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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Vertrags.«
    »Vertrag.« Oakes ließ sich das Wort auf der Zunge zergehen. »Ist schon lange her, dass ich einen Job hatte.«
    »Bloß in ein Mikro reden, für ein paar Fotos posieren, mehr wird gar nicht verlangt.«
    Oakes wandte sich zu ihm. »Für zehn Riesen spiele ich Ihnen auf Wunsch sogar die eine oder andere interessante Szene nach.« Stevens' Gesicht wurde um ein paar Nuancen blasser. Oakes betrachtete ihn aufmerksam, schätzte seine Reaktion ab.
    »Das wird wahrscheinlich nicht notwendig sein«, sagte Stevens. Oakes lachte; das »wahrscheinlich« gefiel ihm.
    Sein Zimmer sagte ihm zu. Stevens konnte für sich keines direkt nebenan bekommen, musste sich mit einem ein paar Türen weiter begnügen. Zahlte für die Zimmer im Voraus mit seiner Kreditkarte und sagte, er würde sie ein paar Tage lang brauchen. Als er wieder zurückkam, lag Oakes auf seinem Bett, die Schuhe noch an den Füßen, die Sporttasche neben sich. Er hatte nur eins ausgepackt: die zerlesene Bibel. Sie lag auf dem Nachttisch. Hübsches Detail: Stevens würde es in seinem Einführungsartikel verwenden.
    »Sind Sie religiös, Jim?«, fragte Oakes.
    »Nicht sonderlich.«
    »Schämen Sie sich. Aus der Bibel können Sie eine Menge lernen. Gab mal 'ne Zeit, da hatte ich keine Zeit für die heilige Schrift.«
    »Sind Sie regelmäßig in die Kirche gegangen?«
    Oakes nickte, scheinbar in Gedanken woanders. »Im Gefängnis gab's jeden Sonntag Gottesdienst. Ich war da Stammgast.« Er sah Stevens an. »Ich bin kein Gefangener, richtig? Ich meine, ich kann beliebig kommen und gehen?«
    »Das Letzte, was ich möchte, ist, dass Sie sich wie ein Gefangener fühlen.«
    »Da geht's mir genau so.«
    »Aber solang ich für Sie zahle, gibt's ein paar Regeln zu beachten. Wenn Sie das Haus verlassen, möchte ich, dass Sie mir Bescheid sagen. Ja, ich möchte mitgehen.«
    »Angst, dass die Konkurrenz mich abwirbt?«
    »Was in der Art.«
    Oakes drehte den Kopf herum, grinste. »Angenommen, ich will eine Frau? Wollen Sie dann in der Ecke sitzen, während ich sie bumse?«
    »An der Tür lauschen wird mir schon reichen«, antwortete Stevens. Oakes lachte, wand sich auf der Matratze. »Das weichste Bett, das ich je gehabt hab. Gut riecht's auch.« Er blieb noch einen Augenblick liegen, dann stand er mit einem einzigen Schwung auf. Stevens war von seiner plötzlichen Agilität überrascht.
    »Na, dann kommen Sie«, sagte Oakes.
    »Wohin?«
    »Raus, Mann. Aber keine Sorge, ich lauf nicht mehr als fünfzig Meter weit.«
    Stevens folgte ihm nach draußen, blieb aber vor dem Hotel stehen, als er bemerkte, wohin Oakes wollte.
    Zum Polizeiauto: Scheinwerfer noch an; drinnen drei Gestalten. Oakes spähte durch die Windschutzscheibe, ging auf die Fahrerseite, klopfte ans Fenster. Der, den er mittlerweile als Rebus kannte, kurbelte die Scheibe herunter.
    »Hey«, grüßte Oakes, nickte dann den beiden anderen zu - junge Frau und ein irgendwie nach Vorgesetztem aussehender Mann mit finsterer Miene. Oakes deutete zum Hotel. »Netter Laden, hm? Ist einer von Ihnen je in so was abgestiegen?« Sie schwiegen. Er legte einen Arm auf das Dach des Wagens, den anderen an die Tür.
    »Ich war...« Mit einem Mal wirkte er etwas unsicher. »Ja« - als wüsste er jetzt, wie er es formulieren sollte - »hat mir ganz schön Leid getan, das mit Ihrer Tochter. Mann, muss echt Scheiße gewesen sein.« Dabei sah er Rebus mit ausdruckslosem Blick an. »Eine der Leichen, die die mir angehängt haben, ein Mädchen, dürfte das gleiche Alter gehabt haben. Ich meine, das gleiche Alter wie Ihre Tochter. Sammy, so heißt sie doch, oder?«
    Rebus stieß seine Tür so abrupt auf, dass Oakes fast bis zum Rand des Kais zurückgeschleudert wurde. Der andere Mann - Rebus' Boss - stieß irgendeine Warnung aus; die junge Frau stieg ebenfalls aus. Jim Stevens kam vom Hotel herübergesprintet.
    Oakes hatte die Hände hoch über den Kopf erhoben. »Wenn Sie mich anfassen, ist es tätlicher Angriff.«
    »Sie lügen.«
    »Wie bitte?«
    »Ihnen wurde kein Mord an jemandem zur Last gelegt, der so alt wie meine Tochter war.«
    Oakes lachte, rieb sich das Kinn. »Tja, da haben Sie nicht Unrecht. Damit geht die erste Runde wohl an Sie, hm?«
    Die Beamtin hielt Rebus an einem Arm fest. Jim Stevens war nach dem kurzen Sprint ganz außer Atem. Der Oberboss saß weiterhin im Auto und guckte bloß.
    Oakes beugte sich ein Stückchen hinunter und spähte hinein. »Zu wichtig für das Ganze, hm? Oder fehlt Ihnen einfach der Mumm?

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