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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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wie viel klarer würde alles sein, wenn er wüsste, was er als unwichtig abhaken könnte. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass nur ein Bruchteil der Informationen, die hereinkamen, von Nutzen war. Dennoch konnte man nur einen kleinen Prozentsatz mit gutem Gewissen gänzlich unberücksichtigt lassen. Irgendwann (bitte, lieber Gott) würde er die Wahrheit kennen und verstehen, dass er im Grunde immer nur dieses eine simple Faktum aus der Pathologie gebraucht hatte oder jenen Versprecher in einer Vernehmung, einem bewusst irreführenden Gespräch, das erst jetzt so richtig verstanden werden konnte.
      Doch im Augenblick konnte er nichts weiter tun als warten. Das hieß aktiv warten, denn er konnte es nicht ertragen, untätig zu sein. Er beschloss, sämtliche Informationen zu dem Fall von Anfang an durchzulesen. Bisher hatte er dazu keine Zeit gehabt, und wenn man die Sachen nur einzeln las, so wie sie hereinkamen, konnte man niemals Zusammenhänge erkennen. Er würde langsam lesen, unvoreingenommen, aber mit wachem Auge. Er warf einen Blick auf den Kalender. Donnerstag, der 27. August. Mehr als zehn Tage, seit Carlotta fortgelaufen war. Acht Tage seit dem Tod von Charlie Leathers. Vielleicht war ja heute sein Glückstag.
     
    Detective Sergeant Alec Bennet begann sich zu langweilen. Eigentlich hatte er sich bereits gelangweilt, als er mit dieser Überwachung angefangen hatte, denn es gibt nichts Langweiligeres, als zu wissen, dass man stundenlang in einem Auto sitzen und auf ein Haus starren wird, in der vergeblichen Hoffnung, dass das Opfer plötzlich herausgerannt kommt und an einen unglaublich interessanten Ort fahren und dort viele aufregende Dinge tun wird, die gegen das Gesetz verstoßen.
      In neunundneunzig von hundert Fällen war es nämlich so, dass das Opfer entweder gar nicht herauskam, oder falls doch, dann nur, um rasch zum Laden an der Ecke zu flitzen und Zigaretten, einen Sechserpack Bier oder einen Stapel Fertiggerichte zu kaufen, und dann sofort wieder im Haus zu verschwinden.
      Bennet kam der ketzerische Gedanke, dass das alte Pfarrhaus irgendwie ungünstig lag. In seinem linken Außenspiegel konnte er den Hof vor dem Red Lion sehen, und er hätte eine Menge dafür gegeben, diese Überwachung von einem Fensterplatz in der Lounge aus durchführen zu können, während er sich ein Käsebrot mit eingelegten Zwiebeln und ein halbes Pint Lager einverleibte. Aber das sollte nicht sein.
      Sein Magen verkündete ihm, dass es ein Uhr sei. Er packte seine Sandwiches mit Corned Beef und Branston Pickles aus, legte die separat in Wachspapier eingepackte Apfeltasche beiseite und breitete eine hübsche geblümte Papierserviette auf seinen Knien aus. Julie war überaus gründlich mit allen ihren Pflichten als Ehefrau - nun ja, mit fast allen.
      Stets den Blick auf das Haus gerichtet, während er seine Thermoskanne aufschraubte, wurde dem Polizist plötzlich bewusst, dass er selbst beobachtet wurde. Er hatte ein kribbelndes Gefühl auf Gesicht und Hals, und seine Hände wurden unangenehm feucht. Er sah sich jedoch nicht um, sondern trank einfach seinen Tee und aß sein Sandwich.
      Dann bemerkte er zwei kreisrunde helle Lichtflecke, die auf der Mauer um das Pfarrhaus herumtanzten. Ein Fernglas. Er stieg aus dem Auto, tat so, als würde er Arme und Beine strecken, und schlenderte dann zum Dorfanger hinüber.
      Der Beobachter saß an einem Fenster im Obergeschoss jenes außergewöhnlichen Hauses, das aussah, als sollte es keine Menschen, sondern einen kleinen Regenwald beherbergen. Er war völlig reglos, den Blick starr auf das Pfarrhaus geheftet. Also, dachte Bennet, während er zurückging und wieder ins Auto stieg, damit wären wir zu zweit. Er überlegte, ob er dieses Detail durchgeben sollte, doch da der Mann ziemlich weit weg und so reglos war, dass er mehr tot als lebendig wirkte, beschloss Bennet, sich die Mühe zu sparen.
      Allerdings würde er auf die andere Seite des Dorfangers fahren. Von dort aus konnte er immer noch das Tor zum Pfarrhaus und den schicken silbernen Wagen vor dem Glashaus sehen, aber Vierauge würde ihn nicht mehr sehen können. Doch er hatte kaum die Plastiktasse auf seine karierte Thermoskanne gestülpt, als ein sehr altes, großes, schwarzes Auto rasch durch das Tor fuhr, nach links bog und sich auf den Weg nach Causton machte.
      DS Bennet fegte Serviette, Apfeltasche und Thermoskanne mit einer Hand auf den Boden und drehte mit der anderen den Zündschlüssel. Man

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