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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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erwartet.«
      »Warum sind dir die Probleme anderer Leute immer wichtiger als unsere eigenen?«
      »Das ist ein besonderer Fall.«
      »Ich bin ein besonderer Fall.«
      »Ich komm bestimmt nicht spät zurück.«
      »Ruf sie an. Sag, du hättest eine familiäre Krisensituation.«
      »Das kann ich nicht machen.«
      »Dann tu ich's.«
      »Nein.«
      Lionel hatte so hastig gesprochen und sich so schnell wieder hingesetzt, dass Ann wusste, der Gerichtstermin war eine Lüge. Sie spürte einen ersten Anflug von Mitleid, zog aber keinen Moment lang in Erwägung, die Dinge auf sich beruhen zu lassen. Dafür stand zuviel auf dem Spiel. Sie atmete tief durch, um sich zu beruhigen. Obwohl ihr das Herz überlief, fragte sie sich, ob sie die richtigen Worte finden würde, um ihre Gefühle auszudrücken. Die Hauptsache war, daran zu denken, dass es kein Zurück gab. Aber auch kein Vorwärts, wenn das bedeutete, weiter die alten ausgetretenen und geisttötenden Pfade zu gehen.
      »Lionel, ich bin vor einiger Zeit zu einem Entschluss gekommen. Deshalb muss ich dir einige Dinge sagen und hoffe, du lässt mich ausreden.«
      Lionel hatte beschlossen, sich am Buch Hiob ein Beispiel zu nehmen. Seine leidgeprüften, geduldigen Augen wurden geistesabwesend und glasig, die Finger trommelten einen unbeholfenen Rhythmus auf knochigen Knien.
      »Erstens, ich bin nicht länger damit einverstanden, Fremde hier wohnen zu lassen.«
      »Nun, das überrascht mich nicht.« Der Tonfall war herablassend und pseudojovial. Offensichtlich hatte er vor, auf sie einzugehen. »So wie du sie behandelst...«
      »Und außerdem übersteigt der Unterhalt eines Hauses mit neun Zimmern plus einem sehr großen Garten ohnehin meine Mittel.«
      »Hilfskräfte kosten auf dem Land doch nichts ...«
      »Das Haus bröckelt überall auseinander. Ich kann es mir nicht leisten, es zu behalten.« Sie vermied bewusst den Plura-lis majestatis. Lionel hatte finanziell so gut wie nichts zu ihrem Haushalt beigetragen, seit er seine Pfarrstelle aufgegeben hatte, und sie war nicht bereit, so zu tun, als hätte er. »Und es gibt auch keinen Grund, weshalb ich es behalten sollte.«
      »Wir haben eine gewisse Position im Dorf ...«
      »Was weißt du denn schon über das Dorf?« Ann sah durch das Fenster zu der Zeder, die seit ihrer Geburt Teil ihres Lebens gewesen war, und ihr sank der Mut. Aber es gab ja andere Bäume, und die Freiheit hatte immer ihren Preis. »Das Pfarrhaus wird verkauft werden müssen.«
      »Das kannst du nicht machen!«
      »Warum nicht? Es gehört mir doch.« Gott sei Dank. Und Gott sei Dank, dass ich ihn nie an mein Treuhandvermögen herangelassen habe, so wenig das auch ist. Wie entsetzlich, dachte Ann. Da geht mein ganzes bisheriges Leben in Scherben, und mich beschäftigt nur, ob ich genug Geld haben werde. Aber schließlich, so wurde ihr traurig bewusst, war ja weiß Gott keine Liebe im Spiel.
      »Und wo sollen wir wohnen? Oder hast du über diese triviale Frage noch nicht nachgedacht?«
      »Ich werde versuchen, einen Job zu finden. Vielleicht eine Ausbildung machen.«
      »In deinem Alter?«
      »Ich bin erst achtunddreißig.«
      »Heutzutage werden die Leute mit vierzig pensioniert.« Er gab ein verbittertes und sarkastisches Lachen von sich. »Man sieht ja gleich, dass du dich nie der wirklichen Welt hast stellen müssen.«
      Ann spürte eine tiefe Gehässigkeit hinter diesen Worten. Verständlich. Nicht nur ihre Welt wurde gerade gründlich auf den Kopf gestellt. Dennoch war es ein Schock festzustellen, dass der Mensch, dem sie fast ihr halbes Leben geopfert hatte, sie noch nicht einmal mochte.
      »Wie dem auch sei«, fuhr Lionel beleidigt fort, »du hast meine Frage nicht beantwortet. Und eines kann ich dir gleich sagen, wir werden nicht weit aus dieser Gegend hier wegziehen. Meine Arbeit muss und wird fortgesetzt werden, selbst wenn ich nicht mehr in der Lage sein sollte, Bedürftigen Zuflucht zu gewähren.«
      »Warum eigentlich nicht«, antwortete Ann, der die unbekümmerte Unterstellung, sie würden fröhlich als Zweiergespann weitermachen, die Zunge löste. »Du brauchst dir doch nur irgendwas zu suchen, wo genug Platz ist.«
      »Suchen ... genug ...«
      »Mit einem Gästezimmer.«
      »Was?« Lionels Gesicht war anzusehen, wie seine völlige Verblüffung allmählich in entsetztes Begreifen umschlug. »Das kann doch nicht dein Ernst sein.«
      »Du hörst mir

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