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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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auf Burdens Gesicht sah er, dass dieser dankend darauf verzichten wollte. Claudia trank ihre Portion genüsslich aus, stellte den Becher klappernd auf die Untertasse und meinte: »Ich kann mich an Dusty noch ganz genau erinnern. Er sah ziemlich attraktiv aus. Ich habe ihn ziemlich toll gefunden. Du bist zwar schrecklich gewöhnlich, habe ich mir gedacht, aber ich hatte ja schon immer einen Hang fürs Derbe.«
    »Ach, Cee, du bist schrecklich «, prustete Maeve in ihren Becher.
    Tredown hatte die Augen geschlossen, ob vor Müdigkeit oder vor Abscheu ließ sich nicht erkennen. »Sie hatten ihn als Chauffeur engagiert?« Wexford ließ sich nicht beirren.
    »Ein- oder zweimal. Hauptsächlich ging es darum, den Wagen zu reparieren . Das arme alte Auto stand schon seit ewig und drei Tagen herum. Em konnte damals nicht fahren. Das ist … ach, ganz lange her. Em, wann hast du deine Fahrprüfung bestanden?«
    »Im Dezember 97«, antwortete Maeve.
    »Ich hab’s nie gelernt. Wissen Sie, mein Kopf steckt immer in den Wolken. Das wäre nicht gut gegangen. Owen ist früher gefahren, ich meine, er kann fahren, allerdings hat er bei einem Unfall jemanden getötet. Er ist rechts abgebogen, ohne zu schauen, und hat jemanden umgefahren, und die Person ist gestorben. Damals ist er mit mir verheiratet gewesen. Vielleicht hatte es etwas damit zu tun.«
    Tredown gelang es, sich aufzusetzen und so laut zu sprechen, dass er danach fertig war, auch emotional. »Claudia, sei still. Wenn du nur Unsinn reden kannst, dann geh.« Restlos erschöpft legte er sich zurück. Schweißperlen standen ihm im Gesicht.
    Burden fragte ungerührt: »Können wir wieder auf Dusty zurückkommen? Wo kam er her?«
    Anscheinend war Maeve zu der Erkenntnis gekommen, dass sie und Claudia weit genug gegangen waren. »Er war einer von den Erntehelfern gewesen, die auf Grimble’s Field …«
    »Moment mal, Mrs. Tredown«, warf Wexford ein, »sprechen wir von der Zeit vor acht oder vor elf Jahren?«
    »Natürlich vor elf Jahren. Vor acht Jahren sind sie nicht auf dem Grundstück gewesen. Das war 95. Eines Tages kam Dusty durch unseren Garten, als ich draußen war, und hat gefragt, ob wir für ihn Arbeit hätten. Ich habe zurückgefragt, ob er Erfahrung als Mechaniker hätte, weil wir dieses Auto hatten, das seit Jahren niemand mehr bewegt hat, und ob er es für uns richten und fahren könnte. Na ja, das hat er gemacht, und wir haben ihn bezahlt. Und, stellt Sie das zufrieden?«
    »Nicht ganz, Mrs. Tredown. Sie sagen, das sei vor elf Jahren gewesen. War das, bevor Mr. Grimble und Mr. Runge die Pflücker vom Grundstück verjagt hatten, oder danach?«
    »Natürlich danach, Dummchen«, antwortete Claudia an ihrer Stelle. »Er wollte einen Job, weil er seinen als Erdbeerpflücker verloren hatte. Was sonst?« Sie wandte sich wieder ihrem Curd zu, das inzwischen so weit war, dass sie einen Löffel von der gelben Masse in eine Untertasse gießen konnte, um zu sehen, ob sie geliert sei. Sie musterte sie prüfend, schnüffelte daran, nickte und meinte dann zu Wexford: »Mögen Sie Lemon Curd?«
    »Sehr«, sagte er und fügte dann rasch hinzu, »aber nicht jetzt. Ist Dusty für Sie gefahren, nachdem er den Wagen gerichtet hatte?«
    »Er hat uns ein paarmal zum Einkaufen gefahren und ein bisschen im Garten gearbeitet. Und eine Waschmaschine hat er angeschlossen.« Maeve zuckte die Achseln. »Sie können sich doch nicht wirklich für diese Kleinigkeiten im Haushalt interessieren. Er ist nur zwei oder drei Wochen bei uns gewesen.«
    »Aber drei Jahre später ist er wiedergekommen?«
    Endlich hatten Wexford und Burden sichtbar einen empfindlichen Nerv getroffen. Claudia hielt ihren Löffel ein paar Sekunden starr in die Luft, während Maeve, die in einer ungewöhnlich fürsorglichen Geste ihrem Mann die Stirn gefühlt hatte, reglos verharrte. Ihre Hand lag auf der feuchten ockerfarbenen Haut. Die Exfrau erholte sich als Erste.
    »Dusty ist herübergekommen, um Hallo zu sagen, das ist alles. Er meinte, er würde demnächst eine Frau namens Bridget heiraten.«
    Vermutlich waren das die ersten ernsten Sätze, die Wexford jemals aus dem Mund von Claudia Ricardo vernommen hatte. »Haben Sie ihm Geld gegeben?«
    »In der Tat.« Maeve nahm ihre Hand von Tredowns Braue. Er war eingeschlafen. »Damals ist es uns sehr gut gegangen. Der erste Himmel hatte lange Zeit auf der Bestsellerliste gestanden. Das war einmal.« Sie warf einen Blick auf den Schlafenden. »Er konnte nie eine adäquate

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