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Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod

Titel: Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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hatte. Also blieb Kiki, wie die Barnabys ihn fast vom ersten Tag an genannt hatten, endgültig bei ihnen.
      »Um wieviel Uhr wollten sie kommen?«
      »Nicht beide. Cully kommt allein.«
      »Oje, das geht doch wohl nicht schon wieder los?«
      »Natürlich nicht. Nico muß morgen früh um halb acht in Pinewood sein, also will er früh ins Bett. Das hab ich dir doch gesagt.«
      »Das sagst du immer.«
      »Es stimmt auch immer.«
      »Was ich dir noch erzählen wollte«, Barnaby wechselte das Thema. »Ich hab gestern dein Band von der Probe zu Amadeus gespielt...«
      »O Tom, das ist aber wirklich nett.«
      »Gavin hat dich für Cecilia Bartoli gehalten.«
      »Vielleicht hab ich den Jungen ja doch falsch eingeschätzt.«
      »Hast du nicht.«
      »Nein, hab ich wohl nicht,« Joyce lachte.
      Es klingelte an der Tür. Sie ging aufmachen. Barnaby setzte die Katze auf den Boden und ging in die Küche, wo er sein Gazpacho aus dem Kühlschrank nahm und anfing, Eis zu zerkleinern.
      Cully hatte ihren Auftritt (anders konnte man es nicht beschreiben), schritt quer durch den Raum und gab ihm einen Kuß. Sie trug ein sehr kurzes, schlichtes weißes Leinenkleid und schwarze Espandrilles, deren Bänder kreuzweise fast bis an ihre satt gebräunten Knie geschnürt waren. Kein Make-up, die Haare zerzaust. Schönheit pur.
      »Hallo, Pa.«
      »Hallo, Darling. Du hast dich also doch noch entschlossen, dir den Film anzusehen?«
      »Mehr oder weniger. Außerdem wollte ich dich und Mum sowieso besuchen.«
      Barnaby, der sich insgeheim wahnsinnig darüber freute, sagte ganz beiläufig: »Schön, daß du da bist.«
      »Mm, lecker.« Sie tauchte einen Finger in das Gazpacho und leckte ihn ab. »Was gibt’s sonst noch?«
      »Reissalat mit Krabben und Himbeer... Laß das.«
      »Wir sind doch unter uns.«
      »Den Finger ablecken und wieder ins Essen stecken, das hast du von uns nicht gelernt.«
      Cully kicherte. »Muß ich mich jetzt in die Ecke stellen?«
      »Du kannst deiner Mutter beim Tischdecken helfen. Und nimm dir ein Glas Wein.«
      »Meinst du, dazu bin ich schon alt genug?«
      Barnaby nahm drei weiße Suppenteller, die mit einem blauen Fisch bemalt waren, aus dem Schrank, Ein Souvenir aus Galicien. Er stellte sie in etwas größere Teller mit zerstoßenem Eis und verteilte die Suppe. Dann legte er ein Baguette auf das Tablett und stellte ein Schälchen mit heller, ungesalzener Butter aus der Bretagne dazu.
      »Soll ich noch eine Flasche aufmachen?« fragte Joyce durch die Durchreiche.
      »Lieber nicht.« Er hatte Cullys Autoschlüssel an ihrem kleinen Finger baumeln gesehen.
      Das Essen wurde auf einen flachen Couchtisch vor den Fernseher gestellt. Das Band mit dem Blauen Engel spulte gerade quietschend und surrend zurück und klickte sich schließlich aus. Joyce nahm die Fernbedienung und sah ihre Tochter an.
      »Soll ich anstellen?«
      »Klar. Warum nicht?« Cully schob sich mit der Kante ihres Daumens einen imaginären Filzhut in den Nacken. »Applaus für Marlene und den Professor.«
      Barnaby hatte, soweit er sich erinnern konnte, den Film noch nie gesehen. Damit stand es zwei gegen eins. Joyce hatte ihn »vor vielen, vielen Jahren« mal im Hampstead Everyman erwischt.
      Obwohl es sich angeblich um eine neue Kopie handelte, »schneite« es immer noch leicht in dem Film. Aber nichts konnte dieses erstaunlich makellose Gesicht beeinträchtigen. Ein Gesicht, dessen geheimnisvolle Perfektion sich mit Worten nicht beschreiben ließ. Schön war hoffnungslos untertrieben. Aber wie sollte man es sonst ausdrücken.
      Cully seufzte tief. »Ich werde nie wieder glauben, daß Wangenknochen nur eine Ablagerung von Kalzium sind.«
      Während er die Figur beobachtete, die von Emil Jannings gespielt wurde, wie sie sich abmühte, sich aus dem tödlichen Netz zu befreien, dachte Barnaby, was für eine nutzlose Waffe Intelligenz doch gegen die unergründliche, alles-verschlingende Macht sexueller Leidenschaft war. Hier war ein Mann, der für seine Ehre, seine Ehe, ja sein ganzes Leben mit keiner anderen Waffe als mit seinem Verstand kämpfte. Sexuelle Hörigkeit zerstörte offenbar die Fähigkeit, klar zu denken, und trieb den Betroffenen manchmal sogar in den Wahnsinn.
      Barnaby hielt das Video an und ging den Reissalat mit Krabben holen. Als er zurückkam, diskutierten seine Frau und seine Tochter über die Dietrich, damals und heute.
      Cully

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