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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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jedenfalls die Begründung, die er sich in dem Moment gegeben hatte, aber vielleicht hatte er lediglich versucht, Fife vom Rest seines Lebens auszuschließen; war so sehr damit beschäftigt gewesen, an Janice zu denken, dass er Oakes' mehr als offensichtlichen Schachzug ignoriert hatte. Er küsste Patience auf das Haar. Verzerrte Perspektive, Unfähigkeit, geradlinig zu denken. Oakes gewann jede gottverdammte Runde. Die Bindung, die Rebus zwischen sich und Janice spürte, war unbestreitbar, aber letztlich bestand sie doch nur aus einer Reihe verpasster Gelegenheiten. Im Hier und Jetzt war Patience seine Geliebte. Patience war diejenige, die er in den Armen hielt und küsste.
    »Hab keine Angst«, sagte er zu ihr. »Es wird alles gut werden.« Sie rückte von ihm ab, wischte sich mit dem Ärmel ihres Morgenmantels über die Augen. »Mit deiner Stimme stimmt was nicht. Du klingst auf einmal total nach Fife.«
    Er lächelte. »Ich mach uns einen Tee. Du gehst wieder ins Bett. Wenn du mich brauchst, weißt du ja, wo ich bin.«
    »Nämlich?«
    »In der Kombüse, Deern.«
    »Es kann nur Oakes sein«, erklärte er.
    Er hatte Siobhan angerufen, um ihr zu danken. Patience hatte ihm gesagt, er solle sie zum Lunch einladen. Also saßen sie jetzt, in der Sonne, am Tisch im Wintergarten. Die Sonntagsblätter stapelten sich ungelesen in einer Ecke. Sie aßen Fleischsuppe, Schinken und Salat. Ein paar Flaschen Wein hatten sie auch schon geköpft.
    »Weißt du, was sie letzte Nacht gemacht hat?«, hatte Patience gesagt - und Siobhan gemeint. Dann an Rebus gewandt: »Hat angerufen, um zu hören, ob mit mir alles in Ordnung sei. Sagte, falls nicht, könne ich bei ihr übernachten.« Ein kleines, ein wenig beschwipstes Lächeln, und sie stand auf, um den Kaffee zu kochen. Da hatte Rebus die Gelegenheit genutzt, um seinen Verdacht auszusprechen.
    »Beweise?«, entgegnete sie, bevor sie ihr Glas leerte: bloß die zwei Gläser, sie musste fahren.
    »Nur so ein Gefühl. Er hat meine Wohnung beobachtet. Er weiß, dass ich der Letzte war, der Rough lebend gesehen hat. Er ist mit Janice ausgegangen, und jetzt ist Patience dran.«
    »Was hat er denn gegen Sie?«
    »Ich weiß es nicht. Vielleicht hätte es jeden von uns treffen können;
    ich hab lediglich den schwarzen Peter gezogen.«
    »Nach dem, was Sie sagen, geht er nicht so planlos vor.«
    »Stimmt.« Rebus schob eine Cocktailtomate auf seinem Teller herum. »Patience hat vor kurzem gemeint, das könnte alles bloß ein Manöver sein, um uns von seinem eigentlichen Vorhaben abzulenken.«
    »Und was könnte das sein?«
    Rebus seufzte. »Ich wünschte, ich wüsste es.« Er betrachtete wieder die Tomate. »Erinnern Sie sich noch an die Zeit, als es nur eine einzige Sorte Tomaten gab?«
    »Dazu bin ich zu jung.«
    Rebus nickte nachdenklich. »Glauben Sie, Patience kommt klar?«
    »Bestimmt.«
    »Ich hätte hier sein sollen.«
    »Sie sagte, Sie wären in Fife gewesen. Was haben Sie da gemacht?«
    »In der Vergangenheit gelebt«, antwortete er und spießte die Tomate endlich mit der Gabel auf.
    Er verbrachte den Rest des Tages zusammen mit Patience. Sie schlenderten erst durch den botanischen Garten, dann schauten sie bei Sammy vorbei. Patience hatte sie am Samstag dann doch nicht besucht, hatte nur angerufen und gesagt, es sei was dazwischengekommen, ohne ins Detail zu gehen. Jetzt hatte sie sich eine Lüge zurechtgelegt und Rebus entsprechend instruiert. Ein weiterer Spaziergang; diesmal mit Sammy im Rollstuhl. Für Rebus war es immer noch ein komisches Gefühl, mit ihr draußen unterwegs zu sein. Sie zog ihn deswegen auf.
    »Ist es dir peinlich, in Gesellschaft eines Krüppels gesehen zu werden?«
    »Red nicht so.«
    »Was ist es dann?«
    Aber er hatte keine Antwort für sie parat. Was war es? Er wusste es selbst nicht. Vielleicht waren es die Leute, wie sie alle gafften. Er verspürte den Drang, ihnen zu sagen: Sie wird wieder, sie wird nicht ewig in diesem Ding sitzen. Den Drang, ihnen zu erklären, wie es passiert war und wie gut sie damit klarkam. Ihnen zu erklären, dass sie normal war.
    »Dad«, sagte sie nach einer Weile, »wie stehen wohl die Chancen, dass ich noch einmal angefahren werde?«
    »Vergiss nicht, vor der Schlacht von Culloden hatten die Buchmacher zehn zu eins auf uns Schotten gewettet.« Sie lachte.
    Ihr Freund Ned, der sie begleitete, musste ebenfalls lachen. Patience nahm Rebus' Hand.
    Ein Sonntagnachmittagsspaziergang wie aus dem Bilderbuch. Und anschließend gab's

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