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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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gefährlich fühlt.« Ein freudloses Lachen.
    »Wie lang noch?« Rebus roch den Whisky in Stevens' Atem. Noch ein, zwei Minuten, und er hätte die Marke bestimmen können.
    »Paar Tage. Ist guter Stoff, warten Sie, bis Sie es gelesen haben.«
    »Wissen Sie, was die Yanks uns gesagt haben? Sie meinen, er wird wieder töten.«
    »Echt?«
    »Hat er nichts gesagt?«
    Stevens nickte. »Hat mir eine Liste mit seinen nächsten Opfern gegeben. Gibt 'ne hübsche Anschlussstory.« Stevens grinste schief, sah dann den Ausdruck in Rebus' Gesicht. »Sorry, sorry. Nicht sehr geschmackvoll. Ein Verlag hat Interesse bekundet. Meldet sich morgen oder übermorgen mit einem Angebot.«
    »Wie können Sie das nur tun?«, fragte Rebus leise. Stevens fand sein Gleichgewicht wieder. »Was tun?«
    »Das, was Sie tun.«
    »Klingt wie eine Zeile aus einem Motown-Song. Do what you do.«
    Er schniefte, hustete. »Das ist eine interessante Story, Rebus. Nichts anderes bedeutet er für mich: eine Story. Was bedeutet er für Sie?« Er wartete auf eine Antwort, bekam keine, wedelte rügend mit dem Finger. »Dieser Zettel, den Sie mir dagelassen haben - ›FINGER WEG VON IHM‹ -, dachten Sie, mir fällt es plötzlich wie Schuppen von den Augen, ich überlass ihn jemand anderem, einer anderen Zeitung? Denkste, Kumpel. Das hier ist nicht der Weg nach Damaskus.«
    »Ist mir schon aufgefallen.«
    »Und mein Schützling ist auch nicht der einzige Ex-knacki, der Schlagzeilen macht, hab ich Recht? Da ist jemand als Kinderschänder geoutet worden. Wie man hört, soll's ein Bulle gewesen sein.« Er machte »t-ch, t-ch«, wackelte wieder mit dem Zeigefinger. »Möchten Sie dazu Stellung nehmen, Inspector?«
    »Ficken Sie sich ins Knie, Stevens.«
    »Apropos, da fällt mir noch was anderes ein. Der Typ ist vierzehn Jahre im Knast gewesen, und jetzt sind wir in Leith, Edinburghs Pimperviertel Nummer eins, und er bekundet keinerlei Interesse.
    Können Sie sich das vorstellen?«
    »Vielleicht hat er anderes im Kopf.«
    »Würd mich nicht stören, wenn er eher aufs Hühnerficken stünde, solang er mir einen Buchvertrag verschafft.« Er rieb sich die Hände.
    »Sehen Sie sich uns beide an: Sie hier draußen, ich in dem schicken Hotel. Das gibt einem doch zu denken.«
    »Gehen Sie ins Bett, Stevens. Sie brauchen so viel Schönheitsschlaf, wie Sie nur kriegen können.«
    Stevens wandte sich ab, dann fiel ihm was ein, und er drehte sich noch einmal um. »Was gegen eine kleine Fotosession morgen Abend? Der Fotograf kommt dann sowieso, und ich dachte, das könnte eine nette Nebenspalte abgeben: Der Bulle, der kein Auge zumacht, solang der Killer auf freiem Fuß ist.«
    Rebus schwieg, wartete, bis der Reporter sich wieder abgewandt hatte. »Was wollte er in der Kirche?« Die Frage ließ Stevens erstarren. Rebus wiederholte sie. Stevens drehte sich halb nach ihm um, schüttelte langsam den Kopf, überquerte dann die Straße. Sein Gang hatte mit einem Mal etwas Müdes - etwas, das Rebus nicht deuten konnte. Er griff ins Auto nach den Zigaretten, steckte sich eine an. Schloss die Fahrertür und ging fünfzig Meter weit bis zum Ende der Straße, dann über die Brücke auf die andere Seite des Hafenbeckens, wo ein Schiff festgemacht war. Ein Schild ersuchte Gäste, Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen und spätnachts nicht zu viel Lärm zu veranstalten. Aber das Schiff wurde heute Nacht nicht benutzt, keine Party oder sonstige Feier. Unweit davon entfernt erhoben sich Gebäude mit »New York Loft-Style Apartments« für Yuppies, die im Rahmen der Leith-Renaissance entstanden waren. Rebus ging zurück zum Pub, aber der hatte inzwischen geschlossen. Die Angestellten waren wahrscheinlich noch drinnen und genehmigten sich einen Drink, während sie die Highlights des Abends noch einmal Revue passieren ließen. Rebus schlenderte zum Auto.
    Eine Stunde später hielt ein Taxi vor dem Hotel. Rebus' erster Gedanke: wieder eine Kassette für die Zeitung. Aber im Taxi saß ein Fahrgast. Er bezahlte, stieg aus. Rebus sah auf seine Uhr. Viertel nach zwei. Ein Hotelgast, der in der Stadt einen draufgemacht hatte. Er nahm einen Schluck aus seiner Viertelflasche, schob sich die Kopfhörer wieder auf die Ohren. String Driven Thing: »Another Night in This Old City«.
    Mehr als das war's nie...
    Vierzig Minuten später kam der Mann aus dem Taxi wieder aus dem Hotel heraus. Er winkte dem Nachtportier zu. Durch das offene Autofenster hörte Rebus, wie er »Gute Nacht« sagte. Er blieb draußen

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