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Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger

Titel: Inspector Barnaby 04 - Blutige Anfänger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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eine warme Mahlzeit pro Abend inklusive Braten am Sonntag und gab seiner Frau eine Summe, die gerade mal fürs Frühstück reichte.
      Alles, was Sue mit der Spielgruppe verdiente, wurde zwar dazugebuttert, aber es reichte trotzdem kaum. Doch Forderungen zu stellen, das war Sue nicht gestattet.
      »Mandy? Mand!« schrie er von der Eingangstreppe herüber. Die Tür stand weit auf und verwandelte die gemütliche Küche in einen Eisschrank. »Zeit für den Bus.«
      »Jaaaa!« Mandy hüllte sich in eine schwarze Pferdedecke, ordnete den dunklen Trauerflor um ihre Schultern und griff nach ihrer Snoopy-Frühstücksbox.
      »Vergiß bitte nicht, dazu etwas Warmes zu trinken. Nicht nur Limo.«
      »Vielleicht gehe ich nach der Schule zu Oma.«
      »Oh! Danke, daß du mir das sagst.« Sue lächelte und kam sich selbst dumm dabei vor. Die ständige Herabsetzung durch die Familie hatte ihr Selbstwertgefühl total untergraben. »Tschüß.«
      Die Tür fiel zu, und die beiden waren fort. Wie immer in solchen Augenblicken mischte sich in Sues Erleichterung ein Hauch Schuldbewußtsein. Sie legte etwas Kohle in den alten Küchenofen nach und zog ihren Sessel näher heran.
      Das Haus um sie herum war angenehm still. Sie atmete langsam ein und aus, kam allmählich zur Ruhe und schüttelte das beklemmende Gefühl ab, das sie in der Gegenwart der Familie stets hatte.
      Der Begriff Familie traf auf die kleine Gruppe allerdings ohnehin kaum zu. Sue war zwar nicht so naiv, an die unnatürlich heile Welt zu glauben, die einem in der Werbung vorgesetzt wurde, dennoch war sie davon überzeugt, daß irgendwo zwischen dieser Scheinwelt und der absurden Verhaltensspastik und kalten Lieblosigkeit, die in >Trevelyan Villas< herrschte, ein goldenes Mittelmaß existieren mußte; Mütter und Väter und Kinder, die miteinander diskutierten und stritten, sich liebten und haßten, einander in schwierigen Zeiten beistanden und gemeinsam jede Bedrohung von außen abwehrten.
      Sue fragte sich oft, ob es in der Vergangenheit irgendeinen Punkt gegeben hatte, an dem sie einen anderen Weg hätte einschlagen sollen. Sie war schwanger geworden ... na und? Das war 1982 und nicht in den Dreißiger Jahren gewesen, als alleinerziehende Mütter noch verteufelt worden waren. Sie hätte dem Druck ihrer Eltern und der Claptons durchaus widerstehen können. Letztere waren vor allem bei dem Gedanken in Panik geraten, die Nachbarn könnten erfahren, daß ihr Sohn seine >Verlobte< in >Schwierigkeiten< gebracht hatte. Brian, neu entflammt (denn Sue hatte Amanda empfangen, als sie das erste Mal miteinander geschlafen hatten), war damals geradezu versessen aufs Heiraten gewesen und hatte eine Abtreibung strikt abgelehnt.
      Sue war von jeher kinderlieb gewesen, hatte immer von einer großen Familie geträumt. Als Amanda noch klein gewesen war, erschien Sues Glück nahezu perfekt. Ihre Tochter zu baden und anzuziehen, mit ihr zu spielen, ihr das Laufen beizubringen, ihr Liebe zu geben, das hatte sie vollkommen ausgefüllt. Selbst Brians wachsende Gefühlskälte, die in dem Vorwurf gipfelte, sie habe ihn mit der Schwangerschaft heimtückisch in die Falle gelockt, waren angesichts des goldenen Mittelpunkts ihres Lebens zweitrangig erschienen.
      Dann jedoch war eine entscheidende Änderung eingetreten. Brians Eltern, die ganz in der Nähe wohnten und ihr einziges Enkelkind vergötterten, hatten Amanda mehr und mehr für sich beansprucht. Brian hatte das Kind jedes Wochenende dorthin gefahren, es gelegentlich sogar zwei volle Tage dort gelassen. Und Amanda war stets mit einem Arm voller Geschenke, müde, hektisch und krank von den vielen Süßigkeiten zurückgekehrt.
      Zuerst, als die Liebe zu ihrer Tochter noch größer gewesen war als die Angst vor dem Ärger ihres Mannes, hatte Sue versucht, sich gegen die Länge und Häufigkeit der Besuche bei den Großeltern zu wehren.
      Das hatte endlose Kämpfe mit Mrs. Clapton nach sich gezogen, die prompt behauptete, daß Susan die kleine Mandy gegen sie aufbringe. Davon mal abgesehen, hatte Amanda gebrüllt, getreten und geweint, um zu demonstrieren, wo ihre Präferenzen lagen.
      Schließlich hatte Sue nachgegeben. Was mittlerweile nicht schwierig gewesen war, denn Vater und Großeltern hatten das Kind inzwischen so für sich vereinnahmt, daß Sue den Kampf verloren gab, noch bevor er richtig begonnen hatte. Außerdem hatte sie in der Zwischenzeit die Spielgruppe im Dorf gegründet und war seither

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