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Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders

Titel: Inspector Rebus 08 - Das Souvenir des Mörders Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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höchstens Monate oder Wochen, manchmal nur Tage. Jetzt, spürte er, war es zu spät für etwas Dauerhafteres. Die Frauen schienen ihn zu mögen, das war nicht das Problem. Das Problem lag irgendwo in ihm, und Dinge wie der Johnny-Bible-Fall, Frauen, die missbraucht und dann getötet wurden, hatten es nicht gerade verkleinert. Bei Vergewaltigung ging es um Macht; beim Töten in gewisser Weise auch. Und war Macht nicht die ultimative Männerphantasie? Und träumte nicht manchmal auch er davon?
    Er hatte die Obduktionsfotos von Angie Riddell gesehen, und sein erster Gedanke - der Gedanke, an dem er sich hatte vorbeimogeln müssen - war gewesen: toller Körper . Das hatte ihm zu schaffen gemacht, denn in dem Moment war sie zu einem bloßen Objekt geworden. Dann hatte sich der Pathologe ans Werk gemacht, und sie war nicht einmal mehr das gewesen.
    Er schlief ein, kaum dass sein Kopf das Kissen berührte. Wie jede Nacht hatte er darum gebetet, von Träumen verschont zu bleiben. Er wachte im Dunkeln auf, mit schweißnassem Rücken, und hörte ein Ticken. Es war keine Uhr, nicht einmal seine Armbanduhr. Die lag auf der Kommode. Das war viel näher, viel intimer. Kam es aus der Wand? Aus dem Kopfteil des Bettes? Er schaltete das Licht ein, aber das Geräusch war verstummt.
    Vielleicht ein Holzwurm? Er konnte in der Holzumrandung des Kopfteils keinerlei Löcher entdecken. Er schaltete das Licht wieder aus und schloss die Augen. Da war's wieder: eher Geigerzähler als Metronom. Er versuchte, es zu ignorieren, aber dazu war es zu nah. Er konnte ihm nicht entrinnen. Es war das Kissen, sein Federkissen. Irgendetwas musste drin sein, was Lebendiges. Würde es ihm ins Ohr krabbeln? Dort Eier ablegen? Metamorphosieren oder sich verpuppen? Im Zimmer war überhaupt keine Luft. Zu müde, um aufzustehen, zu nervös, um einzuschlafen, tat er, was er tun musste, und schleuderte das Kissen in Richtung Tür.
    Kein Ticken mehr, aber einschlafen konnte er trotzdem nicht. Das Klingeln des Telefons empfand er als Erlösung. Vielleicht war es die Frau aus der Bar. Er würde ihr sagen: Ich bin ein Alkoholiker, ein Haufen Scheiße, ich kann mich keinem anderen Menschen zumuten.
    »Ja?«
    »Hier ist Ludo, tut mir Leid, Sie zu wecken.«
    »Ich hab nicht geschlafen. Was gibt's?«
    »Ein Streifenwagen holt Sie gleich ab.« Rebus verzog das Gesicht. Hatte Ancram ihn schon aufgespürt?
    »Wozu?«
    »Ein Selbstmord in Stonehaven. Ich dachte, das könnte Sie interessieren. Der Betreffende scheint Anthony Ellis Kane zu heißen.«
    Rebus schoss aus dem Bett. »Tony El? Selbstmord?«
    »Sieht so aus. Der Wagen musste in fünf Minuten da sein.«
    »Ich bin gleich unten.«
    Jetzt, wo John Rebus in Aberdeen war, wurde die Sache gefährlicher. John Rebus.
    Der Name war erstmals auf der Liste des Bibliothekars aufgetaucht, samt einer Adresse in der Arden Street, Edinburgh EH9. Rebus hatte mit einer Tagesbenutzerkarte die Scotsman-Nummern von Februar 1968 bis Dezember 1969 eingesehen. Vier andere Personen hatten im Laufe der letzten sechs Monate dasselbe getan.
    Zwei von ihnen waren Bible John als Journalisten bekannt, der dritte - ein Sachbuchautor - hatte für ein Werk über schottische Mörder ein Kapitel über den Fall geschrieben. Was den vierten anbelangte ... der hatte seinen Namen mit Peter Manuel angegeben. Der Bibliothekar dachte sich wohl nichts dabei, als er eine weitere Tagesbenutzerkarte ausstellte. Aber der echte Peter Manuel hatte in den Fünfziger Jahren bis zu einem Dutzend Menschen getötet und war dafür im Barlinnie-Gefängnis gehängt worden. Für Bible John war klar: Der Parvenü hatte über berühmte Mörder recherchiert und war im Verlauf seiner Studien auf Manuel und Bible John gestoßen. Dann hatte er beschlossen, seine Recherchen auf Bible John zu konzentrieren, und sich durch Lektüre von Zeitungen aus der Zeit gründlicher über den Fall informiert. »Peter Manuel« hatte nicht nur vom Scotsman , sondern auch vom Glasgow Herald die Jahrgänge 1968-1970 angefordert.
    Er war zweifellos gründlich in seinen Recherchen. Und die Adresse auf seiner Benutzerkarte war ebenso falsch wie sein Name: Lanark Terrace, Aberdeen. Der echte Peter Manuel hatte seine Morde in der früheren Grafschaft Lanark begangen.
    Aber auch wenn der Straßenname mit Sicherheit nicht stimmte, bei Aberdeen war sich Bible John keineswegs so sicher. Schon seine eigenen Nachforschungen hatten ihn dazu bewogen, den Parvenü im Großraum Aberdeen anzusiedeln. Diese

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