Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
etwas für die Spielgruppe am nächsten Morgen vorbereitet habe. Außerdem hätte sie noch Mandys Abendbrotgeschirr abgewaschen. Brian habe wie ein Stein geschlafen, als sie ins Bett gekommen sei. Sie allerdings habe nicht so recht einschlafen können. Der Abend habe sie aufgewühlt. Brian dagegen hätte immer einen gesunden Schlaf ... Und so weiter und so fort. Sie redete unentwegt um den heißen Brei herum.
Barnaby beobachtete sie nicht ohne Mitgefühl. Ihr Dilemma war ihm nicht unbekannt. Unbescholtene Menschen, die etwas zu verbergen hatten, und sei dies noch so harmlos, schwiegen entweder oder redeten sich ohne Not um ihr Leben. Um der Qual ein Ende zu machen, unterbrach er sie.
»Als Sie so lange wach in Ihrem Bett lagen ... Haben Sie da zufällig gehört, wie Mr. Jennings abgefahren ist?«
»Ja.« Das klang wie ein Stoßseufzer. »Ja, das habe ich.«
»Wissen Sie auch zufällig noch, wann das gewesen ist?«
»Nein. Leider nicht. Im Dunkeln verliert man jedes Zeitgefühl...«
»Sind Sie denn sicher, daß es auch Mr. Jennings Wagen war?« wollte Troy wissen.
»Wer sonst sollte es denn gewesen sein? Der Wagen hatte einen starken Motor. Er heulte auf... Es klang so, als sei das direkt unter unserem Fenster gewesen.«
»Hinausgesehen haben Sie aber nicht?«
»Nein.«
»Tja, Mrs. Clapton ...« Barnaby versuchte sich aus den tiefen, weichen Polstern des Sessels zu erheben und lieferte dabei eine slapstickreife Nummer ab. »Danke, danke. Es geht schon«, wehrte er keuchend jede Hilfe ab.
Troy hatte Mühe, ernst zu bleiben. »Wir sind bei Mr. St. John gewesen«, begann er, um sich abzulenken. »War leider niemand zu Hause.«
»Heute ist Markttag ... Da ist Rex in Causton. Er holt dort seine Pension ab, macht Einkäufe und geht anschließend in die Bibliothek. Um neun Uhr morgens fährt er weg und kommt mit dem Vier-Uhr-Bus zurück. Laura treffen Sie bestimmt ebenfalls nicht zu Hause an. Sie öffnet ihren Laden um zehn. Bestimmt hatte sie das Haus bereits verlassen, bevor hier der Trubel losging.«
»Was denn für einen Laden?« fragte Sergeant Troy nach und klappte sein Notizbuch zu.
»Das >Spinning Wheel<. Sie handelt mit Antiquitäten. In der Causton High Street.«
Barnaby, der endlich wieder sicher auf den Füßen stand, kannte das Geschäft. Er hatte dort mal einen astronomisch teuren viktorianischen Fußschemel für Joyce zum Geburtstag erstanden.
»Leider brauchen wir Ihre Fingerabdrücke, Mrs. Clapton. Aus rein erkennungsdienstlichen Gründen.«
»Ach herrje!« Ihr Blick verdüsterte sich. Ohne die starken Gläser ihrer Brille wirkten ihre Augen klein und blank wie die eines Kaninchens. »Das wird meinem Mann aber gar nicht gefallen. Er ist nämlich ein strenger Verfechter des Datenschutzes.«
»Ihre Fingerabdrücke kommen nicht in die Akten. Sie werden sofort vernichtet, sobald unsere Ermittlungen abgeschlossen sind. Sogar in Ihrer Gegenwart, falls Sie das wünschen.«
»Verstehe.«
Mittlerweile hatten sie die Haustür erreicht. An der Holztäfelung hing das Bild eines Drachens, der den Schwanz um den Körper gewunden und die Schwanzspitze verschämt über die Nüstern gelegt hatte. Über seinem massigen Schädel stand in den drei Grundfarben: >Danke, dass Sie in unserem Heim nicht rauchen !<
Die Mischung aus Schuldgefühl und verschämter List im Blick des Drachens, die durch die witzige Körperhaltung noch verstärkt wurde, erinnerte stark an ein Kind, das zwar Angst vor der Entdeckung hatte, aber gleichzeitig wußte, daß man ihm vergeben würde. Troy mußte unwillkürlich grinsen, und Barnaby lachte laut auf.
»Wer hat das gemalt?«
»Ich. Das ist Hector.«
»Einfach fabelhaft.«
»Danke.« Sie errötete glücklich. »Alle meine Geschichten drehen sich um Hector.«
»Verkaufen Sie Ihre Bilder, Mrs. Clapton?« erkundigte sich Troy.
»Ohhh ... also ...« Sie verstummte hilflos.
»Meine kleine Tochter ... wäre bestimmt begeistert. Würde gut in ihr Zimmer passen.«
»Ich könnte ... Ich nehme an ... Ja.«
»Prima. Ich melde mich bei Ihnen.«
Mittlerweile waren sie auf den Treppenabsatz vor der Tür getreten. Als sich Barnaby und Troy gerade zum Gehen wandten, stürmte Kitty Fosse in Begleitung eines Fotographen und einer Kollegin mit strohgelber, wehender Mähne den Gartenweg entlang. Die Polizeibeamten machten dem Dreiergespann bereitwillig Platz. Es war
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