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Inspector Jury bricht das Eis

Inspector Jury bricht das Eis

Titel: Inspector Jury bricht das Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martha Grimes
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doch seine …»
    Sie lächelte frostig. «Sprechen Sie es ruhig aus. Geliebte. Er hätte doch beispielsweise Angst haben können, sie würde reden?» Ihre Stimme klang beklommen.
    «Erpressung?»
    «Charles hatte doch keine Ahnung, daß ich davon wußte.»
    Jury bohrte weiter. «Eben waren Sie sehr erleichtert darüber, daß niemand versucht hat, Sie umzubringen. Dachten Sie dabei ebenfalls an Ihren Mann?»
    «Nein, natürlich nicht.» Die Antwort kam viel zu hastig.
    «Mrs. Seaingham, als Sie von dem Mord an Beatrice Sleight erfuhren, nahmen Sie sogleich an, der Anschlag habe in Wirklichkeit Ihnen gegolten. Keiner von den anderen kam auf diese Idee.» Außer Melrose Plant, aber das sagte er ihr nicht.
    «Nun, dieses Cape …» Das klang nicht sehr überzeugend.
    «Auf den ersten Blick schienen Sie recht zu haben. Aber irgendwie finde ich es seltsam, daß Sie sofort diesen speziellen Verdacht schöpften. Warum tragen Sie eigentlich immer Weiß?»
    Sie wirkte verunsichert. «Warum? Ich weiß es nicht, ich hab noch nie darüber nachgedacht.» Sie sah an ihrem Mantel herunter.
    «Es steht Ihnen nicht sonderlich. Es betont Ihre Blässe; es macht Sie noch durchscheinender. Sie sollten Farben tragen. Pastelltöne zum Beispiel. Offensichtlich wollen Sie nicht, daß man Sie für krank hält. Aber Sie sind krank, nicht wahr?»
    Sie hatte Ihre Fassung wiedergewonnen und meinte kühl: «Todkrank, um genau zu sein.»
    «Und was ist das für eine Krankheit?»
    An ihrer Wange zuckte ein kleiner Muskel. «Ich weiß es nicht. Selbst Sir George ist ratlos. Er kann nichts feststellen. Die Untersuchungen haben nichts ergeben.»
    «Sie lügen, Grace. Es wurden überhaupt keine Untersuchungen durchgeführt. Sie haben sich geweigert.»
    Ihre Porzellanhaut bekam etwas Farbe, während sie ihm einen prüfenden Blick zuwarf. «Wenn Sie bereits wußten, daß –»
    «Weil Sie nämlich befürchten, Ihr Mann könnte dahinterstecken, ist es das? Viele Gifte wirken erst allmählich. Man verabreicht sie in kleinen Dosen, immer nur ein bißchen. Arsen zum Beispiel. Und auch Akonit, nur würden Sie bei Akonit sofort bemerken, daß etwas nicht stimmt. Benommenheit, Kribbeln …»
    «O hören Sie auf! Wie kommen Sie nur darauf …» Ihre Stimme zitterte.
    Jury nahm ihren Arm. «Sie irren sich, was Charles betrifft.»
    Sie wußte darauf offenbar keine Antwort und wandte sich wieder dem Heiligen auf dem Fresko zu. Sie schien vor den dunklen Steinquadern wie ein Geist zu leuchten, der seine Ruhe nicht finden kann. «St. Cuthbert mochte keine Frauen. Er ließ die galiläische Kapelle, in der ich vorhin war, nur für Frauen erbauen, damit sie sich nicht seinem Altar näherten.»
    Jury lachte. «Niemand ist vollkommen. Lassen Sie uns gehen.»
    Die Prinzessin war aus ihrem Turmverlies heruntergestiegen, um einen Blick aus der Tür auf die wirkliche Welt zu werfen. Der Knoten, der Grace Seainghams in der Sonne schimmerndes Haar im Nacken zusammenhielt, hatte sich gelockert; ein paar Strähnen hatten sich gelöst und umspielten ihre Schläfen. Das zarte Rot ihrer Wangen war echt, und ihre Haut schimmerte beinahe bernsteinfarben in dem schummrigen Licht des Hofes, den auf drei Seiten Gebäude der Universität von Durham umgaben.
    Grace schien wie ausgewechselt. Zusammen mit der Angst und der Unsicherheit waren ihr ätherisches Gehabe und ihre manierierten Gesten verschwunden: Sie leckte sich die Lippen, ohne sich Gedanken um ihren hellen Lippenstift zu machen; ihre Augen funkelten lebhaft; sie spielte mit dem Riemen ihrer Tasche. Jury meinte ein junges hübsches Mädchen vor sich zu haben. Und nun erzählte sie ihm von der Übelkeit, die sie immer wieder überkam, von ihrer Weigerung, mehr zu essen als unbedingt notwendig, und von der peinlichen Sorgfalt, mit der sie jede Flüssigkeit untersuchte, die sie zu sich nahm. «Schauen Sie sich gerne alte Filme an?»
    «Wenn ich Gelegenheit dazu habe.»
    «Erinnern Sie sich an Verdacht? Ich kam mir vor wie Joan Fontaine – Sie wissen schon, in der Szene, in der Cary Grant mit einem Glas Milch die Treppe hochkommt.» Ihr Lächeln kam von Herzen; die Tränen, die ihr beim Verlassen der Kathedrale übers Gesicht geströmt waren, hatten befreiend gewirkt. «Man hatte wirklich Angst, ihr Mann könnte es gewesen sein. Aber natürlich glaubte man nicht im Ernst, Cary Grant würde den Bösewicht spielen. Weil er einfach zu charmant ist – und weil er eben Cary Grant ist. Aber mein Mann ist nicht Cary Grant.»
    «Nein. Er

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