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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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dass er wie gebannt durch das Fernglas starrte, einsam und verlassen in seinem Schlupfwinkel wie ein Gefangener in einem Turm.
      Die Familie Leathers hielt sich tapfer. Pauline stand links von ihrer Mutter und hatte ihre Hand genommen. Paulines Mann, ein stämmiger Typ mit kurzgeschnittenen roten Haaren, hatte sie auf der anderen Seite untergehakt. Hetty machte eigentlich nicht den Eindruck, als brauchte sie Unterstützung, und allen dreien gelang es ganz gut, ihre Trauer zu verbergen.
      Evadne Pleat stand neben ihnen. Ihr Gesicht wirkte ganz klein unter einem riesigen Hut mit viel Tüll. Während sie den Anschein erweckte, als hätte sie den Blick ernst und respektvoll auf den Sarg gerichtet, hatte sie besorgt bemerkt, wie schlecht Louise Fainlight aussah. Obwohl sie Louise nur im Profil sehen konnte, bemerkte sie, dass ihre Mundwinkel nach unten gerichtet waren, wie bei einer Maske aus einer antiken Tragödie. Außerdem hatte sie, für ihre Verhältnisse, entsetzlich viel Make-up aufgelegt. Sie hatte die Augen zusammengekniffen und blinzelte. Als ob sie merkte, dass sie beobachtet wurde, begann sie ihr dunkles, weich fallendes Haar nach vorne zu ziehen, bis es ihr Gesicht halb verdeckte.
      Nachdem Lionel Lawrence begriffen hatte, dass seine Frau absolut nicht mehr in der Lage war, ihn herumzukommandieren und dazu zu zwingen, seine klerikalen Pflichten gegenüber ihrem verstorbenen Angestellten zu erfüllen, hatte er die ganze Sache sofort abgeblasen. Reverend Theo Lightdown, der wie alle anderen über das tragische Schicksal von Mrs. Lawrence schockiert war, hatte sofort eingesehen, dass ihr Mann nicht von ihrer Seite weichen konnte, und war in die Bresche gesprungen.
      Leider wusste er gar nichts über Charlie und musste sich an die wenigen Informationen halten, die er von Lionel bekommen hatte (alles ziemlich wirr, aber wer konnte es dem armen Mann verdenken?). Deshalb war die Predigt nicht nur kurz, sondern auch nicht ganz zutreffend. Reverend Lightdown schien das zu spüren, da die fünf Trauergäste ihn trockenen Auges und irgendwie verwundert anstarrten. Er ging aus von Adam, dem Gärtner, dem himmlischen Vorfahr, in dessen irdische Fußstapfen Charlie so ehrenvoll getreten sei. Sprach von seiner Liebe zu allem, was wächst, und der Magie seiner »grünen Daumen«. Von seiner Geselligkeit. Ein geliebter Vater und Großvater, der jetzt in Frieden ruhte und geduldig auf den Tag wartete, an dem seine liebe Frau und Gefährtin vieler Jahre, wieder mit ihm vereint wäre. Bei diesen Worten machte sich ein derartiges Entsetzen auf dem Gesicht der Witwe Leathers breit, dass Reverend Lightdown beschloss, die Lobrede zu beenden.
      Nun, wo sie am Grab standen, schloss er das Gebetbuch und drückte es mit ernstem Gesicht an seine Brust. Hetty beobachtete, wie der Sarg langsam und gleichmäßig gesenkt wurde. Wenn ihr überhaupt Tränen kamen, dann war es beim Anblick des schönen Kranzes, der so sorgsam von Ann ausgewählt worden war und dem sie eine schwarz umrandete Karte mit ihrer zierlichen und ziemlich kindlichen Handschrift beigefügt hatte. Außerdem gab es einen unauffälligeren und recht bescheidenen Kranz von Hetty und der Familie und einen Strauß gelber Chrysanthemen von den Fainlights.
      Die Seile spannten sich knarrend um das lackierte Holz, und der Sarg kippte nicht einen einzigen Zentimeter. Als ob diese Sorgfalt eine Rolle spielte, dachte Hetty. Als ob Charlie das in irgendeiner Weise kümmern würde. Ebensowenig wie ihn die Blumenspenden interessierten. Pauline ließ die Hand ihrer Mutter los und flüsterte ihr etwas ins Ohr.
      Hetty bückte sich, um eine Handvoll Erde aufzuheben. Sie war überrascht, wie dunkel, saftig und locker sie war. Wie ein Weihnachtskuchen. Sie warf die Erde ins Grab. Sie fiel auf die Messingplatte, in die der Name ihres Mannes graviert war, und verdeckte diesen fast. Er war jetzt zu C.ar.l. Lea ... verstümmelt.
      Hetty hatte diesen Akt oft genug in Fernsehserien gesehen und kam sich allmählich selber wie eine Schauspielerin vor. Ganz gewiss empfand sie keine echte Trauer. Sie wollte so schnell wie möglich nach Hause, um zu sehen, ob mit den Enkeln und mit Candy alles in Ordnung war. Und anfangen, das kalte Mittagessen aus Schinkenaufschnitt, Lachs aus der Dose und Gurkensandwiches aufzutragen. Außerdem gab es einen Teekuchen, den Pauline und die kleine Jenny bereits auf einer Platte arrangiert hatten.
      Die kleine Trauergesellschaft begann sich zu

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