Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
abgeschafft würde?«
»Was?«
»Du wärst absolut sprachlos.«
»O Gott, Skipper.« Er rutschte von ihrem Schreibtisch. »Es ist ja richtig anstrengend, nett zu dir zu sein.«
»Dann laß es doch.«
»Tausende wären froh darüber.«
»Tausende gucken auch Jeremy Beadle im Fernsehen.«
Troy zögerte, weil er nicht wußte, wie er reagieren sollte. Sollte das ein Witz sein? Oder ein außergewöhnlich großzügiges Kompliment?
»Oder laß dir von einem Erwachsenen dabei helfen«, sagte Audrey wohlmeinend. Sie hatte sich schon halb in ihrem Drehstuhl von ihm weggedreht. »Was ist das für ein Gebrüll?«
Troy, der das Gepoltere registriert hatte, ohne sich Gedanken über seine Herkunft zu machen, war plötzlich ganz Ohr. Dienstbeflissen rannte er zum Schreibtisch des Alten.
»Ja, Sir.«
»Haben Sie sonst nichts zu tun?«
»Ich bemühe mich um eine gute Beziehung zu den Kollegen, Chef. Ich meine, darum geht es doch, oder etwa nicht? Auf der Straße, im freien Gelände...«
»Haben Sie mal ein bißchen Grips für mich übrig, Sergeant?«
»Klaro.«
»Ich brauche etwas sehr Nasses und sehr Kaltes aus dem Automat.« Barnaby kramte klimpernd in seiner Hosentasche nach einer Ein-Pfund-Münze und gab Sie ihm. »Bitte sehr.«
»Tango?«
»Nein danke. Sie sind nicht mein Typ.«
Es geschah nicht oft, daß Troy die Gelegenheit bekam, sich bewußt das Lachen über einen Witz vom Chef verkneifen zu können - zum einen machte der DCI selten Witze und wenn, dann waren sie meistens ziemlich gut. Jetzt verzog Troy mit Genugtuung keine Miene.
»Bringen Sie zwei«, rief Barnaby hinter seinem Assistenten her. »Ich hab was zu feiern.«
»Was denn?« fragte Sergeant Troy, als er zurückkam. Barnaby machte mit den zwei Dosen Zitronen-Fanta Ringe auf den Schreibtisch. »Eine höchst...«
»Das macht übrigens noch zwanzig Pence.«
»Oh.« Barnaby redete weiter, während er nach einer weiteren Münze kramte. »Nachdem Hollingsworth in der Nacht, in der er starb, nach Hause gekommen war, hat irgendwer die Halogenlampe ausgeschaltet.«
»Sieh an.« Der Sergeant wartete, was es denn nun zu feiern gab. Der Chef wirkte so zufrieden, daß Troy schon dachte, der Mörder müsse aufgetaucht sein, während er selbst mal gerade nicht aufgepaßt hatte. Vielleicht hatte er sich mit einem Zweig Petersilie im Maul und einem Stück Apfel im Hintern am Empfang präsentiert.
»Was bedeutet, daß der Mann nicht allein war.«
»Nicht unbedingt.«
»Was?« Barnaby riß mit verärgertem Gesicht die erste Dose auf.
»Das könnte doch Alan selbst getan haben.«
»Warum sollte er... ?«
»Aus Gewohnheit. Hat er vermutlich jeden Abend gemacht, so wie man die Katze rausläßt und die Uhr aufzieht.«
»Aber diese Dinger sind doch speziell für die Dunkelheit gedacht.«
»Dann wußte er, daß jemand hinter ihm her war, und wollte sich verstecken.«
»Hätte er in dem Fall denn nicht den Lichtsensor aktiviert? Um zu sehen, ob sich jemand dem Haus nähert?«
»Nicht unbed...«
»Verdammt noch mal!« Barnaby knallte seine Limonade auf den Schreibtisch. Eine sprudelnde Fontäne schoß in die Luft. »Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?«
Mit verkniffenem Mund zog Troy ein blitzsauberes Taschentuch hervor und tupfte an den Limonadenspritzern herum, die er an der Manschette abbekommen hatte. Das war ja mal wieder typisch für diesen Job. Ständig erzählen die einem, man soll Initiative zeigen. Dann zeigt man Initiative, und die kippen einem Limonade über die Klamotten. Aber so war das nun mal auf dieser Welt. Kein Grund sich zu beklagen.
»Tut mir leid, Gavin.«
»Sir.« Diese alten Leute heutzutage, dachte Sergeant Troy, während er sein blütenweißes Baumwolltaschentuch wieder faltete und es sich zurück in den Ärmel steckte. Denen war doch alles egal. »Möchten Sie auch was zu essen, Chef? Ein Sandwich, oder ein paar Chips?«
»Nein, danke. Ich mach heute früh - ja, was gibt’s?«
»Die Information, die Sie vom Curzon-Kino haben wollten, Chief Inspector?« sagte eine der zivilen Telefonistinnen. »Programmzeiten?«
Barnaby verabscheute ganz normale Aussagen, die wie Fragen ausgesprochen wurden, fast so sehr wie er Jargon verabscheute. Grunzend nahm er die Daten ohne ein einziges Wort des Danks entgegen.
Und dann tat es ihm leid, denn die Frau hatte ihm eins der
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