Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
mal hier sind ... Bringen wir's hinter uns.« Laura knipste die Schreibtischlampe aus. Im gedämpften Licht schien sie sich wohler zu fühlen. Sie setzte sich in ihren gepolsterten Drehstuhl, der einzigen Sitzgelegenheit im Raum. Troy legte sein Notizbuch auf den Aktenschrank. Barnaby lehnte sich gegen die Tür. »Allerdings weiß ich nicht recht, was Sie von mir erwarten?«
»Nur ein paar Auskünfte ... zum Beispiel über den gestrigen Abend.«
»Verstehe.« Offenbar verstand sie gar nichts. Aber das schien sie nicht weiter zu beunruhigen.
»Zum Beispiel, wie Ihr Treffen vom Autorenkreis verlaufen ist.«
»Das Treffen? Aber was hat das mit ...« Sie brachte es scheinbar nicht über sich, seinen Namen auszusprechen.
»Ist Ihnen an Mr. Hadleigh vielleicht etwas aufgefallen? War er irgendwie anders als sonst?«
»Durchaus. Er hat kaum ein Wort mit uns gesprochen. Und das war gar nicht seine Art. Er ist zwar nie besonders redselig gewesen, aber über die Schriftstellerei hat er sich immer gern unterhalten. Ich hatte erwartet, daß er die Gelegenheit nutzen würde, um Fragen zu stellen.«
»Hatten Sie den Eindruck, daß seine Zurückhaltung irgendwie mit der Person des Gastes zusammenhing?«
»Nein, eigentlich nicht. Obwohl ... Merkwürdig, daß Sie darauf zu sprechen kommen. Als Max Jennings' Name zum erstenmal fiel, hat er ...«
»Ja?«
»Hat Mr. Hadleigh ganz entsetzt reagiert ... Die Kaffeetasse ist ihm sogar aus der Hand gefallen.«
»Er ist also gegen diese Idee gewesen?«
»Nicht unbedingt. Aber er hielt unsere Bemühungen für Zeitverschwendung. Wir haben schon oft bekannte Autoren eingeladen und uns meistens einen Korb geholt. Aber letztendlich war er doch bereit, die Einladung zu formulieren.«
»Warum, Mrs. Hutton? Was meinen Sie, hat ihn dazu veranlaßt?« wollte Sergeant Troy wissen.
»Er war der Schriftführer.«
»Eine einsame Beschäftigung ... die Schriftstellerei, meine ich«, bemerkte der Chefinspektor. »Womit genau beschäftigen Sie sich?«
»Ich versuche, Dokumente aus vergangenen Jahrhunderten in eine moderne Sprache zu übertragen. Ich habe die Unterlagen auf einer Auktion in Aylesbury ersteigert. Es handelt sich dabei um Rezepte und Haushaltsbücher aus der Zeit der Tudors. Kräutermedizin ...« Laura hielt inne, als ihr klar wurde, daß die Lüge sich überlebt hatte. Sie war sinnlos geworden.
»Sie meinen ein zweites >Tagebuch einer Lady aus dem Zeitalter König Edwards'<« Laura zuckte mit den Schultern. »Sind Sie gestern abend alle gleichzeitig nach Hause gegangen?«
»Alle bis auf Rex. Was ein bißchen merkwürdig war.«
»Inwiefern, Mrs. Hutton?« erkundigte sich Troy. Er lächelte, aber diesmal ohne Berechnung. Selbst in diesem Licht war ihm klargeworden, daß sie nicht nur viel zu alt für ihn, sondern angesichts ihres offensichtlichen Kummers für einen Flirt absolut tabu war.
»Normalerweise geht Rex sofort. Gelegentlich sogar vor allen anderen. Er will seinen Hund nicht lange allein lassen.«
Troy, der Hunde liebte und einen jungen deutschen Schäferhund besaß, nickte verständnisvoll. Dann fragte er Mrs. Hutton, ob sie nach dem Treffen direkt nach Hause gegangen sei, was diese bejahte.
»Und wann sind Sie zu Hause gewesen?« mischte sich Barnaby ein.
»Kurz vor halb elf. Ich wohne nicht weit weg.«
»Und danach haben Sie Ihr Haus nicht mehr verlassen?« Sie schüttelte den Kopf. »Mr. Hadleigh ... ist er im Dorf eigentlich beliebt gewesen?«
»Da bin ich wirklich überfragt. Dorfgeschichten interessieren mich nicht.«
»Er war doch Witwer, oder?«
»Ganz recht... Der ewig trauernde Witwer.« Ihre Stimme versagte ihr. Barnaby war der zynische Unterton nicht entgangen. Er sah, wie sich ihre Hände zu Fäusten ballten und sie mühsam um Beherrschung rang. Sie starrte auf den Monitor ihres Computers. »Ich soll in einer halben Stunde in Gerrards Cross sein ... Auktionsbesichtigung. Ich muß Sie daher bitten, jetzt zu gehen.«
»Da steckt mehr dahinter«, bemerkte Troy. »Meine Mutter ist ganz begeistert von diesen Haushaltsaufzeichnungen der Lady aus Edwards Zeiten. Ob zu Weihnachten oder zum Geburtstag ... alles, was sie sich wünscht, ist altes Zeug. Geschirrtücher, Holzbrettchen, Eierbecher, Kannenwärmer ... sie hat mittlerweile fast alles. Die Familie ist schon ganz verzweifelt. Bald bleibt uns nur noch das Buch.
»Wahrlich ein Grund zur
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