Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
enges weißes Sporttrikot unter seinem Hawaihemd und mehrere Goldkettchen um den Hals. Sein dunkles, lockiges Haar glänzte feucht.
Barnaby hielt ihm seinen Dienstausweis unter die Nase. »Mr. Jennings?«
»Stavros. Ich bin der Butler.«
»Kriminalpolizei Causton. Wir hätten gern mit Ihrem Arbeitgeber gesprochen.«
Stavros trat ins Haus zurück und machte ihnen ein Zeichen, ihm zu folgen. Die Kriminalpolizisten betraten ein hohes, kreisförmiges Entree mit Kuppeldecke. In der Mitte hing ein riesiger venezianischer Kronleuchter.
Der Butler bog in einen Korridor ein. Barnaby und Troy folgten seiner Spur nasser Fußabdrücke durch einen Gang, dessen Wände mit elfenbeinfarbener Seide bespannt waren. Rechts und links hingen abwechselnd vergoldete Spiegel und Ölbilder. Über ihnen baumelten noch mehr Kronleuchter, deren Kristalle bei jedem ihrer Schritte melodisch klirrten. Sie passierten einige Türen, bevor Stavros vor einer unterteilten Spiegelfläche stehenblieb. Er drückte auf einen Knopf, und mit sanftem Klicken klappte die Spiegelfläche auf wie ein Wandschirm.
Sie betraten ein riesiges tropisches Gewächshaus mit hohem schmiedeeisernen Kuppeldach und wassergrüner Verglasung. Hier standen dichtgedrängt exotische Pflanzen - Palmen, tropische Gewächse, Bananen - und Ananasstauden, armdicke Schlingpflanzen mit haarigen Stengeln, gigantische Kakteen und Orchideen, deren dichte Blütenstände einen betäubenden Duft verströmten. Wassertropfen perlten in der feuchtwarmen, dunstigen Luft beständig von der Grünmasse und stürzten zu Boden.
Nachdem Stavros sich wortlos zurückgezogen hatte, gingen Barnaby und Troy geduckt weiter über einen Teppich aus Gras, dessen leuchtend smaragdgrüne Farbe nur unecht sein konnte. Diskret verborgen zwischen all diesem üppigen Grün standen Sportgeräte unterschiedlichster Art und schimmerten wie scheue Dschungelbewohner durch das Blattwerk. Aus unsichtbaren Lautsprechern erscholl gedämpft der unverkennbare Sound von Herb Alperts Tijuana Brass Band.
Barnaby und sein Sergeant umrundeten mehrere künstlich angelegte Blumenbeete, vermieden es dabei tunlichst, auf schlangenartig sich über ihren Weg windende Schläuche zu treten, bevor sie schließlich zu einem Vorhang aus zartem, glänzenden Farn gelangten. Dahinter ertönte rhythmisches Plätschern. Troy schob den Vorhang zur Seite, machte einen Schritt vorwärts und hielt die Luft an.
Vor ihm lag ein langer, schmaler Pool, der mit türkisen Kacheln ausgekleidet war, so daß das Wasser wie flüssiger Lapis-lazuli leuchtete. Weil Blumen und Bäume bis dicht an den Pool heranreichten, sah es so aus, als würde die Frau, die dort langsam ihre Bahnen zog, in einer verwunschenen, natürlichen Grotte auf irgendeiner tropischen Insel schwimmen. Ihr kupferfarbener Körper steckte in einem weißen, einteiligen Badeanzug. In diesem Moment drehte sie sich auf den Rücken, und ihr Haar umfloß auf sanften Wellen schaukelnd ihr Gesicht.
Troy war wie in Trance. Das konnte nur Hollywood sein; Hollywood, Beverly Hills und Dallas, Texas, gleichzeitig. Dem Sergeant entfuhr ein wohliger, sehnsuchtsvoller Seufzer. Dann entstieg die Amazone dem Pool. Wasser perlte über ihre breiten, bronzefarbenen Schultern und endlos langen, eleganten Beine. Sie drehte sich um und entfernte sich, wobei sie bei der Bewegung ihres linken Knöchels und Halses ein wahres Blitzlichtgewitter entfachte. Mein Gott, die geht glatt mit ihrem Schmuck schwimmen, dachte Troy. Sie schwimmt in wahrsten Sinne in ihren Juwelen!
Er wischte sich den Schweiß von der Stirn, zog sein Jackett aus und hielt es keusch über sein eigenes Blitzlichtgewitter. Dann folgte er dem Chefinspektor, der sich vorsichtig über den falschen Turf tastete.
Schließlich holten sie die Schöne in einer Dschungellichtung mit einladenden Liegen und Korbsesseln ein. In der folgenden Unterhaltung blieb das Mobiliar jedoch nur Staffage, denn keiner von ihnen wurde zum Sitzen aufgefordert. Dann gab es da noch einen Servierwagen mit Getränken, an dem sich die Dame im weißen Badeanzug bediente. Sie füllte mit einer Silberzange Eisstücke in ein großes Wasserglas, gab einen kräftigen Schluck Gin darüber und garnierte das Ganze mit einem Spritzer Zitronensaft aus einer Plastikzitrone.
»Mrs. Jennings?« begann Barnaby.
»Ja.«
»Eigentlich wollten wir mit Ihrem Mann sprechen.«
»Oh!« Sie leerte das Glas Gin mit einem Schluck
Weitere Kostenlose Bücher