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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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folgte, schaute er im Vorbeigehen durch offene Türen und sah überall penibelste Ordnung: eine Strickarbeit auf einem Sessel;
    Zeitschriften in einem Gestell; staubfreie Nippes; blitzende Fenster.
    Das Haus stammte aus den Dreißigerjahren. Von außen schien es ganz aus Giebeln und Traufen zu bestehen. Rebus fragte, wie lange sie schon da wohnten.
    »Seit über vierzig Jahren«, erwiderte Mrs. Margolies mit unverkennbarem Stolz.
    Das war also das Haus, in dem Jim Margolies aufgewachsen war.
    Und ebenso seine Schwester. Aus den Akten wusste Rebus, dass sie im Badezimmer Selbstmord begangen hatte. Oft entschieden sich die Hinterbliebenen in einer solchen Situation dafür, das Haus zu verkaufen und woanders hinzuziehen. Aber es gab auch Familien, die gerade deshalb nicht wegzogen, weil etwas von dem geliebten Menschen in dem Haus zurückblieb und für immer verloren gewesen wäre, wenn sie es aufgegeben hätten.
    Die Küche sah ebenfalls mustergültig aufgeräumt aus; es stand nicht einmal eine Tasse oder Untertasse auf dem Trockengestell. An der Kühlschranktür war mit Hilfe eines Magneten in Form einer Teekanne ein Merkzettel befestigt, auf dem jedoch nichts stand. Mrs. Margolies fragte Rebus, ob sie ihm eine Tasse Tee anbieten könne.
    Er schüttelte den Kopf.
    »Trotzdem danke.« Er lächelte, beobachtete sie und dachte: Die Ehefrau weiß oft Bescheid ... Und: Manche Leute stellen einfach keine Fragen ...
    Hinter der Küche kam ein kurzer Flur mit zwei begehbaren Schränken - beide offen und mit Gartengeräten gefüllt - sowie die Hintertür, die ebenfalls offen stand. Sie traten ins Freie und gelangten in einen ummauerten, sehr gepflegten Garten. Rebus entdeckte einen Steingarten und daneben mehrere Blumenbeete. Ein kurz geschorener Rasen trennte diese von einem langen, schmalen Gemüsebeet. Am hinteren Ende des Gartens Bäume und Sträucher und, halb in einer Ecke versteckt, ein Gewächshaus, in dem sich jemand gerade zu schaffen machte. Rebus wandte sich zu seiner Begleiterin. »Danke, jetzt finde ich mich schon zurecht.«
    Und er überquerte den Rasen. Es war ein Gefühl, als ginge man über einen teuren Teppich. Er drehte sich einmal kurz um, bemerkte, wie Mrs. Margolies ihn von der Tür aus beobachtete. In einem der Nachbargärten brannte offenbar ein offenes Feuer. Rauch wallte über die Mauer. Rebus ging durch die Schwaden auf das Glashaus zu. Ein schwarzer Labrador spitzte die Ohren, als er seine Schritte hörte, richtete sich etwas auf und stieß ein halbherziges Bellen aus. Seine Schnauzhaare waren weiß, und er machte einen verwöhnten Eindruck: überfressen und, nicht mehr der Jüngste, durch zu wenig Bewegung verweichlicht. Die Tür des Gewächshauses glitt auf, und ein älterer Mann sah durch halbmondförmige Brillengläser seinem Besucher entgegen. Groß, grauhaarig, schwarzer Schnurrbart - genau wie Jamie ihn beschrieben hatte: der Mann, der nach Greenfield gekommen war, um Darren Rough zu sprechen.
    »Ja? Kann ich Ihnen helfen?«
    »Dr. Margolies, ich bin Detective Inspector John Rebus.« Margolies hielt die Hände hoch. »Sie werden verzeihen, wenn ich Ihnen nicht die Hand gebe.« Die Hände waren schwarz von Blumenerde.
    »Ich muss ebenfalls passen«, sagte Rebus und deutete auf seinen Arm.
    »Sieht böse aus. Was ist passiert?« Nicht so zurückhaltend wie die Frau Gemahlin. Aber vielleicht hatte sie auch ein halbes Leben lang geübt, sich Fragen zu verkneifen. Rebus beugte sich hinunter und kraulte dem Labrador den Kopf. Zum Dank klopfte sein dichter Schwanz auf den Boden.
    »Meinungsverschiedenheit gehabt«, erklärte Rebus.
    »In Erfüllung Ihrer Dienstpflichten, hm? Ich glaube, wir sind uns schon begegnet.«
    »Bei Hannahs Auftritt.«
    »Ach ja.« Er nickte langsam. »Sie wollten Ama sprechen.«
    »Damals, ja.«
    »Geht es jetzt auch um sie?« Margolies zog sich wieder ins Gewächshaus zurück. Rebus folgte ihm und sah, dass der alte Mann gerade dabei gewesen war, Keimlinge einzutopfen. Trotz des trüben Wetters war es warm im Gewächshaus. Margolies bat Rebus, die Tür zu schließen.
    »Damit die Wärme drinbleibt«, erklärte er.
    Rebus schob die Tür zu. Den größten Teil des verfügbaren Raums nahmen lange Arbeitstische ein, auf denen Reihen von Anzuchtschalen standen. Auf dem Boden stand ein Sack Blumenerde, aus dem Dr. Margolies einen schwarzen Plastikblumentopf füllte.
    »Was ist es für ein Gefühl, mit einem Mord davonzukommen?«, fragte Rebus.
    »Wie bitte?« Margolies nahm

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