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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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ob sie ein pochendes Herz beruhigen wollte. Ihre Lippen zitterten. »Ich hasse so etwas. Warum lassen Frauen sich das gefallen... Gott, wie können sie...«
      Troy, der stets seinen Spaß daran hatte, wenn jemand die Fassung verlor, besonders wenn die Person so offenkundig ihre Überlegenheit zeigte, biß sich auf die Lippen, um ein Grinsen zu unterdrücken. Er selbst hatte noch nie eine Frau geschlagen, obwohl ja wohl nicht zu bestreiten war, daß sie es teilweise regelrecht darauf anlegten. Besonders Maureen. Er war der Meinung, daß er für seine Selbstbeherrschung längst eine Medaille verdient hätte.
      Barnaby, der nun eine härtere Gangart einlegte, fragte Sarah, wann sie Alan Hollingsworth zum letztenmal gesehen hätte.
      »So jemand wie Alan >sieht< man nicht. Bloß das Auto, das an einem vorbeirauscht.«
      »Wie sieht’s mit letztem Montag aus?«
      »Nein. War das die Nacht, in der... ?«
      »...er gestorben ist, ja. Waren Sie da zu Hause?«
      Sarah schüttelte den Kopf. »An dem Abend nicht. Ich bin ins Kino gegangen. Farinelli Il Castrato.«
      »War der gut?« fragte Sergeant Troy und dachte, verdammt, das ist mir ja die Richtige.
      »Die Musik war wunderbar. Deshalb bin ich überhaupt nur reingegangen.«
      »Allein?«
      »Ja.«
      »Wo lief der Film, Miss Lawson?« Eine Seite im Notizbuch wurde raschelnd umgeblättert.
      »Im Curzon in Slough.« Sie sah zu Sergeant Troy und dann zum Chief Inspector. »Diese ganzen Fragen - das klingt ja ziemlich ernst.«
      »Ein ungeklärter Tod ist immer eine ernste Angelegenheit«, sagte Barnaby.
      Und in diesem Augenblick geschah es. Es hatte also doch noch eine Mine gegeben, die nicht entschärft war. Auf die trat sie jetzt. Und brach zusammen. Sie stieß ein leises Stöhnen aus und drückte die Finger heftig in ihre Wangen. Dann kippte sie um. Sie fiel zuerst auf die Knie und landete dann mit dem Gesicht auf den Holzdielen.
      »Holen Sie ein Glas Wasser!«
      Während Troy in die Küche lief, kniete Barnaby sich neben die bewußtlose Gestalt auf dem Läufer. Doch in dem Moment, als er versuchte, ihr den Puls zu fühlen, kam Sarah Lawson schon wieder zu sich.
      »Tut mir leid...« Sie versuchte bereits wieder, sich aufzuraffen. Auf ihren Wangenknochen waren tiefe, halbmondförmige Eindrücke von ihren Fingernägeln. »Das macht nichts, Miss Lawson. Lassen Sie sich Zeit.« Er packte ihre linke Hand, legte den anderen Arm um ihre Taille und half ihr zurück in den Sessel. Sie fühlte sich sehr zart und leicht an.
      »Trinken Sie einen Schluck.« Barnaby nahm Troy das etwas schmutzige Glas aus der Hand, doch sie stieß es zur Seite. Dabei schwappte etwas Wasser auf ihren ausgebleichten blauen Rock. Kleine glitzernde Tropfen bildeten sich auf dem Samt und kullerten hin und her.
      »Ich weiß nicht, wie das passiert ist. Normalerweise...«
      »Wann haben Sie zuletzt was gegessen?«
      »Kann ich mich nicht dran erinnern. Donnerstag vielleicht.«
      Also vor drei Tagen. »Kein Wunder, daß Sie uns hier zusammenklappen.«
      Troy beobachtete, wie der Alte die Frau im wahrsten Sinne des Wortes wieder zu sich brachte. Barnaby beherrschte viele Rollen, in die er bei Vernehmungen je nach Bedarf schlüpfte, doch diese hier, der gute Onkel, liebte der Sergeant am meisten. Während er den leisen, besorgten Worten lauschte, dem Vorschlag, daß man einen Arzt oder eine Freundin benachrichtigen sollte, verging Troy vor Bewunderung. Er mußte sich eingestehen, daß er es nie schaffen würde, diese Technik anzuwenden. Er konnte es nicht ertragen, wenn man ihn für leichtgläubig hielt. Oder für weniger intelligent als die Person, mit der er gerade sprach, egal was für ein Einfaltspinsel sie auch sein mochte. Das war eine Frage des Stolzes. Dem Chef auf der anderen Seite war das egal. Wenn der Leute aus ihrem Schneckenhaus herauslocken wollte, war ihm dazu jedes Mittel recht.
      Jetzt hatte er aufgehört zu sprechen, und im Zimmer breitete sich Schweigen aus. In diese Stille hinein nannte Sarah Lawson schließlich den wahren Grund für ihren Nervenzusammenbruch.
      »Ich war überrascht, als Sie das über Alan sagten. Die Leute im Dorf... Wir dachten alle, er hätte Selbstmord begangen. Ich meine, gab’s da nicht einen Abschiedsbrief?«
      »Das ist etwas problematisch«, sagte der Chief Inspector.
      »Ich verstehe.« Sie atmete tief durch. Man konnte ihr förmlich ansehen, wie sie ihren Verstand und ihre

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