Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger
älter. Da Mr. Winston knapp zwanzig ist, kann das von dreißig an aufwärts so ziemlich alles bedeuten.
Den Taxifahrer, der sie wieder abgeholt hat, suchen wir noch. Sie werden also von Uxbridge bis Midsomer sämtliche Dörfer abklappern müssen, meine Herren. Es ist wahrscheinlich, daß Hadleigh einen Wagen von einem Taxistand in der Nähe angefordert hat. Außerdem ist nicht auszuschließen, daß es sich bei der Blondine um eine Prostituierte handelt. Also kontrollieren Sie sämtliche einschlägigen Clubs, Massagesalons ... und die Kleinanzeigen natürlich.
Davon abgesehen, interessiert mich, ob sich jemand im Dorf daran erinnert, welches Umzugsunternehmen Hadleigh bei seinem Einzug eingeschaltet hatte. Es ist zwar nur eine Information am Rande, aber man kann ja nie wissen.«
»Es kann kaum eine Firma aus der unmittelbaren Umgebung gewesen sein, oder Chefinspektor?« DC Willoughby sah wieder aus wie aus dem Ei gepellt. Sogar sein Lächeln wirkte frisch aufgebügelt. »Dürfte sich eher um ein Unternehmen aus Kent gehandelt haben.«
»Ein Schuß ins Blaue, wie gesagt. Hoffentlich kriegen wir heute aufgrund des Wahlregisters endlich seine ursprüngliche Adresse raus. Glück hatten wir bisher nur bezüglich des Anwalts, der ehemals das Grundstücksgeschäft vermittelt hat. Offenbar fungierte er auch sonst als juristischer Berater des Verstorbenen. Ich habe heute vormittag einen Termin bei Mr. Jocelyne. Möglich, daß in seinem Tresor die Dokumente liegen, die wir normalerweise in >Plover's Rest< hätten finden müssen. Wenn wir Glück haben, befindet sich dort auch die Hochzeitsurkunde.«
»Inwiefern ist die eigentlich relevant, Sir?« erkundigte sich die Polizistin Brierley. »Meinen Sie, es besteht ein Zusammenhang zwischen den beiden Todesfällen?
»Das kann ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht sagen«, erwiderte Barnaby. »Aber wir dürfen nichts übersehen.«
»Selbstverständlich nicht, Sir.«
»Eigentlich können wir von Glück sagen, daß der Tod dieser Grace ... Hadleigh überhaupt zu diesem sehr merkwürdigen Verhalten veranlaßt hat.« Barnaby hielt inne, zuckte mit den buschigen Augenbrauen und wartete gespannt, wie seine Leute auf die kleine Quizfrage reagieren würden, die er ihnen gerade zugespielt hatte.
Sergeant Troy wog mit der Sorgfalt seiner langjährigen Erfahrung die Chancen ab, einen Treffer zu landen, gab jedoch schnell auf und vertrieb sich seine Zeit damit, die anderen zu beobachten. Besonders interessierte ihn natürlich Meredith, der heftig auf seiner Lippe kaute und die Stirn demonstrativ in Falten gelegt hatte.
Barnabys fragender Blick war jetzt geradewegs auf den Inspektor gerichtet. Der Chefinspektor wartete geradezu beleidigend lange, bevor er selbst die Antwort gab:
»Hadleigh wurde uns von allen Seiten als sehr verschlossener Mann beschrieben. Von Rex St. John wissen wir, wie sehr es ihn belastet hat, ihn wegen Jennings um Hilfe bitten zu müssen. Warum, so frage ich mich, hat dieser ungewöhnlich zugeknöpfte Mann allen vom schmerzlichsten und intimsten Erlebnis seines Lebens erzählt? Einem Schicksalsschlag, der ihn sogar veranlaßt, seinen Wohnort zu wechseln.«
»Sie meinen den Tod seiner Frau, Sir?« fragte Troy.
»So ist es.«
»Tja.« Inspektor Meredith beeilte sich, seinen Patzer wiedergutzumachen. »Ich schätze, die Antwort lautet: Weil er wollte, daß sie darüber Bescheid wissen.«
»Oh, das ist mir zu oberflächlich«, widersprach Barnaby. »Wenn wir bedenken, welche Überwindung die Preisgabe dieser Information einen Mann seiner Wesensart gekostet haben muß, so würde ich sagen, daß Hadleigh es für absolut notwendig gehalten haben muß, daß es die anderen wußten. Und jetzt sollten wir uns natürlich nach dem Grund für dieses Verhalten fragen, Inspektor Meredith.«
Während Sue ihre Besorgungen machte, Barnaby und Troy zur Kanzlei des Anwalts fuhren, blinzelte Laura trübsinnig auf ihr Filofax hinunter und merkte, daß sie in einer Stunde das >Spinning Wheel< öffnen mußte. Ein zweiteiliger irischer Leinenschrank sollte angeliefert werden. Sie hatte das Stück einige Tage zuvor gekauft. Da der Schrank für ihren Lieferwagen zu groß war, hatte sich der frühere Besitzer bereit erklärt, ihn auf der Ladefläche seines Landrovers zu transportieren. Doch noch war Zeit, einen anderen Termin zu vereinbaren. Sie griff automatisch zum Telefon, nachdem sie die Nummer zur Hälfte gewählt hatte,
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