waren. Sie liebten das bunte Durcheinander der gegensätzlichsten Materialien. An diesem Tag trug Edie ein scharlachrotes Tutu, besetzt mit Fetzen von Seide und Spitze, dazu ein bananenfarbenes durchlöchertes T-Shirt. Tom war in blaßblauen Jeans und einer amerikanischen Bomberjacke erschienen, die ausgeflippte Comicfiguren und eine brennende Stadtsilhouette schmückten.
      »Los, ihr beiden! Bewegt euch!« forderte Brian sie auf.
      Edie öffnete ihre vollen blutroten Lippen, ließ ihre Zunge herausschnellen, machte den Mund wieder zu und lächelte. Brian wandte sich hastig ab und begann mit Collar schatten-zuboxen, was letzterem ganz und gar nicht behagte.
      Ganz zu Anfang, als die Gruppe gerade gebildet worden war, hatte Brian, auf dem Trip der non-verbalen Kommunikation, alle aufgefordert, einen Kreis zu bilden und sich mit geschlossenen Augen an den Händen zu halten. Danach hatten die unterschiedlichsten gymnastischen Übungen auf dem Programm gestanden, die zu einem gemeinsamen Work-out führten. Dieses Konzept hatte er dann allerdings verworfen, als er bei einem spaßhaften Ringkampf mit Collar versehentlich dessen Hals berührt und sich einen mächtigen Fausthieb gegen die Schläfe eingehandelt hatte.
      »Okay. Hinsetzen, Leute.«
      Brian ließ sich schnell auf dem Boden nieder. Die Zwillinge wandten sich ihm zu und lächelten. Brian, halb ohnmächtig vor Erregung und Verlangen, erwiderte das Lächeln. Er konnte sich nicht entscheiden, welchem Zwilling er den Vorzug geben sollte. Er war beiden gleichermaßen verfallen.
      »Also«, begann er mit rauher Stimme. »Wo waren wir letzte Woche stehengeblieben?«
      Niemand hatte eine Ahnung. Brian nickte jedem einzelnen fragend zu, was Collar, wie er später behauptete, fatal an den dämlich mit dem Kopf wackelnden Hund auf der Autoablage einer Mutter erinnerte.
      »War es nicht ...« Boreham zog die Augenbrauen zusammen. »... der Teil, in dem Denzil die Schlägerei mit dem Pakistani hat?«
      »Nein«, wehrte Brian kurz angebunden ab. Er war sich der ethnischen Unausgewogenheit seiner Gruppe durchaus bewußt und hatte vergeblich versucht, Abhilfe zu schaffen. Leider hatte sich bisher kein farbiger Schüler für eine Mitarbeit interessiert. Der Grund war vermutlich Denzil, der jeden Samstag auf der Causton High Street stand und voller Enthusiasmus das British Nationalist Magazine feilbot.
      »War 'ne dufte Szene. Wiederholungsbedürftig.«
      »Nein, durchaus nicht.« Bei Brian kam Niedergeschlagenheit auf. Sämtliche Improvisationen, so friedlich sie auch beginnen mochten, arteten stets in brutale Handgreiflichkeiten aus. Schlägereien waren offenbar allseits beliebt. Und obwohl diese eine durchaus wirkungsvolle Ausdrucksform waren, hatte selbst der als Regisseur und Dramaturg völlig blauäugige Brian begriffen, daß sich tumultartige Szenen mit ruhigen Phasen abwechseln mußten, wenn nicht alles im absoluten Chaos enden sollte.
      »Jetzt weiß ich es wieder«, meldete sich Edie und schwenkte zu ihm herum, die Beine gespreizt, die Ellbogen auf die aufgestellten Knie gestützt. »Ich meine, meinen Part... von letzter Woche.«
      »Sie erinnert sich glatt, Bri«, sagte Tom stolz, zwinkerte ihm dabei zu und klappte ein mit roten und blauen Blümchen verziertes Augenlid herunter.
      »Ausgezeichnet. Also, wie war die Situation? Hört mal alle zu.« Brian klatschte in die Hände.
      »Ich war doch die Frau, die stockwütend auf ihren Mann geworden ist.«
      »Und weißt du auch noch weshalb, Edie?«
      »Klar doch. Weil er mit mir verheiratet ist, aber eine andere Tussie bumst.«
      »Aha.«
      »Das ging so: >Friß Scheiße, du

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