Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
ihr Haus werfe.«
»Aber du hast doch keinen Dienst.«
»Das ist mein Revier. Und sonst haben sie niemanden.«
Daß dies tatsächlich so war, stimmte Trixie keineswegs glücklicher. »Was sollst du denn machen? Dich auf ihre Eingangsstufe setzen, für den Fall, daß sie wieder auftaucht?«
»Nehm ich an. Nun ja, immer mal wieder.«
»Das ist doch lächerlich. Und du mußt doch bestimmt nicht sofort los?«
»Daddy, guck mal.«
»Ach du meine Güte, Jamie.« Colin zog sein Taschentuch hervor. Das Gesicht seines Sohnes war völlig mit Eis beschmiert; seine Haare auch. Selbst in der Nase hatte er Eis. »Hast du überhaupt was davon gegessen?«
»Alles gegesssen«, rief Jamie stolz.
»Warte zumindest, bis sie im Bett sind.« Trixie versuchte, sich ihren Ärger nicht anmerken zu lassen, doch sie haßte es, ihn so unterwürfig zu sehen, wie er sofort losrannte, sobald diese arroganten Typen in Causton nach ihm pfiffen.
»Kann ich jetzt Fernsehen gucken?«
»Nein.« Sie fuhr mit den Fingern durch das Haar ihrer Tochter, die auf ihrem Schoß saß. »Die sind immer noch feucht.« Dann sagte sie zu ihrem Mann: »Deshalb haben die auch keine bessere Meinung von dir.«
»Du weißt doch, wie die Dinge liegen, Trix. Die Fehler, die ich gemacht hab. Die haben mir ja schon mit Versetzung gedroht.«
»Die können schließlich nicht von dir erwarten, daß du die Arbeit der Kriminalpolizei machst. Dazu braucht man eine spezielle Ausbildung. Du bist ein Dorfpolizist. Und zwar der beste, den’s gibt.«
»Reg dich nicht auf.«
»Ich möchte mal sehen, wie die sich anstellen würden, wenn die deine Arbeit hier machen müßten.«
Constable Perrot brachte seine Kinder ins Bett, dann nahm er die Honda und fuhr nach Fawcett Green. Er ' parkte vor dem Bay Tree Cottage, ging ein wenig die Straße auf und ab und verschwand kurz auf ein Halfpint im Goat and Whistle. Dann setzte er sich in Sarah Lawsons Garten in die warme Abendsonne. Die Zeit verging sehr langsam. Nächstes Mal, beschloß er, würde er sich was zu lesen mitbringen.
Während Perrot seine einsame Wache hielt, genoß Barnaby die Gesellschaft seiner Frau und ein kühles Glas Santara Chardonnay. Dabei mußte er eine Reihe mehr oder weniger schmerzhafter Nadelstiche in die Oberschenkel über sich ergehen lassen.
»Diese Hose ist bald völlig ramponiert.«
»Laß ihn doch. Er meint’s nicht böse.«
Vor achtzehn Monaten hatten Cully und ihr Mann, nachdem sie einen Vertrag für eine dreimonatige Europatournee unterschrieben hatten, ihre neueste Errungenschaft bei den Barnabys deponiert, nämlich einen kleinen Kater namens Kilmowski.
Barnaby hatte mürrisch darauf hingewiesen, daß seiner Meinung nach die Phase, in der die Kinder unbedingt ein Haustier haben wollen und versprechen, es bis ans Ende seiner Tage zu baden, bürsten, füttern und ihm Auslauf zu verschaffen und einem dann prompt die ganze Arbeit überlassen, etwa mit dem fünfzehnten Lebensjahr endete.
Joyce, die ganz entzückt von dem niedlichen kleinen Tier war, schalt ihren Mann einen alten Griesgram. Barnaby, alles andere als entzückt, sah schon bald seine schlimmsten Befürchtungen bestätigt. Essen wurde ihm vom Teller geklaut, wenn er gerade mal nicht hinsah, seine Zeitung wurde zerrissen und anschließend als Toilette benutzt. Er zählte die Tage, bis seine Tochter wieder zurück sein würde.
Aber bis Cully und Nico schließlich da waren, hatte er den kleinen Kater lieb gewonnen und nicht nur Joyce war traurig bei dem Gedanken, ihn zurückzugeben.
Doch wie es sich ergab, hatte Cully kaum die Koffer ausgepackt, da mußte sie zum Manchester Royal Exchange, um dort in Hedda Gabler zu spielen. Nicholas erhielt überraschend die Chance, nach Stratford zu gehen, weil dort ein Schauspieler seinen Vertrag gebrochen hatte, um ein Filmangebot anzunehmen. Sie beschlossen, ihre Wohnung für sechs Monate zu vermieten. Als sie das Vagabundenleben aufgaben und sich wieder fest in London niederließen, war Kilmowski, wenn auch noch immer voller Schönheit und Eleganz, verspielt und charmant, eindeutig kein kleines Kätzchen mehr. Er hatte sich, wie Cully es betrübt und fröhlich zugleich ausdrückte, auf wundersame Weise verwandelt. Sie und Nico waren sich einig, daß es nicht nur egoistisch, sondern sogar grausam wäre, ihn in eine winzige Wohnung zu sperren, wo er doch hier ganz Arbury Crescent zum Herumstreunen
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