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Inspector Jury besucht alte Damen

Inspector Jury besucht alte Damen

Titel: Inspector Jury besucht alte Damen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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auszuweisen.»
    «Wenn Ihnen jemand Ihre Identität wegnehmen wollte, es wäre machbar. Ein Leben auszuradieren.»
    Pratts Auflachen klang bestürzt. «Na hören Sie, wenn die Frau auf Watermeadows wirklich die Diver ist und die Tote tatsächlich Hannah Lean, dann müßten deren Fingerabdrücke doch wohl auf Watermeadows zu finden sein, oder?»
    «Und Sie brauchten dort nur noch mit jemandem vom Erkennungsdienst aufzutauchen und die Lampen einzustauben, glauben Sie. Ich aber nicht. Wenn nämlich Simon Lean sich bemüht hat, Dinge, die seiner Frau gehören, in Sadies Wohnung zu bringen, dann hat er sich todsicher die größte Mühe gegeben, ihre Abdrücke zumindest von den naheliegendsten Stellen in Watermeadows zu entfernen. Sadie selbst hätte alle Sachen in Hannahs Schlafzimmer abwischen können, um nur ein Beispiel zu erwähnen. Und was machen Sie, wenn Ihr Mann mit den naheliegendsten Stellen durch ist und kein Pendant zu den Abdrücken der Toten gefunden hat? Wollen Sie etwa das ganze Anwesen einstäuben? Glauben Sie, Ihr Chief Constable würde jede Menge Zeit und Leute für ein derartiges Unternehmen abstellen? Und wozu auch? Ist jemand auf Watermeadows des Mordes angeklagt?»
    Pratt legte den Kopf in die Hände. «Zahnbefunde, Handschrift – Herrgott noch mal, diese Art Beweise kann man doch nicht samt und sonders austauschen.»
    «Nicht unbedingt austauschen. Sich ihrer auf die eine oder andere Weise annehmen. Tut mir leid. Hannah Lean war Ihre Hauptverdächtige, was, Charles?»
    Mürrisch machte sich Pratt daran, Papiere in seine Aktentasche zu stopfen. «In neun von zehn Fällen, das wissen Sie genausogut wie ich, ist es ein Familienmitglied. Ein eifersüchtiger Ehemann, eine habgierige Ehefrau und so weiter. Oder umgekehrt, wie in diesem Fall. Und sie war zu Hause, oder? Hat nicht die Spur von einem Alibi und, finde ich, jede Menge Motive –»
    «Möglich.»
    Pratt hohnlachte. «Möglich! Herrgott, der Typ hat doch keine Gelegenheit ausgelassen, sie zu demütigen. War hinter jedem Rock her, sogar hinter Miss Lewes. Und die macht nun wirklich nicht viel her –»
    «War aber gut für ein bißchen Kleingeld hier und da.»
    «Beträchtlich mehr als ein bißchen Kleingeld.» Pratt ließ den Stuhl mit einem Krach auf die Vorderbeine zurückfallen, denn wenn er an die Papiere herankommen wollte, mußte er sich vorbeugen. «Einige tausend. Hier und da, hin und wieder.»
    «Und ist sie nun an dem Abend ins Sommerhaus gegangen?»
    «Wir haben Abdrücke von mindestens vier verschiedenen Stiefelsohlen. Natürlich möchte sie gar nicht gern zugeben, daß einer davon ihr gehört.»
    Jury zog sich seine letzte Zigarette heraus, zerknüllte die leere Packung und sah zu, wie Pratt die Schnellhefter in die Tasche stopfte. «Trotz allem wollen Sie sich nicht davon abbringen lassen, daß Hannah Lean ihren Mann umgebracht hat. Erheben Sie doch Anklage gegen sie. Dann kommen Sie auch zu Ihren Fingerabdrücken.»
    Pratts Blick war sarkastisch. «Danke für den guten Rat. Und wenn Sie recht haben, kann ich gleich in Pension gehen. Nichts für ungut, aber Sie scheinen mir wild entschlossen, eine Frau in Schutz zu nehmen, die Sie Ihren eigenen Gedankengängen zufolge nie kennengelernt haben.» Er zog die Tasche zu.
    Jury schlug vor seinem stechenden Blick die Augen nieder. «Falls sie tot ist und niemand davon weiß, dann sollte man sie auch in Schutz nehmen, nicht wahr? Bis später, Charles.»
     
     
    «Hier herrscht ja ein irrer Betrieb, Dick. Demnächst werden Sie noch Klappstühle rausstellen müssen. Du liebe Zeit, da scheint sich doch selbst der alte Jurvis auf ein Bier blicken zu lassen.»
    Melrose wandte dem Fenster den Rücken zu, während Dick den Schaum von Vivians morgendlichem Guinness abstreifte. Und sogar Vivian ist da, dachte er, und wird mit jedem Tag blasser, mit dem die Besuchermeute aus Italien näher rückt. «Ich glaube nicht, daß ich Miss Demorney hier schon mal gesehen habe; anscheinend sagt ihr Sidbury mehr zu.»
    «Das macht mein Donnerschlag. Lockt sie an wie die Fliegen, ehrlich.»
    Haut sie um wie die Fliegen, dürfte eher zutreffen, dachte Melrose. Mrs. Withersby, die Hauptabnehmerin des neuen Produkts, hatte Eimer und Besen beiseite gestellt und näherte sich bedrohlich Melroses bislang so behaglichem Plätzchen. In ihren Augen schien er für sämtliche Plagen verantwortlich, die das Dorf befallen hatten, denn schließlich war er der Feudalherr und hatte sich um seine leidenden Untertanen zu

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