Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
hatte ihm eingeschärft: Sollte ein Auto auftauchen, würde es in jedem Fall sein Mann sein, weil niemand sonst im Haus fahren konnte. Sein Blick war so konzentriert auf die Straße gerichtet, dass er zunächst gar nicht bemerkte, dass sich, nur wenige Sekunden nachdem er losgefahren war, der blitzblanke Alvis an seine Stoßstange heftete.
Barnaby, der sich über eine Stunde in all die Befragungen vertieft hatte, die im Zusammenhang mit dem Fall durchgeführt worden waren, starrte gerade an die Wand, als Sergeant Troy den Kopf ins Zimmer steckte.
»Meine Güte, ist schon Mittag?«
»Jackson ist los.«
»Ausgezeichnet.« Barnaby sprach einen leisen Dank aus, während er nach seiner Jacke griff. Noch vier Stunden, und man hätte ihm den Beobachtungsposten gestrichen. »Hoffentlich fährt er nicht bloß nach Causton, um sich ein Mittelchen zu kaufen, mit dem er seinen Haaransatz nachfärben kann.«
»Bennet sagt, er ist auf der Straße nach Beaconsfield.«
»Klingt vielversprechend.« Mit raschen Schritten gingen sie zum Aufzug. »Ist Bennet entdeckt worden?«
»Er meint nein. Im Augenblick ist er drei oder vier Fahrzeuge hinter Jackson. Und Fainlights Alvis ist auch in der Schlange.«
»Tatsächlich?«
»O ja. Der hat blitzschnell reagiert. Hat offenbar alles von seinem Haus aus beobachtet. Sein Wagen ist noch weiter zurück. Bennet hat den Eindruck, dass er auf keinen Fall gesehen werden will.«
»Wenn wir eine längere Strecke fahren müssen, brauchen wir Benzin. Am besten halten Sie an der Tankstelle von Fall End.«
Innerhalb der nächsten halben Stunde schien es beinahe sicher, dass der Humber auf dem Weg nach London war. Jackson hatte Causton links liegen gelassen, war gleich nach Beaconsfield gefahren und dann auf die M40. Ihn in Sichtweite zu behalten war nach den Worten von DS Bennet »Pipifax«.
»Mit diesem komischen Leichenwagen könnte der keinen Fünfjährigen auf Rollschuhen überholen, Sir. Wir fahren die ganze Zeit sechzig. Und da muss er schon voll aufdrehen.«
»Wo ist Fainlight?«
»Wie bitte?«
»Der Alvis.«
»Immer noch hinter mir. Versucht, sich unauffällig zu verhalten. Sofern man das überhaupt kann mit 'ner Kiste wie aus einem Bond-Film.«
Darauf stimmte Bennet »Live and Let Die« an, und Barnaby schaltete sofort sein Handy aus. Doch die Verstimmung hielt kaum eine Sekunde an. Stattdessen dachte er zufrieden darüber nach, wie gut es das Schicksal zur Abwechslung mal mit ihm meinte. Denn wenn man jemanden im Auto verfolgen musste, gab es kaum eine sicherere und diskretere Möglichkeit, ihn im Auge zu behalten, als hinter ihm über eine Autobahn zu tuckern.
»Wir haben keine Londoner Adresse für Jackson, oder, Chef?«
»Nein. Er ist praktisch gleich aus dem Gefängnis zu den Lawrences gezogen. War vielleicht ein oder zwei Wochen in einem Wohnheim, um seinen Kram zu regeln. Davor war er mal hier, mal dort. Ohne festen Wohnsitz, wie man so schön sagt.«
»Wär nichts für mich.«
»Wie gesagt, er ist nicht besonders clever.«
»Also könnte er sonstwo hinwollen?«
»Könnte er. Aber das glaube ich nicht.«
Irgendwo zwischen Paddington und Regent's Park überholte der silberne Alvis Bennets Escort. Bennet bekam das gar nicht mit. Der Alvis war während der letzten halben Stunde mehrere Fahrzeuge hinter ihm gewesen und hatte sich praktisch unsichtbar gemacht, so dass Bennet ihn fast vergessen hatte. Er hatte noch nicht mal bemerkt, wie er die Fahrspur wechselte.
Aber er machte sich auch gar keine Gedanken über diesen Wagen. Solange er die Leichenkutsche, wie er den Humber getauft hatte, in Sichtweite behielt, spielte es keine Rolle, wer sonst noch mit von der Partie war. Er brauchte noch nicht mal besonderen Abstand zu dem Alvis zu halten, weil - wie der Chef bei ihrem letzten Gespräch bemerkt hatte - der dunkelblaue Escort Fainlight kaum auffallen würde. Und selbst wenn er ihn bemerkte, wäre er für ihn einfach nur ein weiteres Fahrzeug auf der Straße.
Während die drei Autos über die Blackfriars Bridge fuhren, umkreiste Troy den Hyde Park.
»Sind Sie sicher, dass Sie den Stadtplan im Kopf haben, Sergeant? Und erzählen Sie mir bloß nicht, wir würden die Touristenstrecke nehmen. Ich hab schließlich Augen im Kopf.«
»Ja, Sir.« Troy erinnerte sich, wie er sich vor ein paar Tagen noch darauf gefreut hatte, nach London fahren zu können. Wie er es
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