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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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abgewetzt war, dass der Rücken durchschien. Das Geländer war aus solidem dunklem Holz, das in großen, achteckigen laternenartigen Gebilden endete, die von geschnitzten Eicheln gekrönt waren.
      »Mrs. Lawrence ist früher hier runtergerutscht«, sagte Hetty.
      »Mrs. Lawrence?« Troy starrte verblüfft auf die breiten, glänzenden Geländerstäbe.
      »Als sie noch klein war.«
      »Ah.« Er kam sich töricht vor und schickte sofort eine Erklärung nach. »Ich hab nicht gewusst, dass Sie schon so lange hier sind.«
      »Sie hat immer ein Kissen ans Ende gelegt. Eines Tages hat ihr Vater es weggenommen, und sie hat sich richtig weh getan.«
      »Was, mit Absicht?«
      Hetty zog es vor, nicht zu antworten.
      Nachdem er auf dem ersten Absatz stehen geblieben war, um Luft zu holen, sagte Barnaby: »Dann müssen Sie ja gleich nach der Schule hier angefangen haben.«
      »Das stimmt«, sagte Hetty. »Ich war fünfzehn. Meine Freundinnen hielten mich für bekloppt, dass ich hier arbeiten ging. Die wollten alle Jobs bei Boots oder Woolworth's oder irgendwo im Büro.«
      »Und warum wollten Sie das nicht?«
      »Ich mag diese großen Läden nicht, voller drängelnder Leute - womöglich auch noch Ausländer - und dieses ganze Tratschen und Lästern. Ich wollte einen ruhigen, anständigen Job bei einer netten Familie.«
      Barnaby hatte sich an die nächste Treppe gemacht. Hetty folgte ihm, und Troy bildete die Nachhut. Er war überrascht, wieviel alten Kram es hier gab. Dunkle trübsinnige Bilder wie in einem Museum, kleine Messingtische mit Gravierarbeiten. Ein großer Gong an einem Ständer, dazu ein Klöppel mit einem gepolsterten Kopf. Außerdem ein ausgewachsenes Krokodil in einer Glasvitrine. Es war am ganzen Körper mit angeknacksten viereckigen Schuppenstückchen bedeckt, die karamelfarben glänzten. Und das Vieh lächelte und zeigte Hunderte von blitzenden Zähnen.
      »Nicht nachlassen, Sergeant.«
      »Entschuldigung.« Troy eilte über den zweiten Treppenabsatz. Der Chef und Hetty Leathers machten sich gerade an eine sehr viel steilere und schmalere Treppe, die mit beigem Nadelfilz ausgelegt war. Etwa ein Dutzend Stufen führten zu einer weiß gestrichenen Tür. Eine von der billigen Sorte, wie man sie in jedem Heimwerkermarkt kaufen konnte. Pressspan, innen hohl und mit einer silbrigen Oxidklinke. Sie war geschlossen.
      Als Hetty die Hand ausstreckte, berührte Barnaby sie am Arm.
      »Sind Sie hier drin gewesen, seit Carlotta verschwunden ist?«
      »Nein. Sie wollte es nicht - Mrs. Lawrence. Hat gesagt, sie würde sich selber drum kümmern.«
      »Ist das ungewöhnlich?«
      »Allerdings.« Hetty schnalzte leise mit der Zunge. »Ich hab mich ziemlich darüber geärgert, muss ich zugeben.«
      »Und hat sie? Sich drum gekümmert, mein ich.«
      »Nicht dass ich wüsste. Allerdings wohne ich ja auch nicht hier und weiß nicht alles, was sie tut.« Sie drückte die Klinke und öffnete die Tür. Alle drei starrten verdattert in das Zimmer.
      Schließlich sagte Hetty: »Also ich hab ja schon einiges an Unordnung erlebt, aber so was hab ich noch nie gesehen.«
      Aufgebracht sog sie die Luft ein. »So eine schmutzige junge Dame.«
      Troy, der niemals ein Klischee ausließ, murmelte: »Sieht aus, als hätte eine Bombe eingeschlagen.«
      Barnaby schwieg. Er versuchte sich zu erinnern, was die Lawrences bei der ersten Befragung gesagt hatten. Ihm fiel ein, dass Lionel seiner Frau die Schuld für Carlottas Verschwinden gegeben hatte. Es wäre etwas vorgefallen. Sie hätte mit dem Mädchen »Streit« gehabt. Das musste aber ein heftiger Streit gewesen sein.
      Noch einmal legte er die Hand auf Hettys Arm, diesmal, als sie ins Zimmer gehen wollte.
      »Ich glaube, je weniger Leute da drinnen herumlaufen, desto besser, Mrs. Leathers.«
      »Wie Sie wünschen, Inspector.« Hetty stand mitten in der Tür und behielt beide Polizisten im Auge, wenn sie zusammen waren, und Troy, wenn sie sich an unterschiedlichen Stellen im Zimmer aufhielten. Er wusste nicht, ob er sich geschmeichelt oder beleidigt fühlen sollte.
      Wenn Barnaby nicht über die Umstände Bescheid gewusst hätte, hätte er angenommen, hier hätte ein Einbruch stattgefunden. Es sah nämlich so aus, als hätte jemand wütend die ganze Bude auseinandergenommen. Kleider waren von den Bügeln gezerrt und auf die Erde geschmissen, Zeitschriften - Minx, Sugar, 19 - waren zerfetzt und Poster von den

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