Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Stammgast.
»Im Sturm« , sagte der zweite.
»Tschüs, Barry«, sagte der dritte und machte winke, winke zum Fernseher, wo Barry sichtlich in der Patsche saß. Ein Summer ertönte. Der Quizmaster gab die Frage an die zwei anderen Kandidaten weiter.
»Nein?«, fragte er. »Keiner weiß es?« Er schien überrascht zu sein, musste die Antwort aber selbst von der Karte ablesen. »Im Sturm« , sagte er, die Augen auf das glücklose Trio gerichtet, wiederholte es dann noch einmal, damit sie es sich für das nächste Mal einprägten. Eine andere Karte. »Jasmine, für hundertfünfzig Punkte: In welchem amerikanischen Bundesstaat liegt die Stadt Akron?«
»Ohio«, sagte der zweite Stammgast.
»Ist das nicht einer aus Star Trek?« , fragte der Erste.
»Tschüs, Jasmine«, sagte der dritte.
»Also«, wollte Jack wissen, »reden wir miteinander?«
»Man muss schon mehr tun, als in meinen vier Wänden eine Razzia veranstalten, meine Klamotten konfiszieren und mich des mehrfachen Mordes verdächtigen, damit ich einschnappe. Klar reden wir miteinander.«
»Na dann ist ja alles in Ordnung.«
Rebus grunzte in sein Glas, musste sich anschließend Schaum von der Nase wischen. »Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was für ein Hochgenuss es war, diesem Wichser eins auf den Rüssel zu geben.«
»Ihm war es wahrscheinlich ein Hochgenuss, dass die Kamera dabei lief.« Rebus zuckte die Achseln, zog Zigaretten und Feuerzeug aus der Tasche.
»Na dann los«, sagte Jack, »geben Sie mir eine.«
»Sie haben's aufgegeben, wissen Sie noch?«
»Klar, aber es gibt keine AA für Raucher. Kommen Sie schon.«
Aber Rebus schüttelte den Kopf. »Ich weiß die Geste zu würdigen, Jack, aber Sie haben Recht.«
»Womit?«
»Dass Sie an Ihre Zukunft denken. Sie haben absolut Recht. Also knicken Sie nicht ein, bleiben Sie hart. Kein Alkohol, keine Kippen, und erzählen Sie Chick Ancram brav alles, was ich tue.« Jack sah ihn an. »Meinen Sie das im Ernst?«
»Jedes Wort.« Rebus leerte sein Glas. »Außer der Passage mit Ancram natürlich.« Dann bestellte er eine weitere Runde.
»Die Antwort lautet Ohio«, sagte der Quizmaster, was keinen in der Bar weiter überraschte.
»Ich fürchte«, begann Jack ein Weilchen später, mittlerweile mit seinem zweiten Glas Saft zur Hälfte fertig, »uns steht die erste Vertrauenskrise bevor.«
»Sie müssen pissen?« Jack nickte. »Vergessen Sie's«, sagte Rebus, »ich geh da nicht mit Ihnen rein.«
»Geben Sie mir Ihr Wort, dass Sie sich nicht von der Stelle rühren.«
»Wo sollte ich schon hin?«
»John...«
»Okay, okay. Würde ich Sie je in Schwierigkeiten bringen, Jack?«
»Ich weiß nicht. Würden Sie?«
Rebus zwinkerte ihm zu. »Ab in den Lokus, und finden Sie's selbst heraus.«
Jack harrte so lange aus, wie er konnte, dann ergriff er die Flucht. Rebus stützte die Ellbogen auf den Tresen und rauchte eine Zigarette. Er fragte sich, was Jack wohl getan hätte, wenn er jetzt abgehauen wäre: Würde er Ancram Meldung machen oder die Sache für sich behalten? Würde er sich überhaupt einen Gefallen tun, wenn er sie meldete? Schließlich würde ihn das in ein ungünstiges Licht setzen, und das wäre ihm bestimmt nicht recht.
Also würde er vielleicht den Mund halten. Rebus könnte tun, was ihm passte, ohne dass Ancram etwas davon erfuhr.
Nur dass Ancram es doch erfahren würde. Der Mann war nicht auf Jack Morton angewiesen. Nichtsdestoweniger fand er es eine interessante Frage: eine Glaubensfrage, genau das Richtige für einen Sonntagabend. Vielleicht würde Rebus Jack später zu Pater Conor Leary schleppen. Jack war früher ein richtiger Puritaner gewesen, ein Katholenfresser; möglicherweise war er's noch. Ein Drink mit einem katholischen Geistlichen würde ihm wahrscheinlich den Rest geben. Rebus drehte sich um und sah Jack sichtlich erleichtert - in jeder Hinsicht - die Treppe herunterkommen.
Armes Schwein, dachte Rebus. Ancram behandelte ihn unfair. Man sah die Stressfalten um Jacks Mund. Plötzlich fühlte Rebus sich müde. Er war seit sechs auf den Beinen und seitdem ununterbrochen durch die Mangel gedreht worden. Er leerte sein Glas und nickte in Richtung Tür. Jack schien froh zu sein, das Lokal verlassen zu können. Draußen fragte ihn Rebus: »Wie viel hat eben gefehlt?«
»Zu was?«
»Dass Sie sich einen richtigen Drink bestellen.«
»So gut wie nichts.«
Rebus lehnte sich an das Dach des Autos, während er darauf wartete, dass Jack aufschloss. »Tut mir Leid, dass ich Ihnen
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