Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders
Fietcher und Lumsden waren was für die Zukunft: Rebus war hier und jetzt.
»Wir machen eine kleine Spritztour«, sagte Füller. »Keine Angst, du warst brav. Ich werd's kurz machen. Eine Kugel in den Hinterkopf. Du wirst nicht schreiend abtreten.« Er ließ die Flasche auf den Boden fallen und ging zur Treppe; Glasscherben knirschten unter seinen Sohlen. Rebus sah sich hastig um - unmöglich zu sagen, wie viel Zeit ihm noch blieb. Der Haken wirkte ziemlich stabil; bis jetzt hatte er sein Gewicht problemlos gehalten. Wenn er sich auf eine Kiste stellen könnte, etwas Höhe gewinnen, dann ließe sich das Seil aushaken. Keinen Meter von ihm entfernt stand eine Kiste mit leeren Flaschen. Rebus reckte sich, ohne auf seine schmerzenden Schultergelenke zu achten, tastete mit dem Schuh danach, berührte gerade eben die Oberkante und fing an, die Kiste zu sich heranzuziehen. Füller war durch eine Falltür hinaufgestiegen, hatte sie aber offen gelassen. Rebus hörte eine Stimme oben in der Bar. Vielleicht wollte Füller einen Rausschmeißer dabeihaben, jemanden, der zusah, wie der Bulle das Zeitliche segnete. Die Kiste blieb in einer Vertiefung des Fußbodens hängen, wollte sich nicht mehr von der Stelle rühren. Rebus versuchte, sie mit der Schuhspitze anzuheben, schaffte es aber nicht. Er war völlig durchnässt: Blut, Bier und Schweiß. Die Kiste gab endlich nach, und er zog sie zu sich heran, stieg darauf und drückte die Knie durch. Er befreite das Seil vom Haken und ließ die Arme langsam herunter, versuchte, den Schmerz auszukosten, während sich das Blut wieder ameisenkribbelnd in ihnen ausbreitete. Seine Finger blieben taub und kalt. Er kaute an den Knoten, kriegte sie nicht auf. Es lagen jede Menge Glasscherben herum, aber den Strick durchzuschneiden hätte zu viel Zeit in Anspruch genommen. Er bückte sich, hob eine zerbrochene Flasche auf, entdeckte dann etwas Besseres.
Ein pinkfarbenes Einwegfeuerzeug. Füller hatte es wahrscheinlich benutzt, um den Whiskey auf Rebus' Armen in Brand zu setzen, und es anschließend fallen lassen. Rebus hob es auf, sah sich um. Jede Menge Schnaps. Der einzige Weg nach draußen ging über die Leiter. Er fand einen alten Lappen, öffnete eine Whiskeyflasche und stopfte den Lumpen in den Flaschenhals. Nicht ganz ein Molotowcocktail, aber auf alle Fälle eine Waffe. Eine Möglichkeit: das Ding anzünden und durch die Falltür in den Klub werfen, den Feueralarm auslösen und auf die Ankunft der Kavallerie warten. Immer vorausgesetzt, sie kam. Immer vorausgesetzt, das würde Füller aufhalten...
Zweite Möglichkeit: nachdenken.
Er sah sich um. C02-Flaschen; Plastikkisten; aufgerollte Gummischläuche. An einer Wand ein kleiner Feuerlöscher. Den schnappte er sich, entsicherte ihn und klemmte ihn sich unter einen Arm, so dass er die Hände frei hatte, um beim Hinaufklettern die Whiskeyflasche halten zu können.
Der Klub wirkte in der trüben Beleuchtung wie ausgestorben. Jemand hatte eine Glitzerkugel in Gang gesetzt, sie drehte und drehte sich und streute Lichtstrass über Wände und Decke. Er hatte die Tanzfläche zur Hälfte durchquert, als die Tür aufflog und Füller vor dem hellen Hintergrund des Foyers erschien. Er hielt einen Bund Autoschlüssel zwischen den Zähnen, der, als ihm der Mund aufklappte, klappernd zu Boden fiel. Er griff schon in die Tasche seines Jacketts, als Rebus den Lappen angezündet bekam und die Flasche beidhändig losschleuderte. Sie drehte sich einmal in der Luft und zerschellte vor Füllers Füßen. Auf dem Boden breitete sich eine Pfütze von blauen Flammen aus. Rebus war inzwischen weitergegangen, den Feuerlöscher im Anschlag. Füller hatte den Revolver gezogen, als der Strahl ihn mitten ins Gesicht traf. Rebus setzte mit einem Kopfstoß
nach, der Füller auf dem Nasenrücken erwischte, und rammte ihm dann ein Knie in den Unterleib. Nicht direkt wie aus dem Lehrbuch, aber durchaus effektiv. Der Amerikaner fiel auf die Knie. Rebus verpasste ihm noch einen Tritt ins Gesicht und rannte los, riss die Tür zur Außenwelt auf und lief beinah Jack Morton in die Arme.
»Himmelherrgott, Mann, was haben die denn mit dir gemacht?«
»Er hat eine Knarre, Jack, nix wie weg hier!«
Sie sprinteten zum Auto. Jack fischte die Schlüssel aus Rebus Tasche. Rein ins Auto und davongebrettert.
»Du riechst wie eine ganze Brauerei«, stellte Jack fest.
»Mann, Jack, wie kommst du hierher?«
»Mit dem Taxi.«
»Nein, ich meine...«
»Du kannst dich bei Shetland
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