Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten

Titel: Inspector Rebus 10 - Die Seelen der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Rankin
Vom Netzwerk:
anderer - die Sünden von Männern, die ihrerseits Rough missbraucht hatten - auf Roughs Schultern geladen hatte.
    Rebus rieb sich die Augen. Es war für ihn kein ungewohntes Gefühl, die Last der Schuld auf sich zu spüren. Er trug Jack Mortons Tod mit sich herum. Aber etwas hatte sich geändert. Früher hätte er nicht allzu viele Gedanken an Darren Rough verschwendet, hätte sich gesagt, dass Rough bekommen hatte, was er verdiente - weil er eben das war, was er ganz offensichtlich war. Aber noch früher... als der Bulle, der er einmal, vor so langer Zeit gewesen war, hätte er sich mit Roughs Story nicht an die Boulevardblätter gewandt. Vielleicht hatte Marie Henderson ja doch Recht: Bei Ihnen drin ist irgendwas schief gelaufen .
    Er bewunderte Alan Archibalds Beharrlichkeit, fragte sich aber, was passieren würde, wenn sich herausstellen sollte, dass er sich irrte . Würde er dann Cary Oakes trotzdem weiterverfolgen? Würde er noch ein Stück weitergehen und sich nicht mehr mit einer bloßen Verfolgung begnügen...? Rebus starrte hinaus in den Nachthimmel. Ist alles ganz schön kompliziert hier unten, was, alter Mann?
    Er fragte sich, wem die Observierung eigentlich nutzte. Oakes schien daraus seinen eigenen Vorteil zu ziehen, kam und ging, wie es ihm passte, und sorgte dafür, dass sie es auch erfuhren. So dass all ihre Anstrengungen für die Katz zu sein schienen. Er schloss die Augen, hörte auf die gelegentlichen Durchsagen im Polizeifunk, und seine Gedanken schweiften allmählich zu Dämon Mich ab. Das Schiff schien sich als eine weitere Sackgasse zu erweisen. Dämon war aus der Welt ausgestiegen, seinem Leben entwischt.
    Von Dämon kam er auf Janice und von ihr auf das Ende seiner Schulzeit, als alles in seinem Leben begonnen hatte, kompliziert zu werden.
    Alec Chisholm war eines Tages verschwunden - und nie wieder aufgetaucht.
    Rebus war zur Schulabschlussfeier gegangen, hatte Mitch etwas sagen wollen.
    Dann hatte Janice ihn k. o. geschlagen, ein paar Halbstarke waren über Mitch hergefallen, und mit einem Mal war Rebus' ganzes Leben entschieden...
    Ein Geräusch riss ihn aus seinen Gedanken. Er meinte, es sei von hinter dem Hotel gekommen, und beschloss nachzusehen. Parkplatz und Lieferanteneingänge lagen in tiefer Dunkelheit, aber er leuchtete mit seiner Stablampe umher. Schaute hinauf zu den Fenstern des Hotels. Man konnte sehen, wo die Korridore verliefen; deren Fenster waren noch erleuchtet. Eines der Fenster stand offen, die Gardinen flatterten. Rebus beschrieb mit der Stablampe von da aus einen Bogen nach unten, bis der Strahl auf dem Dach einer von drei nebeneinander stehenden Einzelgaragen landete. Vom Hotelgrundstück waren sie durch eine Mauer abgetrennt. Rebus stemmte sich hoch und kletterte hinüber. Eine enge Gasse, auf dem Boden Pfützen und Abfall. Keine Menschenseele zu sehen, allerdings Fußabdrücke im Schlamm. Er folgte der Spur. Sie führte ihn um eine Fabrik und ein Mietshaus herum, dann weiter zur stark befahrenen Bernard Street, wo selbst noch zu dieser Uhrzeit Autos und Taxis vor roten Ampeln hielten. Wo Betrunkene heimwärts torkelten. Ein Mann gab eine anspruchsvolle Tanznummer zum Besten und lieferte sich dazu selbst die musikalische Begleitung. Seine Begleiterin schien das urkomisch zu finden. Can: »Tango Whiskyman«.
    Von Cary Oakes war nichts zu sehen, nicht das Geringste, aber Rebus wurde das Gefühl nicht los, dass er da irgendwo war. Er ging denselben Weg zurück, blieb vor einem Müllcontainer stehen, der neben einem der Lieferanteneingänge aufgestellt war, zog die leere Flasche aus der Tasche und warf sie hinein.
    Spürte, wie sein Kopf einen Ruck nach vorn machte, als ihn ein Schlag von hinten traf. Ein durchdringender Schmerz. Er hob, die Augen zusammengekniffen, eine Hand, drehte sich halb um. Ein zweiter Schlag zog ihn aus dem Verkehr.
    Es war stockdunkel, und als er sich bewegte, echote es dumpf stählern.
    Und es stank.
    Er lag auf etwas Weichem. Über ihm Stimmen, dann ein blendendes Licht.
    »O je, o je.«
    Zweite Stimme, amüsiert. »Rausch ausschlafen, Sir?« Rebus hielt sich eine Hand über die Augen, spähte an jäh aufsteigenden Wänden hinauf. Zwei Köpfe kamen über dem Rand ins Bild. Er kniete sich hin, rutschte aus, als er sich aufzurichten versuchte. Seine Hände brannten. Im Schädel pochender Schmerz.
    Er war... er wusste, wo er war. In einem Müllcontainer, dem hinter dem Hotel. Unter ihm durchweichte Pappkartons und Gott weiß, was sonst noch.

Weitere Kostenlose Bücher