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Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote

Titel: Inspector-Wexford 22 - Der vergessene Tote Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ruth Rendell
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Fortsetzung schreiben. Weiß der Himmel, warum nicht. Ich habe Dusty hundert Pfund als Hochzeitgeschenk gegeben.«
    »Das war alles?«
    » Verzeihung ? Er konnte sich verdammt glücklich schätzen, dass er das bekommen hat.«
    »Woher kam der Rest?«
    Wexford sah den Regenrinnsalen zu, die an seinem großen Bürofenster herunterliefen. Die Wasserschlieren verzerrten die Bäume draußen zu einer goldbraunen Mischung. Der dicht bewölkte Himmel war blass und farblos. »Vielleicht lügt sie, Mike, aber ich frage mich, warum. Ist dir klar, dass wir nicht einmal seinen Vornamen kennen? Aus seinem Spitznamen schließen wir, dass er Miller hieß, und auf Grund des T-Shirts mit Vornamen Sam. Aber das ist reine Vermutung. Wir wissen nur, dass er tot ist, ermordet von Ronald McNeil. Oder um auch das zu korrigieren: Irene McNeil behauptet, er habe ihn getötet und dann auch noch in Notwehr. Wir müssen uns unbedingt mit Bridget Cook treffen. Das kann Hannah übernehmen. Sie soll ihr ein Loch in den Bauch fragen. Vielleicht weiß sie etwas über die tausend Pfund. Eines wird sie mit Sicherheit wissen: Dustys wirklichen Namen.«
    »Ich habe nie viel von dem Tee gehalten, den wir hier drinnen bekommen«, stellte Burden fest. Der Rest des Satzes geriet zu einer beinahe poetischen Übertreibung, was sonst nicht sein Stil war. »Aber im Vergleich zu der Brühe, die uns Claudia vorgesetzt hat, ist das Himmelsnektar.« Er hob die Tasse an die Lippen und trank genießerisch. »Ausgezeichnet. Maeves Bemerkung, Tredowns spätere Romane seien nicht sonderlich gut gewesen, war ein bisschen brutal.«
    »Sie ist brutal. Trotzdem hat sie leider recht.«
    Burden zog die Augenbrauen hoch.
    »Dora hat mir zwei seiner Bücher aus der Leihbücherei geholt, seine beiden letzten, meine ich. Sie können Der erste Himmel nicht das Wasser reichen. Der erste Himmel hat mir nicht gefallen, ich mag keine Fantasy. Trotzdem konnte ich erkennen, dass es ein gutes Buch war. Die anderen konnte ich nicht einmal zu Ende lesen. Eines habe ich bis zur Hälfte geschafft und beim anderen nur ein Kapitel. Der erste Himmel endet mit der Ankunft des Menschen auf Erden, des Menschen, wie wir ihn kennen, und nicht als halber Affe. Im ersten Fortsetzungsroman – er heißt Nach Seinem Bilde , und das sagt alles – schreibt er über Adam und Eva im Garten Eden und über die Vertreibung aus dem Paradies, während sich in Der erste Himmel alles um die Evolution und den Tod der Götter dreht. Der Mann hat ein Problem: Er ist von der Bibel wie besessen.«
    Sobald von Literatur die Rede war, bekam Burden immer einen verschleierten Blick. So auch jetzt wieder. »Und warum das? Ich meine, sind die anderen deshalb nicht so gut?«
    »Wahrscheinlich hat er es nicht lange fertig gebracht, auf biblische Themen zu verzichten. Und Bibelthemen interessieren die Leute nicht mehr sonderlich. Mich auch nicht, ganz im Gegensatz zu Evolution und klassischer Mythologie. Er hat nicht nur einen Fehler gemacht, weil er sein altes Thema wieder aufgegriffen hat, sondern weil er eines gewählt hat, das wie ein Widerspruch zu seinem neuen Thema erschien. Verstehst du, was ich meine?«
    »Vermutlich, aber leider verstehe ich davon nichts. Ist das denn wichtig?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Wexford. »Keine Ahnung, was in diesem Fall wichtig ist oder nicht.«
    Bridget Cook zu finden, war nicht schwierig, aber ein Besuch bei ihr zu Hause schon. »Sie wird sich mit Ihnen nicht in ihrer Wohnung treffen wollen«, meinte Michelle Riley. »Ihr Kerl ist die ganze Zeit daheim, und wenn Sie ein Wort über einen Mann sagen, den sie vor ihm gekannt hat, dreht er durch. Und dann bekommt sie ordentlich Prügel, das steht fest.«
    Hannah hatte Glück. Als sie anrief, war Bridget Cooks Partner nicht daheim. »Ist bei der Stütze«, hieß es. »Hier kann ich mich nicht mit Ihnen treffen«, meinte Bridget, »nicht wenn Sie über Samuel reden wollen.«
    »Über wen?«, fragte Hannah.
    »Samuel. So heißt er. Samuel Miller. Ich habe nie Dusty zu ihm gesagt, auch wenn es alle anderen taten.«
    Sie verabredeten sich in einem Café in Norbury, einen halben Kilometer von Hannahs gemeinsamer Wohnung mit Bal Bhattacharya entfernt. Hannahs Mutter hatte einen speziellen Ausdruck für weibliche Wesen gehabt, die äußerlich nicht sehr gepflegt aussahen. Damit belegte sie allgemein Frauen, die das Fernsehen in Glasscherbenvierteln oder in 08/15-Schulen, wie sie es nannte, interviewte. »Sie sieht ein bisschen verzupft aus« –

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