Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten
weiß.«
»Empfangskomitee am Flughafen war ebenfalls da.«
»Er heißt Rebus.«
»Wer?«
»Detective Inspector John Rebus. Ich bin schon ein paar Mal mit ihm aneinander geraten. Was hat er Ihnen gesagt?«
Oakes zuckte die Achseln. »Stand einfach so rum und bemühte sich, taff auszusehen. Ich hab im Knast Typen kennen gelernt, da würde er sich in die Hose machen.«
Stevens lächelte. »Sparen Sie sich das auf, bis das Band mitläuft.« Oakes hatte sein Fenster ganz heruntergekurbelt und hielt den Kopf in den grimmig kalten Fahrtwind.
»Stört Sie der Rauch?«, fragte Stevens.
»Nein.« Oakes bewegte den Kopf hin und her, wie unter einem Föhn. »Geschickt von Ihnen, mich in Heathrow ausrufen zu lassen.«
»Ich wollte der Erste sein, der Ihnen ein Angebot macht.«
»Zehn Riesen, richtig?«
»Ich glaube, zehn sind zu machen.«
»Exklusivrechte?«
»Muss sein, bei dem Preis.«
Oakes zog den Kopf wieder ins Auto. »Ich weiß nicht, wie gut ich sein werde.«
»Keine Sorge. Sie sind doch Schotte, oder? Wir sind geborene Geschichtenerzähler.«
»Ich schätze, Edinburgh hat sich verändert.«
»Sie sind eine Zeit lang nicht mehr hier gewesen.«
»Kann man sagen.«
»Kennen Sie immer noch Leute hier?«
»Ein paar Namen fallen mir schon ein.« Oakes lächelte. »Jim Stevens, John Rebus. Das sind schon mal zwei, und ich bin erst seit einer halben Stunde im Land.« Jim Stevens lachte. Oakes kurbelte das Fenster wieder hoch, streckte die Hand nach dem Autoradio aus und stellte es ab. Drehte sich auf seinem Sitz um, so dass Stevens seine volle Aufmerksamkeit hatte. »Erzählen Sie mir also von Rebus. Ich möchte mir ein Bild von ihm machen.«
»Warum?«
Oakes wandte den Blick nicht vom Reporter. »Jemand interessiert sich für mich«, sagte er, »also interessiere ich mich für ihn.«
»Gilt das also auch für mich?«
»Sie wissen nicht, was Sie für ein Glück haben, Jim. Sie haben einfach keine Ahnung.«
Stevens hatte Oakes außerhalb von Edinburgh unterbringen wollen.
Er hätte ihn für die Dauer der Interviews am liebsten von allen möglichen Ablenkungen fern gehalten. Aber Oakes hatte ihm am Telefon gesagt, es müsste Edinburgh sein. Es musste einfach sein. Also war es Edinburgh; ein diskretes Hotel in der Neustadt. Als er »Neustadt« hörte, musste Stevens lächeln. Überall sonst in Schottland verstand man darunter etwas wie Glenrothes und Livingston, in den Fünfziger- oder Sechzigerjahren aus dem Boden gestampfte Betonsiedlungen. In Edinburgh aber datierte die »Neustadt« aus dem achtzehnten Jahrhundert. Das war so ziemlich das Neueste, was die Stadt an sich duldete. Das Hotel war einst vermutlich eine Privatresidenz gewesen, über vier Stockwerke verteilt. Unaufdringliche Eleganz; eine ruhige Straße. Oakes warf einen Blick darauf und entschied, dass das nichts für ihn sei. Er sagte nicht, warum, blieb lediglich auf den Eingangsstufen stehen und atmete die Abendluft ein, während Stevens mit seinem Handy ein paar hektische Telefonate führte.
»Es wäre schon hilfreich, wenn ich wüsste, was Sie eigentlich wollen.«
Oakes zuckte lediglich die Achseln. »Ich werd's wissen, wenn ich es sehe.« Er winkte dem Streifenwagen zu, der mit noch eingeschalteten Scheinwerfern ein Stückchen abseits parkte.
»Okay«, sagte Stevens endlich. »Zurück in die Karre.«
Sie fuhren den Leith Walk entlang, direkt auf den Hafen von Leith zu.
»Ist das immer noch eine üble Gegend?«, fragte Oakes.
»Ändert sich. Neue Wohnsiedlungen, Scottish Office. Neue Restaurants und ein paar Hotels.«
»Aber ist immer noch Leith, ja?«
Stevens nickte. »Immer noch Leith«, räumte er ein. Aber als sie ans Wasser kamen und Oakes ihr Hotel sah, fing er sofort an zu nicken.
»Atmosphäre«, sagte er und blickte auf die Docks. Ein Containerschiff lag da vertäut, gleißende Bogenlampen, in deren Licht Schauerleute arbeiteten. Zwei Pubs, beide mit angeschlossenen Restaurants. Auf der anderen Seite des Hafenbeckens lag ein Schiff permanent vor Anker, das zu einem schwimmenden Nachtklub umfunktioniert worden war. Auch neue Wohnhäuser entstanden dort.
»Das Scottish Office liegt da grad ein Stück weiter«, erklärte Stevens und deutete in die entsprechende Richtung.
»Was glauben Sie, wie lang die das noch durchhalten?«, fragte Oakes, den Blick auf das Polizeiauto gerichtet, das gerade hielt.
»Nicht lang. Wenn sie nicht bald verschwinden, rufe ich unsere Anwälte an. Ich muss die sowieso anrufen, wegen Ihres
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