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Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck

Titel: Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Caroline Graham
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als peinlich oder gar aufdringlich empfunden werden könnte. Louise war ihr immer als eine sehr verschlossene Person erschienen. Schließlich war sie leise weitergegangen. So viele unglückliche Menschen. Evadne griff erneut nach der Times, in der Hoffnung, ihre angenehmen Empfindungen von vorhin wieder heraufbeschwören zu können. Sie schlug die Musikseite auf. Hier nahm den größten Teil die Würdigung eines jungen und talentierten Jazzmusikers ein, der kürzlich Selbstmord begangen hatte.
      Evadne seufzte erneut, diesmal etwas lauter. Mazeppa sprang auf ihren Schoß, sah ihr aufmerksam in die Augen und seufzte aus Sympathie mit.
     
    Punkt Viertel nach fünf, während Louise sich still grämte und ihr Bruder in anbetender Ekstase auf einem gefliesten Duschboden kniete; während Hetty Leathers mit ihrer Tochter eine Flasche Guinness köpfte, um zu feiern, dass sie genügend Geld zusammengekratzt hatten, um fünfzig Prozent (dank der Sammelflasche im Red Lion) der Beerdigungskosten für Charlie bezahlen zu können, und die Mitglieder des Müttervereins sich seelisch moralisch auf ihre vornehmen philanthropischen Bemühungen einstellten, erschienen Detective Chief Inspector Tom Barnaby und Sergeant Gavin Troy auf den bröckeligen Stufen des alten Pfarrhauses.
      Lionel Lawrence hörte das Klingeln nur unterschwellig. Er befand sich ohnehin in einem solchen inneren Aufruhr, dass er sein Telefongespräch mit der Polizei völlig vergessen hatte. Lionel kam sich vor wie ein Mann, der jahrelang ein Kätzchen besessen und es gewissenhaft, wenn auch ein wenig geistesabwesend versorgt hat, um dann festzustellen, dass es sich hinter seinem Rücken in einen Panther verwandelt hat, der ihm ein großes Stück aus der Hand beißt.
      Natürlich würde Ann sich wieder beruhigen. Er würde Geduld haben müssen, mit ihr reden, vielleicht sogar ein bisschen zuhören. Offenbar hatte sie das Gefühl, dass sie einen berechtigten Grund hätte, sich zu beklagen, obwohl Lionel sich nicht vorstellen konnte, was das sein sollte. Aber er würde ihr alles versprechen, was sie wollte, und sich sogar bemühen, es zu halten. Alles andere war undenkbar. In seinem Alter ohne ein Zuhause und ohne einen Penny auf der Straße zu sitzen. Was sollte er machen? Wohin sollte er gehen? Nachdem er sich jahrelang aufopfernd um die Ausgestoßenen dieser Gesellschaft gekümmert hatte, musste Lionel feststellen, dass nun, wo er selbst ein bisschen Fürsorge brauchte, niemand da zu sein schien, an den er sich wenden konnte. Er war wütend auf seine Frau, weil sie ihn in eine solche Situation gebracht hatte, wusste aber gleichzeitig, dass er sich nicht erlauben konnte, es sich anmerken zu lassen. Lionel beschloss, ihr wie ein wahrer Christ zu vergeben und mit aller Kraft auf eine Versöhnung hinzuarbeiten.
      Es klingelte erneut, und diesmal wurde es wahrgenommen. Lionel, immer noch von schrecklichen Zukunftsvisionen geplagt, schlurfte durch die schwarzweiß geflieste Diele und öffnete die Tür.
      Zu seinem Verdruss war es dieser Polizist, der erst vor ein paar Tagen so unverschämt gewesen war. Doch irgendwie fand er nicht den Mut, den älteren Beamten anzuraunzen, und der jüngere glotzte neugierig über dessen Schulter ins Haus. Also beschloss Lionel, stur in die Lücke zwischen den beiden zu starren.
      »Tut mir Leid, wenn wir stören«, sagte Barnaby und sah ganz und gar nicht aus, als täte es ihm Leid, »aber ich nehme an, dass Sie uns erwartet haben.«
      »Das habe ich ganz gewiss nicht«, sagte Lionel. »Was ich in«, er zog eine Taschenuhr aus seiner Westentasche und sah wie gebannt darauf, »ungefähr zwanzig Minuten erwarte, ist die allmonatliche Ausschusssitzung des Müttervereins.«
      »Wir haben gestern miteinander telefoniert.« Bei diesen Worten trat Barnaby vor. Lionel war so überrascht über diesen plötzlichen Vorstoß, dass er sich hastig nach rechts bewegte, dabei allerdings ein Gesicht machte, als sei er einer unerträglichen Verfolgung ausgesetzt.
      »Wir haben einen Termin mit Mrs. Lawrence«, erklärte Sergeant Troy, der mittlerweile ebenfalls im Flur stand. »So gegen fünf.«
      »Ach ja.« Lionel machte die Tür nicht zu. »Sie ist nicht da.«
      »Aber sie wird doch sicher gleich kommen«, - legte der Chief Inspector nahe. »Sie haben gesagt, sie würde immer an den Treffen teilnehmen.«
      »In der Tat. Es ist für sie einer der Höhepunkte des Monats.«
      Du meine Güte, dachte Sergeant Troy.

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