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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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frischem Gesicht und leicht schiefem Lächeln, was an seinen Zähnen liegen mochte.
    Bible John hatte laut Augenzeugin einen schiefen Zahn gehabt.
    Rebus schüttelte den Kopf. Das bedeutete wirklich, die Indizien überzustrapazieren, und das hatte Geddes seinerzeit schon für sie beide zur Genüge getan. Ohne genau zu wissen, warum - und nachdem er sich vergewissert hatte, dass Ancram noch immer in den Brief vertieft war -, steckte sich Rebus das Foto in die Tasche.
    »Nun«, sagte Ancram schließlich, »darüber wird man sich selbstverständlich noch eingehend unterhalten müssen.«
    »Natürlich, Sir. Also keine Vernehmung heute?«
    »Nur ein paar Fragen. Erstens, was zum Teufel ist mit Ihrer Nase und Ihrem Zahn passiert?«
    »Ich bin einer Faust zu nahe gekommen. Sonst noch etwas, Sir?«
    »Ja, was haben Sie verdammt noch mal mit Jack angestellt?«
    Rebus drehte sich um und sah, was Ancram meinte: Jack saß auf einem Stuhl an der Wand und schlief tief und fest.
    »So«, sagte Jack, »jetzt kommt also die Stunde der Wahrheit.«
    Sie waren in der Oxford Bar, denn irgendwo mussten sie ja schließlich hin. Rebus bestellte zwei Orangensäfte, wandte sich dann zu Jack. »Frühstück?« Jack nickte. »Und vier Tüten Chips, Geschmack ist egal«, sagte Rebus zur Bardame.
    Sie hoben ihre Gläser, sagten »Cheers!« und tranken.
    »Lust auf 'ne Kippe?«, fragte Jack.
    »Ich würd dafür einen Mord begehen«, erwiderte Rebus lachend.
    »Also«, sagte Jack, »was haben wir erreicht?«
    »Hängt davon ab, wie man's betrachtet«, war Rebus' Antwort. Er hatte sich diese Frage selbst schon gestellt. Vielleicht würden die Squaddies alle Dealer hochnehmen: Uncle Joe, Füller, Stemmons. Vielleicht schaffte es Füller, bevor das passierte, noch irgendwas mit Ludovic Lumsden und Hayden Fletcher anzustellen. Vielleicht.
    Hayden Fletcher war ein regelmäßiger Gast des Burke's. Er hatte dort Tony El kennen gelernt, vielleicht sogar etwas Nasenpuder von ihm bezogen. Vielleicht war Fletcher der Typ, der gern mit Gangstern rumhing. Es gab so Leute. Als er merkte, dass der Major sich Sorgen machte, und erfuhr, dass das Problem Allan Mitchison hieß... da dürfte es für ihn nicht allzu schwierig gewesen sein, die Sache mit Tony El zu besprechen - und für Tony El zu erkennen, dass er sich ohne viel Mühe was dazuverdienen konnte. Vielleicht hatte Major Weir selbst Mitchs Ermordung befohlen. Nun, er war der Einzige, der mit Sicherheit nicht ungeschoren davonkommen würde, dafür würde seine Tochter schon sorgen. Und hatte Tony El überhaupt vorgehabt, Mitch zu töten? Rebus konnte sich nicht einmal in dem Punkt sicher sein. Möglicherweise hätte er Mitch die Plastiktüte im letzten Moment vom Kopf gerissen. Dann hätte er ihm vielleicht empfohlen, künftig einen weiten Bogen um T-Bird Oil zu machen. Alles schien Teil eines größere^ Musters zu sein: Zufälle, die sich zu einem Reigen von Assoziationen ordneten. Väter und Töchter, Väter und Söhne, Treuebrüche, die Einbildungen, die wir manchmal Erinnerung nennen. Alte Lügen, beharrlich fortgeführt oder durch falsche Geständnisse wieder gutgemacht. Leichen, über die Jahre verteilt, größtenteils vergessen - außer von den Tätern. Geschichte, die jeglichen Sinn verlor oder wie alte Fotografien verblasste. Enden... ungereimt und sinnlos. Sie ergaben sich einfach. Man starb oder verschwand oder geriet in Vergessenheit. Man wurde zu einem bloßen Namen auf der Rückseite eines alten Fotos, und manchmal nicht einmal das.
    Jethro Tull: »Living in the Past«. Rebus war schon zu lange ein Sklave dieses Rhythmus gewesen. Das lag am Beruf. Als Detective lebte er in anderer Menschen Vergangenheit: Verbrechen, die vor seinem Auftreten begangen worden waren; das Gedächtnis von Zeugen, das es zu durchforsten galt. Er war zu einem Historiker geworden, und diese Rolle hatte auf sein Privatleben abgefärbt. Gespenster, Albträume, Echos.
    Aber vielleicht gab es jetzt eine Chance. Jack zum Beispiel: Er hatte sich neu erfunden. Letztlich eine positive Woche.
    Das Telefon klingelte, die Bardame nahm ab, nickte und reichte Rebus dann den Hörer.
    »Hallo?«
    »Zu Haus waren Sie nicht, also dachte ich, ich versuch's in Ihrer zweiten Heimat.« Siobhan. Rebus richtete sich auf.
    »Was haben Sie rausgekriegt?«
    »Einen Namen: Martin Davidson. Hat drei Wochen vor Judith Cairns' Ermordung im Fairmount gewohnt. Das Zimmer wurde seinem Arbeitgeber in Rechnung gestellt, einer Firma namens Lancer Tech,

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