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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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auftreiben ließen, hatte man Andy Davis gebeten, Rebus' Identifizierung zu bestätigen. Als Rebus und Gill Templer eintrafen, wartete der Sozialarbeiter bereits. Er identifizierte den Toten, sprach mit Rebus kein Wort, bedachte ihn jedoch mit einem kalten Blick, bevor er ging.
    »Böses Blut?«, fragte Templer.
    »Besser als gar keins, Gill.«
    Bis sie ihren Kittel und Mundschutz anhatten, war Professor Gates schon bei der Arbeit. Während der amtlichen Identifikation war Roughs Leichnam mit einem Tuch bedeckt gewesen. Jetzt lag er nackt auf dem Tisch aus rostfreiem Stahl vor ihnen. Vorstehende Rippen, nahm Rebus zur Kenntnis. Er dachte an die Mahlzeit, die er für Rough zubereitet hatte. Widerwillig zubereitet hatte. Bohnen auf Toast. Wahrscheinlich seine letzte Mahlzeit überhaupt. Und schon bald würde Gates sie wieder zutage fördern. Rebus wandte das Gesicht halb ab.
    »Seekrank, Inspector?«
    »Kein Problem, solang wir nicht die Nase in den Stauraum stecken müssen.«
    Gates schmunzelte. »Aber unter Deck ist es doch am interessantesten.« Er nahm allerlei Messungen vor, murmelte die Ergebnisse seinem Assistenten, einem jungen Mann mit solariumbraunem Teint, zu.
    »Und wie fühlen Sie sich, Gill?«, fragte er endlich.
    »Überarbeitet.«
    Gates blickte zu ihr auf. »Ein hübsches Mädchen wie Sie sollte zu Hause sein und kräftige gesunde Kinder großziehen.«
    »Danke für das Vertrauensvotum.«
    Gates schmunzelte wieder. »Erzählen Sie mir nicht, es würde an Interessenten mangeln!«
    Sie zog es vor, die Bemerkung zu überhören.
    »Wie steht's mit Ihnen, John?«, bohrte Gates nach. »Liebesleben zufrieden stellend? Vielleicht sollte ich Amor spielen, Sie beide verkuppeln. Na, was würden Sie davon halten?«
    Rebus und Templer warfen sich einen Blick zu.
    »Für unsereins«, murmelte Gates weiter, »ist es nicht so, als war man Anwalt oder Schriftsteller, hab ich Recht? Wir sind nicht direkt der Hit auf Partys.« Er nickte seinem Assistenten zu. »Vergessen Sie das nicht, Jerry. Wenn Sie Ihren Job nicht verschweigen, kriegen Sie keine ins Bett.« Gates' abschließendes Lachen artete in einen Anfall von bellendem Husten aus, bei dem er fast zusammenklappte. Hinterher wischte er sich die Augen.
    »Zeit, mit dem Rauchen aufzuhören«, warnte ihn Templer.
    »Kann ich nicht. Dann hätte ich die Wette ja gleich verloren.«
    »Was denn für eine Wette?«
    »Zwischen Curt und mir: Wer mit zwanzig am Tag länger lebt.«
    »Das ist...« Templer hatte »abartig« sagen wollen, aber dann stellte sie fest, dass die Leiche geöffnet worden war, fast ohne dass sie es mitbekommen hatte, und sie begriff, warum Gates in einem fort plapperte: um die Anwesenden von seiner Arbeit abzulenken. Und vorübergehend war es ihm auch tatsächlich gelungen.
    »Eins möchte ich Ihnen gleich sagen«, erklärte der Rechtsmediziner, »seine Kleider waren feucht, und das deutet meiner Ansicht nach auf Regen hin. Ich hab mich erkundigt: Wir hatten heute früh einen kurzen Schauer und seitdem nichts mehr.«
    »Könnte er nicht davon nass geworden sein, dass er auf dem Pfad lag?«
    »Er lag auf dem Bauch. Feucht war die Rückseite seiner Kleider. Also hat er diesen Schauer abbekommen, ob noch lebendig oder tot, kann ich nicht sagen. Aber sein Haar war auch nass. Wenn man von einem plötzlichen Wolkenbruch überrascht wird, würde man sich dann nicht das Jackett über den Kopf ziehen?«
    »Hängt davon ab, in welcher Gemütsverfassung man ist«, erwiderte Rebus.
    Gates zuckte die Achseln. »Ich spekuliere bloß. Eines weiß ich aber mit Sicherheit.« Er strich mit einem Finger über den Körper, fuhr bläulich violette Flecke ab. »Livores mortis . Waren schon am Fundort vorhanden. Ich bin fünfundvierzig Minuten nach Auffinden der Leiche eingetroffen.«
    »Aber Totenflecke treten erst...?«
    »Na ja, streng genommen beginnen sie sich bereits in dem Augenblick zu bilden, da die Herztätigkeit aussetzt, sichtbar werden sie allerdings erst irgendwann zwischen einer halben Stunde und anderthalb Stunden nach dem Tod. Als ich ankam, waren sie schon deutlich ausgebildet.«
    »Wie steht's mit der Totenstarre?«
    »Die Augenlider waren erstarrt, ebenso das Kiefergelenk. Ich werde eine Kaliumprobe vom Auge nehmen, um die Todeszeit genauer einzugrenzen, aber im Augenblick würde ich darauf tippen, dass der Leichnam seit drei Stunden da lag, vielleicht länger.«
    Rebus trat einen Schritt näher. Wenn Gates Recht hatte - und das hatte er immer - konnte die

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