Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
welchem Fachbereich? Und wo?«
»Könnte das Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei gewesen sein. Aber so heißt das heute gar nicht mehr. Es war auf jeden Fall in London. Das weiß ich, weil er mal erwähnt hat, wie anstrengend die Fahrerei immer gewesen sei.«
»Irgendeine Vermutung, wann seine Frau gestorben ist?«
»Kurz vor seinem Einzug hier. Muß also neun ... nein zehn Jahre her sein.«
»Und wissen Sie, ob Mr. Hadleigh seither irgendeine Beziehung hatte?«
»Beziehung?« Rex wirkte verblüfft.
»Eine Affäre mit einer Frau«, half Troy nach. Armer Teufel! War bei ihm vermutlich schon so lange her, daß er nicht mal mehr wußte, wie man das nannte.
»Oh! Nein, ausgeschlossen. Obwohl...«
In diesem Augenblick unterbrach sie ein heftiges Kratzen an der Tür. Das Geräusch war so laut, daß die Polizeibeamten fürchteten, der Hund würde jeden Moment durch die Tür brechen.
»Ist bloß Montcalm. Er ist mit seinem Nachmittagsgedeck fertig.« Barnaby hatte plötzlich die Vision von einem Hund, der mit einer Serviette um den Hals an einem Tisch saß und in seiner Pfote ein Gurkensandwich hielt, an dem er stilvoll herumknabberte. »Ich muß ihn reinlassen.«
»Wir sind sowieso gleich fertig, Mr. St. John.«
»Aber er mag es nicht...« Rex verstummte und neigte den Kopf zur Seite. Draußen war es still geworden. Montcalm trabte davon. Dann, nach kurzer Pause, hörten sie ihn wiederkommen. Diesmal im verschärften Galopp, der in einem fulminanten Krachen endete. Die Tür bebte in den Angeln.
Rex sagte »'tschuldigung« und ließ den Hund herein. Montcalm trottete zweimal im Kreis herum, wackelte dabei freudig mit dem haarigen Schwanz und beförderte mehrere Bleisoldaten in die militärische Umlaufbahn. Dann kletterte er seinem Herrn auf den Schoß und legte seinen Kopf gegen dessen Backe.
»Wir sprachen gerade über ...« Barnaby verstummte verwirrt. Er sah sich plötzlich zwei intelligenten, fragenden Augenpaaren gegenüber. Das eine gehörte dem Hund, das andere Rex St. John.
»Eventuelle Liebesbeziehungen«, kam ihm Sergeant Troy zu Hilfe. »Ich hatte den Eindruck, Ihnen ist doch noch was eingefallen?«
»Ach wirklich?«
»Sie sagten >obwohl<«, erinnerte ihn der Chefinspektor.
»Obwohl was?«
Barnaby betete stumm um Geduld. Troy zwinkerte dem Hund zu. Der öffnete das große Maul zu einem alles verschlingenden Gähnen.
»Ach ja«, entsann sich Rex schließlich. »Ich habe mich immer gefragt, ob Laura nicht amouröse Gefühle für ihn hege.«
»Gab es irgendeinen besonderen Grund für diese Annahme?«
Während Barnaby die Frage stellte, ließ sich Troy den Ausdruck >amourös< auf der Zunge zergehen und beschloß, ihn an Wachtmeisterin Brierley auszuprobieren.
»Sie hat ihn jedenfalls mit den Augen verschlungen ... Wenn Sie wissen, was ich meine«, erwiderte Rex. »Fast wie Montcalm, wenn ich eine Packung Leckerli aufmache.«
Als feststand, daß Rex St. John dem nichts mehr hinzufügen konnte, stand Barnaby auf. Er bedankte sich und bat Rex darum, gelegentlich seine Fingerabdrücke abzugeben. Rex schien das als willkommene Abwechslung zu begreifen.
»Wer will schon alt werden«, sinnierte Barnaby, als sie den Gartenweg entlanggingen.
»Ihm geht's doch gut«, entgegnete Troy. »Er hat seine Soldaten. Diese ganzen Orden. Ganz zu schweigen von den >klassisch< guten Nüssen.«
»Was ist das überhaupt für ein Hund, den er da hat?«
»Ein Irish Wolfhound.«
»Würde einen verdammt großen Fußabtreter ergeben.« Er marschierte über die Grünfläche und kletterte in den Polizeicontainer. Drinnen war es gemütlich warm, und es roch nach frischem Kaffee.
Barnaby rief das Revier von Amersham an und bat die Kollegen, ihm Max Jennings' Adresse aus dem Wahlregister herauszusuchen. Während er wartete, schenkte er sich heißen Kaffee ein. Es dauerte keine zehn Minuten, bis Amersham sich wieder meldete.
»Das Problem ist, daß die Leute nach einem Mord eine völlig andere Sichtweise haben«, dozierte Troy, während er auf die A 413 einbog.
»Sie meinen in bezug auf das Opfer?«
»Das auch. Aber vor allem was ihre eigenen Verhaltensweisen betrifft. Nehmen wir St. John zum Beispiel ... er drückt sich vor Hadleighs Hinterausgang rum, um angeblich Wache zu halten. Jetzt behauptet er, vom Wäldchen aus habe ihn jemand beobachtet. Die Frage ist nur... hat er das
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