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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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Bullenauto parkte am Ende der Straße, die Fahrerin beobachtete ihn. Er hatte sich gerade erst eine angezündet, als ihn der Gedanke durchfuhr: Du bist ein Reporter, der an einer Story sitzt. Du solltest da drinnen sein, versuchen, einen Ansatz zu finden, dir griffige Formulierungen überlegen. Oakes in der Kirche: Damit konnte eins der Kapitel des Buches beginnen. Also drückte er die Zigarette aus, steckte sie ins Päckchen zurück. Drückte die Tür auf und trat ein.
    Oakes war von der Bank verschwunden. Geräusch von fließendem Wasser. Stevens spähte ins Halbdunkel, erkannte nur langsam Einzelheiten. Eine Gestalt drüben beim Beichtstuhl. Oakes stand da, sah über die Schulter zu ihm und machte einen Buckel, während er durch die Öffnung des Vorhangs urinierte. Grinste, zwinkerte. Beendete sein Geschäft und zog den Reißverschluss wieder hoch. Dann schlenderte er den Gang entlang zurück, dorthin, wo Stevens stand und es nicht schaffte, nicht schockiert auszusehen. Oakes deutete nach oben zur Decke.
    »Musste den da oben wieder daran erinnern, wer hier der Boss ist, Jim.« Ging an Stevens vorbei und hinaus ins Tageslicht. Stevens blieb noch einen Augenblick stehen. In den Beichtstuhl pissen: eine Botschaft an Gott - oder an den Reporter? Stevens machte kehrt und verließ die Kirche, während er sich fragte, wie, zum Teufel, es mit seiner Welt so weit gekommen sein konnte.
16
    Das vierte Mitglied des Observierungsteams war ein junger Detective Sergeant namens Roy Frazer. Er war vergangenen Monat nach St. Leonard's gekommen - einer der seltenen Zugänge aus der Abteilung F, im abgelegenen Livingston. Die Kollegen aus Livingston liefen bei den Edinburgher Stadtbullen unter dem Spottnamen »F Troop«. Die Kollegen von St. Leonard's hatten ein paar Spitzen gegen Frazer losgelassen, aber er hatte sie anstandslos - oder jedenfalls mit Anstand - geschluckt. Der Farmer hatte ihn für das Team ausgesucht. Er fand, Frazer sei ein bisschen was Besonderes.
    Rebus saß neben ihm im Rover und hörte sich seinen Bericht an.
    »Das einzige nennenswerte Ereignis«, sagte Frazer, »war, dass die Leute vom Restaurant neben dem Pub da hinten sich meiner erbarmt und mir ein Abendessen rausgebracht haben.«
    »Sie machen Witze.« Rebus drehte sich nach dem fraglichen Pub um. Polizeistunde, und die abgefüllten Gäste begannen allmählich, sich widerwillig zu verziehen.
    »Möhrensuppe, danach irgendwelches Hühnerzeugs in Blätterteig. War gar nicht übel.«
    Rebus sah hinunter auf die Plastiktüte, die er sich mitgenommen hatte: zwei belegte Brötchen (Cornedbeef und rote Bete); Schokolade und Chips; ein paar Kassetten und der Walkman; eine Abendzeitung und ein paar Bücher.
    »Haben's auf einem Tablett rausgetragen. Eine halbe Stunde später sind sie mit Kaffee und Pfefferminzplätzchen wiedergekommen.«
    »Sie sollten besser aufpassen, Junge«, mahnte Rebus.
    »Gratismahlzeiten gibt's nicht. Wenn Sie erst einmal anfangen, sich schmieren zu lassen...«Er schüttelte trübselig den Kopf. »Ich meine, in Livingston mag das ja gegangen sein, aber jetzt sind Sie nicht mehr in der Pampa.«
    Frazer begriff endlich, dass er scherzte, und verzog das Gesicht zu einem Grinsen. Er war kräftig gebaut, spielte in der Polizei- Rugbymannschaft. Kurz geschorenes schwarzes Haar, kantige Kinnlade. Als er in St. Leonard's antrat, hatte er einen dichten Schnurrbart gehabt, ließ ihn sich aber dann aus welchen Gründen auch immer abrasieren. Die Haut darunter sah immer noch rosig und zart aus. Rebus wusste, dass er auf einer Farm aufgewachsen war -irgendwo zwischen Calder und der A70. Sein Vater bewirtschaftete den Hof noch immer. Eine Gemeinsamkeit mit dem Farmer, dessen Familie das Land um Stonehaven bebaut hatte.
    Ein weiteres gemeinsames Merkmal der beiden Männer: Sie waren eifrige Kirchgänger. Rebus ging ebenfalls in Kirchen, aber selten sonntags. Er mochte sie am liebsten, wenn sie - abgesehen von seinen Gedanken -leer waren.
    »Haben Sie das Logbuch?«, fragte Rebus. Frazer holte das DIN-A4- formatige Notizbuch hervor. Bill Pryde hatte um sechs Uhr Siobhan Clarke abgelöst und später notiert, dass Oakes und Stevens bis elf im Hotel geblieben und bis dahin nicht unten gewesen waren. Er hatte sich an der Rezeption erkundigt. Von Oakes' Zimmer aus war Kaffee für zwei bestellt worden. Prydes Interpretation: Sie arbeiteten. Um elf war ein Taxi vorgefahren, und beide Männer kamen aus dem Hotel heraus. Stevens hatte dem Fahrer einen großen

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