Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
versiegeln.«
»Schade, dass der Vogel ausgeflogen ist«, sagte Troy.
Als sich sein Team zur üblichen Besprechung am frühen Abend zusammenfand, wusste Barnaby bereits, dass die forensische Abteilung der Met ihnen bei Carlottas Wohnung nicht behilflich sein konnte.
»Ich hab gefragt, ob sie die Wohnung einstäuben könnten, aber sie haben derartige Rückstände an Fingerabdrücken zu bearbeiten, dass wir so schnell wie möglich unsere eigenen Leute hinschicken müssen. Dann können wir die gefundenen Abdrücke mit denen des Vermieters vergleichen sowie mit den Abdrücken von allen, die sonst noch Zugang zu den Schlüsseln haben. Und natürlich mit denen von den übrigen drei Hausbewohnern.«
»Haben wir Fingerabdrücke von dem Mädchen selbst, Sir?«, fragte Sergeant Brierley.
»Die sollten wir morgen um diese Zeit haben.«
Barnaby freute sich schon darauf, Lionel Lawrence zu eröffnen, dass innerhalb der nächsten vierundzwanzig Stunden zwei Beamte von der Spurensicherung mit oder ohne seine Einwilligung ins Pfarrhaus kommen und alle glatten Flächen mit Aluminiumpulver einstäuben würden.
Und sobald die Besprechung beendet war, zog er sich in sein Büro zurück, griff zum Telefon und tat genau das. Als das erregte Geblubber über polizeistaatliche Maßnahmen und das Schikanieren unschuldiger Bürger in vollem Gange war, unterbrach Barnaby ein wenig brutal den Redefluss.
»Es überrascht mich, dass Sie diese Haltung einnehmen, Mr. Lawrence. Ich hätte gedacht, dass sie voll hinter allem stehen, was dazu beitragen könnte herauszufinden, wo sich Miss Ryan aufhält und ob es ihr gut geht.«
Es trat eine längere Pause ein, während der Barnaby still in sich hineinlächelte. Einen selbstgefälligen Typ auf dem falschen Fuß zu erwischen, war zwar nur ein kleines Vergnügen, aber an manchen Tagen brauchte man halt alle kleinen Freuden, die man kriegen konnte.
Lionel gab ein merkwürdiges Geräusch von sich, als ob er mit einer äußerst unangenehmen Flüssigkeit gurgelte.
»Nun ja, selbstverständlich ...«
»Dann ist ja alles in Ordnung«, beendete Barnaby fröhlich das Thema.
»Machen die alles wieder sauber, bevor sie gehen?«
»Nein.«
»Ach so.«
»Ich muss außerdem mit ihrer Frau reden. Ich hoffe, sie hat sich wieder vollständig erholt.«
»Das allerdings.«
Barnaby registrierte die rasche, unüberlegte Antwort, bei der reichlich Verärgerung durchklang, und fragte sich, was diese wohl ausgelöst hatte. Vielleicht würde er das ja morgen herausfinden. Mit ein bisschen Glück handelte es sich um einen Streit wegen Jackson. Das könnte ein bisschen Licht in diese verworrene Geschichte bringen.
»Vielleicht könnten wir für morgen einen Termin vereinbaren, wenn Mrs. Lawrence mit Sicherheit da ist.«
»Ja, also, der Mütterverein trifft sich um halb sechs. Sie wird spätestens um fünf hier sein, um sich um das Geschirr und so zu kümmern. Das macht sie immer. Ansonsten hat sie fast den ganzen Tag geschäftlich in Causton zu tun.«
»Das waren aber eine Menge »sies«, dachte der Chief Inspector. Man könnte fast meinen, die arme Frau hätte keinen Namen. »Wenn Sie ihr dann freundlicherweise sagen würden ...«
»Sie können es ihr selber sagen. Sie kommt gerade rein.«
Kurz darauf meldete sich Ann Lawrence. Mit ruhiger Stimme erklärte sie, fünf Uhr wäre eine gute Zeit, und sie würde sich darauf freuen, mit ihm zu reden.
Barnaby legte auf und schlüpfte in seinen Mantel. Dann linste er zwischen den staubigen cremefarbenen Lamellen seiner Jalousie hindurch und stellte fest, dass ein leichter Nieselregen die Abendluft erfüllte. Doch das konnte seiner guten Laune nichts anhaben. In einer halben Stunde würde er zu Hause sein und mit einem Glas Wein und der Zeitung in seinem Lieblingssessel am Kamin sitzen, während seine holde Angetraute wild in der Küche rotierte. Nun ja, in dem Fall wohl besser zwei Gläser Wein.
Es war insgesamt ein guter Tag gewesen. Er hatte eine Menge über Carlotta herausbekommen, hatte mit zwei Leuten gesprochen, die sie kannten, und gesehen, wo sie wohnte. Und morgen würde er mit der einzigen Person reden, die genau wusste, was in der Nacht passiert war, in der Carlotta verschwand.
* 9
Achtundvierzig Stunden nachdem sie ihren schwerwiegenden Entschluss gefasst hatte, machte sich Ann Lawrence fertig, um nach Causton zu fahren. Lionel saß
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