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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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waren es, beschloss Barnaby, die ihm nahegegangen waren. Es lag etwas Rührendes darin, dass sie sich eine solche Mühe mit ihnen gemacht hatte.
      »Ich würde sie gern mal singen hören.«
      »Yeah, klasse.« Troy sprach völlig geistesabwesend. Er sah in den Spiegel, blinkte und scherte aus. »Wen?«
      »Wen? Ist Ihnen denn nicht die Stimme dieser Frau aufgefallen? Die war ja fast opernmäßig.«
      »Sie wissen doch, Chef, ich und Oper.« Troy seufzte, dann schüttelte er den Kopf, als bedaure er, dass er diese Begeisterung nicht teilen konnte.
      »Sie wissen nicht zufällig, was das Wort Philister bedeutet, Troy?«
      »Natürlich weiß ich das«, antwortete Sergeant Troy rasch, da er sich ausnahmsweise auf sicherem Terrain fühlte. »Das nimmt meine Tante Doli gegen ihren hohen Blutdruck.«
     
    Die Lomax Road zweigte gleich hinter dem London Hospital von der Whitechapel Road ab. Es war ein schmales hohes Haus, das aussah, als wäre es von innen genauso scheußlich wie von außen. Vor dem Fenster im Erdgeschoss hatte jemand eine Decke befestigt, und an dem oberen Fenster hingen schmutzige Netzgardinen.
      »Wär ja wohl ein Witz, wenn sie hier wär. Vor dem Fernseher, die Füße hochgelegt und was zu trinken in der Hand.«
      »Ich könnte mir nichts Besseres wünschen.« Barnaby betrachtete die verschiedenen Klingeln. Das Klingelbrett hing halb aus der Wand, die Drähte waren verrostet. Benson. Ducane (Chas). Walker. Ryan. Er drückte auf alle. Kurz darauf wurde ein kleines Schiebefenster nach oben gestoßen, und ein junges Mädchen schaute heraus.
      »Was wollen Sie?«
      »Polizei«, sagte Sergeant Troy.
      »Hier ist keine Polizei. Tut mir Leid.«
      »Wir wollen zu Carlotta Ryan.«
      »Die ist fort.«
      »Hätten Sie vielleicht eine Minute Zeit?«, fragte DCI Barnaby.
      »Moment.« Das Fenster knallte zu.
      »Was für ein Schrotthaufen«, murmelte Troy. »Sehen Sie sich das an.« Der betonierte Vorgarten war voller aufgeplatzter Müllbeutel, faulendem Abfall und Hundedreck. »Ich wette, die Ratten stehen Schlange, um sich hier tummeln zu dürfen.«
      Sie hörten das Mädchen klappernd die Treppe herunter laufen, trippeldi trap, trippeldi trap, wie ein kleines Pony. Das ließ auf Steintreppen oder altes Linoleum schließen, aber was sollte man in so einem Dreckloch auch anderes erwarten.
      Dann stand ein großes schlankes Mädchen vor ihnen. Sie trug eine besprühte Hüfthose aus Leder und einen einstmals weißen Pullover, der ihr knapp bis zur Taille reichte. Ihr Haar war apricotfarben mit bronzenen Spitzen und erinnerte an einen schlecht getrimmten Pudel. Auf ihren Wangen und Augenlidern war Glimmer. Ihr Nabel war mit einem Ring gepierct, an dem ein großer funkelnder Stein hing. Sie hatte schmutzige Hände und abgekaute Fingernägel. Barnaby fand, sie sah aus wie ein angeschmutzter Engel.
      Er stellte sich vor, dann fragte Troy, ob sie kurz reinkommen könnten. Sie blickte links und rechts die Straße hinunter, ganz wie eine spießige Hausfrau, der es peinlich ist, die Polizei vor der Tür stehen zu haben. Doch dieser Eindruck wurde von ihren nächsten Worten zerstreut.
      »Man muss hier echt aufpassen.« Sie machte die Tür hinter ihnen zu. »Wenn die sehen, dass man sich mit den Bullen abgibt ...«
      Die Treppe war aus Stein, und die Wände waren mit einer schmutzigen Prägetapete beklebt. Sie war so oft überstrichen worden - zur Zeit mit einem unangenehmen bräunlich gelben Lack -, dass man das ursprüngliche Muster aus wirbelnden Federn kaum noch erkennen konnte.
      Es war kein großes Haus - zwei Türen im Erdgeschoss und zwei oben - doch es war hoch und hatte steile Stufen. Sie gingen hinter dem Mädchen her. Barnaby hielt sich am Geländer fest und keuchte und schnaufte. Troy genoss die rückwärtige Ansicht der Lederhose. Auf halber Strecke kamen sie an etwas vorbei, das nach einem sehr schmutzigen Badezimmer mit Toilette aussah. Das Fenster, aus dem das Mädchen geguckt hatte, war immer noch auf.
      »Welche ... welche Wohnung ist die von Miss Ryan?«, fragte der Chief Inspector mit pfeifendem Atem.
      »Geht's Ihnen nicht gut?«
      »Hff... hff...«
      »An Ihrer Stelle würd ich mich hinsetzen, bevor Sie umkippen.«
      »Mir geht's gut. Danke.« Barnaby, der es hasste, eine körperliche Schwäche eingestehen zu müssen, lief demonstrativ mehrere Sekunden im Zimmer des Mädchens herum, bevor er schließlich auf einem wie ein

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