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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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dem Tag seiner Inhaftierung. Seine Gesichtshaut war erschlafft, und seine Augen hatten einen leblosen Ausdruck - trotz all der Vitamine und dem regelmäßigen Fitnesstraining.
    Er steckte eine Hand in die Tasche, berührte dort eine Rolle Banknoten. Er hatte in der Bar was getrunken, auf ein paar Managertypen eingequasselt. Dazu Stevens als stummer Partner.
    Stevens hatte schließlich aufgegeben, sie sich selbst überlassen.
    Oakes hatte während seiner Zeit im Bau allerlei Handwerkliches dazugelernt. Schlösserknacken etwa, und Taschendiebstahl. Von den Kreditkarten hatte er die Finger gelassen. So was ließ sich leicht zurückverfolgen, konnte einen in Schwierigkeiten bringen. Einzig Bargeld sollte sein Leitstern sein. Stevens wollte, dass er von der Zeitung abhängig blieb. Das war der Grund, warum er das Honorar zurückhielt. Schön, vorläufig war er auf Stevens angewiesen, aber das würde sich ändern. Und bis dahin hatte er noch was zu erledigen. Und das Geld würde ihm dabei helfen.
    Er verließ das Zimmer und ging hinunter in den ersten Stock. Am Ende des Korridors befand sich ein Fenster, das auf eine Reihe von Garagen hinausging. Sprung von zweieinhalb Metern bis zum Dach der nächsten Garage. Er hockte sich auf das Fensterbrett, wartete auf das Taxi. Hörte, wie es sich dem Hotel näherte. Er hatte Namen und Zimmernummer eines seiner Zechkumpane angegeben. Er passte den Augenblick ab, als das Taxi an Rebus' Wagen vorbeifuhr und der Detective aller Wahrscheinlichkeit nach am wenigsten mitbekam, dann sprang er in der Dunkelheit auf das Dach, ließ sich von da hinuntergleiten und landete auf festem Boden. Ohne sich eine Atempause zu gönnen, rannte er sofort weiter zur Mauer, die ihn zur Gasse und weg vom Hotel führen würde.
    Mit ein wenig Glück würde in einer Minute ein Taxi mit einem verärgerten Fahrer auf der Suche nach einem Ersatzfahrgast zurückkommen.
    Um vier Uhr früh, schätzte Darren Rough, würde er sich wohl trauen können. Alle würden schlafen. Er hatte alles in allem Glück gehabt: Letzte Nacht spät unterwegs, hatte er auf dem Heimweg eine frühe Ausgabe seiner Zeitung mitgenommen und darin seine - bösartig entstellte - Geschichte gefunden. Er hatte in der Wohnung gesessen, ganz leise im Hintergrund Radio Two gehört, um die Nachbarn nicht zu stören. Sie hatten Kinder. Kinder brauchten Schlaf, jeder wusste das. Das Radio kaum hörbar, Tee und Toast, im Sessel am Gasofen. Dann hatte er diesen Artikel entdeckt. Hatte nur die ersten paar Absätze gelesen, gerade genug, um den Drang zu verspüren, die Zeitung zusammenzuknüllen, im Zimmer auf und ab zu laufen, zu hyperventilieren. Er atmete in eine Papiertüte, bis der Anfall vorüber war. Fühlte sich kraftlos, kroch auf Händen und Knien ins Bad. Spritzte sich Wasser aus der Kloschüssel auf Gesicht und Nacken. Stemmte sich hoch, blieb eine Weile auf dem Klo sitzen, Kopf unter der tonnenschweren Last gebeugt. Als seine Beine ihm wieder gehorchten, strich er die Zeitung glatt, breitete sie auf dem Fußboden aus und las den Artikel.
    Geht's also wieder los , dachte er.
    Wusste, dass er noch vor Tagesanbruch da raus musste. Verbrachte den Rest der Nacht draußen auf den Straßen, die Knochen kalt und schmerzend vor Müdigkeit. Sobald's ging, in ein Cafe und frühstücken. Sein Sozialhelfer war erst um neun im Büro, meinte, er würde mit einem Anwalt reden und rauskriegen, welche Handhabe sie konkret für eine Beschwerde hätten. Meinte, es würde alles gut werden.
    »Wir müssen es bloß aussitzen.«
    Leicht gesagt, wenn man in einem warmen Büro hockte; dazu wahrscheinlich eine liebende Familie, die einen zu Hause erwartete. Sein Sozialarbeiter fuhr einen Kombi: im Gepäckraum Kinderfußballschuhe. Familienvater mit ruhigem Bürojob.
    Den Rest des Tages hielt Darren Abstand von Greenfield. Lief bis zum botanischen Garten, tat so, als interessierte er sich für die Pflanzen. Wärmte sich in den Gewächshäusern auf, machte ein gutes Dutzend Runden. Zurück ins Zentrum, Princes Street Gardens, ergatterte ein Stündchen Schlaf auf einer Parkbank, bis ein Polizist ihn aufforderte weiterzugehen. Ein paar Tippelbrüder wurden auf ihn aufmerksam. Sie boten ihm Zigaretten und starkes Lager an. Er blieb eine Stunde bei ihnen, aber sie gefielen ihm nicht: zu verlottert, ganz und gar nicht sein Geschmack.
    Kunstgalerien, Kirchen - in Edinburgh gab's eine Menge Orte, wo man umsonst reinkam. Als es Abend wurde, schätzte er, dass er einen

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