Inspector Barnaby 06 - Ein sicheres Versteck
ein dumpfes Glücksgefühl.
»Wegen Charlie?«
»Genau.«
»Was wollten sie denn wissen?«
»Louise hat mit ihnen gesprochen. Ich hab mich verdrückt.«
»Die knöpfen sich dich auch noch vor.«
»Wir haben den Mann doch kaum gekannt.«
»Das spielt keine Rolle.« Jax schlenderte durch das Zimmer und warf sich in den orangenen Kaminsessel. Dann spreizte er die Beine und lehnte sich grinsend zurück. »Ich sollte mir wohl besser was anziehen.«
»Nein«, rief Val rasch. »Bitte nicht.«
»Du hast also noch nicht genug, was?«
»Doch, doch. Ich schau dich halt einfach gerne an.« Er erhob sich vorsichtig vom Sofa und bückte sich mit vor Schmerz verzogenem Gesicht, um seine Boxer-Shorts aufzuheben.
»Ich kenn diesen Laden.«
»Wie bitte?«
»Sulka. Im West End, stimmt's?«
»Ja. Auf der Bond Street.«
»Ich kannte mal so einen Typ, der kaufte da seine Morgenmäntel.«
»Tatsächlich?« Valentine empfand eine andere Art von Schmerz bei dem Gedanken an den unbekannten Mann. »Wenn du willst, können wir mal zusammen hinfahren. An deinem nächsten freien Tag.«
»Nein danke. Die sind Scheiße. Ich hab lieber was mit ein bisschen Stil. So wie dieses Jackett, das du mir gekauft hast.«
»Jax ...« Zögernd suchte er nach den richtigen Worten, um nur ja keinen Anstoß zu erregen. »Wie sehen eigentlich die Bedingungen aus, unter denen du hier eingezogen bist? Ich meine, ist das für eine bestimmte Zeit, äh ...«
»So 'ne Art gemeinnütziger Dienst?« Er sprach den Begriff voller Ekel und Spott aus.
»Mir ist nur der Gedanke zuwider, dass ich eines Tages herkomme und feststellen muss, dass du fort bist.«
»Val, mein Junge, ich würd dich doch nicht verlassen.«
»Sag so was bitte nicht, wenn du es nicht wirklich meinst.« Val wartete, doch die ersehnte Beteuerung kam nicht. Und was wäre sie schon wert gewesen, wenn sie doch gekommen wäre. »Die Sache ist nämlich die, meine Schwester ...«
»Die mag mich nicht.«
»Louise zieht aus. Sie fängt bald wieder an zu arbeiten und möchte dann näher an der Stadt wohnen. Also wenn du irgendeine Unterkunft brauchst...«
»Könnte nützlich sein.«
»Ich würde dich liebend gern bei mir aufnehmen.« Valentine, der gerade in seine Khakihose stieg, bemühte sich, beiläufig zu klingen, obwohl ihm Bilder überschäumenden Glücks durch den Kopf schossen. Er würde erlesene Speisen für sich und Jax kochen. Ihm Mozart vorspielen. Und Palestrina. Ihm vorlesen - Austen oder Balzac. Nachts würden sie sich in den Armen liegen, während die funkelnden Sterne durch das Glasdach schienen und ihre Augen blendeten.
»Für den Notfall«, sagte Jax.
»Natürlich.« Valentine knöpfte mit steifen Fingern sein Hemd zu. »Das hab ich gemeint.« Er versuchte, nicht zu Jax hinzuschauen, der mit der Spitze seines Zeigefingers an der weichen, leicht gebräunten Innenseite seiner Oberschenkel entlangfuhr und die Haut sanft zusammendrückte, erst rechts, dann links. Auf und ab, auf und ab.
»Es war schön, dass du angerufen hast.« Val stellte zufrieden und überrascht fest, dass seine Stimme ganz normal klang. Er hatte befürchtet, er würde krächzen. »Einfach so aus heiterem Himmel.«
»Manchmal habe ich das Verlangen, Val. Zu bestimmten Zeiten. Dann muss ich es einfach haben - weißt du, was ich meine?«
»Und ob.«
»Heute war einer von diesen Tagen.«
»Und ist es was Bestimmtes, das es bei dir auslöst?«
»O ja. Immer dasselbe.«
»Du möchtest es mir nicht ... Wenn ich wüsste, was es ist, vielleicht...«
»Eines Tages, Val, mein Junge.« Jax stand auf, ging zum Fenster und starrte hinaus. Dann fing er plötzlich an zu lachen.
»Schauen Sie mal.« Sergeant Troy deutete mit dem Kopf über die Einfahrt, als Barnaby die Tür des alten Pfarrhauses schloss.
»Eine Garage, ja. So was hab ich schon mal gesehen.«
»Nein, oben.«
Barnaby hob den Kopf. Terry Jackson stand am Fenster seiner Wohnung. Entweder war er völlig nackt, oder er trug die tiefstsitzende Hüfthose, seit Randolph Scott seine Sporen an den Nagel gehängt hat.
»Schade«, sagte Troy »Noch ein paar Zentimeter mehr und wir hätten ihn wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses festnehmen können.«
»Dieser hämisch grinsende Schweinehund«, sagte Barnaby, und tatsächlich lachte der Chauffeur sie aus. Der Chief Inspector ging
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