Inspector Barnaby 05 - Treu bis in den Tod
Rabatten, die dicht mit Lilien und Nelken, Goldlack und weißem Senf, Lupinen - kurzum jeder erdenklichen Sorte Gartenblumen bepflanzt waren. Dahinter standen hohe Malven und Stockrosen, Sonnenblumen und stark riechende gefüllte Rosen. Darüber schwebten zahlreiche Bienen und Schmetterlinge. Das Ganze erinnerte ihn stark an jene romantischen Illustrationen. Fast erwartete Barnaby schon, den Weg von Muschelschalen eingefaßt zu sehen.
Gut gelaunt steuerte er, Troy im Schlepptau, die Rückseite des Hauses an und fragte sich, ob die Person, die ihm entgegen kam, wohl Cubby, Mrs. Molfreys innamorato, war. Der passionierte Sticker und Frikadellenmacher, der mit dem Alter ein wenig wunderlich wurde. Alt mochte er ja sein, doch jetzt, wo er sich aufgerichtet hatte und ihnen zulächelte, sah man, daß er in blendender Verfassung war.
Er war klein und rundlich, hatte ein frisches Gesicht mit sehr hellen, klaren Augen und rosigen Bäckchen.
Sie trafen sich am Rande des Gemüsegartens, aus dem mehrere Wigwams aus Stangenbohnen und ein Obelisk aufragten, der fast völlig unter einer Flut von creme- und fliederfarbenen Gartenwicken verschwand. Während Barnaby sich und Troy vorstellte, schweifte sein Blick über eine Reihe der prächtigsten Zwiebeln, die er je gesehen hatte. Es war, als hätte man die Kuppeln des Royal Pavillon von Brighton fest in braungestreiftes Papier eingewickelt.
Der Gärtner wischte sich die Hand an seiner Latzhose ab, bevor er sie ihnen hinhielt und sagte, er sei Mr. Dawlish und es täte ihm leid, sie zu belästigen. Barnaby machte ihm ein Kompliment für seine Zwiebeln, und Cubby, der einen verwandten Geist erkannte, begann sofort, sich über die verschiedenen Methoden des Düngens und der Ungezieferbeseitigung auszulassen.
Sergeant Troy, der sich langweilte, zündete sich eine Rothmans an und verschwand im Gewächshaus, um sie heimlich zu genießen. Hier hing ein merkwürdiger Mief in der Luft, warm und erdig. Da er nur die harten, geschmacklosen kugelähnlichen Gebilde kannte, die in Supermärkten unter Plastikfolien schwitzen, erkannte Troy den Geruch reifender Tomaten nicht.
Während er sich umschaute, nahm seine Langeweile noch zu. Troy hatte für Grünzeug nicht viel übrig. Wozu waren Gärten überhaupt gut? Zum Wäscheaufhängen. Um am Wochenende den Grill und den Ghettoblaster rauszustellen und ein paar schöne kalte Dosen Bier knallen zu lassen. Und um schreiend herumzulaufen, wenn man sich als kleines Kind auf seine Freunde freut, die zum Seilspringen vorbeikommen. Dazu reichte doch jeder Hinterhof, und den brauchte die Frau nur ab und zu mit dem Schlauch auszuspritzen. Durch eine grünliche Glasscheibe sah er, wie der Chef mit dem kleinen rundlichen Kerl auf das Haus zu-schlenderte. Er beeilte sich, sie einzuholen.
Kurz vor der hinteren Tür warf Troy seine Zigarette weg. Sie landete in einem Busch Gartennelken. Unwillkürlich stieß Cubby, einen leisen Schrei aus, als ob ihn ein plötzlicher Schmerz durchfuhr.
»Geht’s Ihnen nicht gut, Sir?« fragte Sergeant Troy. Ausnahmsweise war die Sorge in seiner Stimme echt. Sein Großvater, der ungefähr im gleichen Alter gewesen war, erlitt nämlich erst kürzlich einen Herzanfall. Gerade noch stand er völlig fidel in der Schlange an der Frittenbude und fragte sich, ob die vielleicht ein bißchen Teig zum Ausbacken übrig hätten, und im nächsten Augenblick liegt er reglos unter dem Ringkampfplakat. Das gab einem schon zu denken.
»Doch, doch. Danke.« Cubby warf einen letzten Blick auf die Rothmans, die das Auge von Mrs. Sinkins verbrannte. »Kommen Sie doch bitte rein.«
Mrs. Molfrey döste in ihrem Ohrensessel. Dann wachte sie plötzlich auf und bemühte sich, auf die Beine zu kommen.
»Bitte, Mrs. Molfrey«, drängte sie der Chief Inspector. »Bleiben Sie doch sitzen.«
»Ich will gar nicht aufstehen«, sagte Mrs. Molfrey. »Ich sortiere nur meine Pantalons.«
Die waren in der Tat prächtig. Glänzender Samt in einem kräftigen Purpurrot im Gauchostil. Dazu trug sie schwarze Spitzenstrümpfe und Wildlederschuhe mit hohen filigranen Laschen und Silberspangen, wie sie die jugendlichen Hauptdarsteller in den traditionellen Weihnachtsmärchen für Kinder tragen. Um ihre Schultern hatte sie ein zart meergrünes Tuch drapiert, das spinnwebenzart und voller glitzernder Steinchen war.
»Herzlich willkommen, Inspector. Setzen Sie sich doch bitte. Und Ihr Begleiter auch. Also«, sie
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