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Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
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noch bevor er dieses Refugium erreicht hatte, war Darren Rough in seine Gedanken eingebrochen. Der Flur war halb voll von Plakaten. Sie standen nebeneinander an der Wand und rochen noch immer nach frischer Farbe. Pappkartons, flach aufgeschnitten und auf der unbedruckten Seite mit Sprüchen beschriftet: VERNICHTET ALLE UNGEHEUER! FINGER WEG VON UNSEREN KINDERN! HÄNGEN WIR DEN PERVERSEN AUF!
    Vernichtet alle Ungeheuer , dachte Cal, während er auf seinem Bett lag und eine Zigarette rauchte. Er stand abrupt auf, hämmerte gegen die andere Wand.
    »Verdammte Scheiße, könnt ihr vielleicht endlich die Schnauze halten?«
    Schweigen, dann ersticktes Lachen. Für einen Augenblick stand Cal kurz davor, zu den beiden ins Zimmer zu stürmen, aber er wusste, was seine Mum dann mit ihm gemacht hätte. Und außerdem war er nicht im Geringsten scharf darauf, sie jetzt so zu sehen.
    Vernichtet alle Ungeheuer.
    Die Klingel. Welcher Wichser erdreistet sich um diese Uhrzeit...? Cal ging nachsehen. Erkannte die Frau. Sie sah verwirrt aus, rieb sich fortwährend die Hände, als würde sie irgendwas auswaschen.
    »Du hast nicht unsern Billy gesehen, oder?« Es war Joanna Horman, Billys Mum. Billy war einer von Jamies Freunden. Cal rief ihn, und Jamie kam aus dem Wohnzimmer.
    »Hast du Billy Boy gesehen?«, fragte Cal. Jamie schüttelte den Kopf. Er hatte eine Tüte Chips in der Hand. Cal wandte sich wieder zu Joanna Horman. Ein paar seiner Freunde fanden, dass sie ganz okay aussah. Aber im Augenblick sah sie voll scheiße aus.
    »Was ist los?«, fragte er.
    »Er ist so gegen sieben zum Spielen aus dem Haus, seitdem hab ich ihn nicht mehr gesehen. Ich dachte, vielleicht ist er zu seiner Oma, aber als ich sie gefragt hab, wusste sie von nix.«
    »Ich geh grad fragen. Warten Sie'n Moment.« Er ging an Vans Tür und hämmerte dagegen. Gute Ausrede, um die beiden endlich zu unterbrechen. »Hey, Ma, ist Billy Horman heute Abend hier gewesen?«
    Geräusche von innen. Joanna Horman hatte sich gegen die Tür gelehnt und wirkte, als würde sie jeden Augenblick zusammenklappen. Kein übler Körper, entschied Cal. Bisschen wabbelig, aber auf Weiber, die nur Haut und Knochen waren, stand er sowieso nicht. Die Tür des Schlafzimmers seiner Mutter öffnete sich. Van hatte ihr Kleid an, zupfte es sich hier und da zurecht. Da drunter gar nichts, jede Wette. Sie zog die Tür schnell hinter sich zu; unmöglich festzustellen, wer sonst noch im Zimmer war.
    »Ist was, Joanna?« Drängte sich dabei an Cal vorbei, als sei er gar nicht da.
    »Geht um Billychen, Van. Er ist verschwunden.«
    »O Scheiße. Komm rein ins Wohnzimmer.«
    »Ich weiß einfach nicht, was ich tun soll.«
    »Wo hast du schon gesucht?«
    Cal folgte den zwei Frauen ins Wohnzimmer.
    »Überall. Ich glaub, allmählich wird's Zeit, dass ich die Bullen rufe.«
    Van schnaubte. »Klar doch, die wären auch in null Komma nix hier. Das Einzige, was diese Arschlöcher interessiert, ist, Perverse zu beschützen...« Ihre Stimme verebbte; zum ersten Mal sah sie ihren Sohn an. Sie kannten sich so gut, dass keine Worte nötig waren.
    »Joanna, Schätzchen«, sagte Van leise, »du rührst dich hier nicht vom Fleck. Ich geh und trommel die Leute zusammen. Wenn dein Billy hier irgendwo in der Siedlung ist, dann finden wir ihn, keine Sorge.«
    Binnen einer halben Stunde hatte Van die Suchtrupps organisiert. Leute gingen von Tür zu Tür und stellten Fragen, rekrutierten weitere Freiwillige. Jamie war ins Bett geschickt worden, schlief aber nicht, und Joanna Horman saß mit einem großen Glas Cola- Rum im Wohnzimmer. Cal hatte sich angeboten, ihr Gesellschaft zu leisten. Sie hockte auf dem Sofa und er auf dem Sessel. Er brachte keinen Ton heraus. Normalerweise war er nicht auf den Mund gefallen. Er merkte, dass ihr Kummer - die Weichheit, die er ihr verlieh - ihn irgendwie erregte. Aber er schämte sich, dass sie ihn so anmachte. Sein Gehirn lief auf Hochtouren, so als ob er zu viel getrunken oder Speed geschluckt hätte.
    Er stand auf, öffnete die Tür zu Jamies Zimmer.
    »Steh auf, du, und kümmer dich um Billys Mum. Ich muss noch mal raus.«
    Dann öffnete er die Wohnungstür und trat hinaus auf die Galerie. Die Treppe runter und raus in die Nacht. Gegenüber befanden sich ein paar Garagen. Zu einer davon besaß er den Schlüssel. Er bewahrte darin ein paar Sachen auf. Es war Jerry Langhams Garage, aber Jerry saß drei bis fünf Jahre in Saughton ab und hatte noch sechs Monate vor sich, bevor er von

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